Berichte Die Hotellerie als Arbeitgeber: 4 Best-Practice-Beispiele

Zimmermädchen bei der Arbeit
Zufriedene Mitarbeitende sind wichtig für einen gut funktionierenden Betrieb. © hedgehog94 - stock.adobe.com

Das Image der Branche als Arbeitgeber ist durchwachsen. Doch sie weiß um ihre HR-Hausaufgaben. Vier Hospitality-Stimmen berichten aus der Praxis.

Top 3 bei Kununu: Freigeist & Friends

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Hier sollen sich nicht nur Gäste sonder auch Mitarbeitende wohlfühlen. - © Freigeist & Friends

"Nicht nur die Gäste sollen sich in unseren Freigeist Hotels und dem Hardenberg Burghotel willkommen fühlen, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", betont der geschäftsführende Gesellschafter Georg Rosentreter. Was offenbar gelingt und durch den aktuellen Platz 3 unter den Hotels im Kununu-Ranking belegt wird. Schon der Hotelname, vielmehr der damit verbundene Spirit, scheint eine Rolle zu spielen.

Georg Rosentreter nennt die „offene Kommunikation, die Freiheit, so zu sein, wie man ist und das Bewusstsein, seine Meinung und Ideen frei mitteilen zu können“, neben flachen Hierarchien als Pluspunkte. Zu den Benefits zählen aber unter anderem auch Vergünstigungen im Restaurant und bei Übernachtungen – inklusive Partnerhotels –, kostenlose Yoga-Stunden und Weiterbildungsmaßnahmen. Zu den Bewertungs­plattformen sagt der Freigeist-Gründer: „Nur durch ehrliches Feedback kann man etwas verändern. Wir werden auf Punkte aufmerksam, die uns vielleicht vorher nicht richtig bewusst waren. Daher sind Kununu und Co. ein gutes Tool der Reflexion für uns.“

Kununu-Ranking: Score-Sieger und -Verlierer in der DACH-Region

Fürsorgliche Arbeitgebering: Hilton

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Hilton wird in Deutschland kontinuierlich als ­„Great Place to Work“ ausgezeichnet. - © Hilton/Oliver Pracht

Die Hotelkette wird in Deutschland seit 2019 kontinuierlich als „Great Place to Work“ ausgezeichnet. Einer der Gründe kann mit „Fürsorge“ überschrieben werden. Der „Hilton Care for All Hub“ unterstützt Teammitglieder und ihre Angehörigen in allen Lebensphasen, sei es bei der Betreuung von Kindern, älteren Generationen, Haustieren oder der Verbesserung des eigenen psychischen Wohlbefindens. „Go Hilton“ heißt ein Reiseprogramm für Teammitglieder, ihre Familien und Freunde, die vergünstigten Zugang zu den mehr als 7.000 Hilton-Häusern weltweit haben.

Hilton ist in Deutschland darüber hinaus eine Partnerschaft mit den Praunheimer Werkstätten eingegangen, um Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Aufnahme einer Beschäftigung zu unterstützen. Alle Teammitglieder können sich zudem um einen Sabbatical-Monat bei voller Bezahlung und ein Stipendium von 5.000 US-Dollar bewerben, um eine lebensverändernde Erfahrung zu machen, beispielsweise ein Projekt zu unterstützen oder ein persönliches Ziel zu erreichen.

Crew-Gedanke: Im Papa-Rhein

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Papa Rhein überprüft regelmäßg Bewertungsportale. - © Papa Rhein/Joschka Link

„Wir sind sehr stolz auf den Kununu Score von 4,7 und 97 Prozent Weiterempfehlung“, sagt Nadine Gabel, Direktorin im Papa Rhein Hotel Bingen. „Wir überprüfen die Bewertungsportale regelmäßig und sehen sie als wichtige Orientierungshilfe in puncto Mitarbeiterzufriedenheit. Wenngleich wir das persönliche Gespräch präferieren und höher gewichten. Kritische Bewertungen nehmen wir als wichtigen Anhaltspunkt, um das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen und Arbeitsprozesse sowie -klima zu hinterfragen.“

Und wie stärken die Verantwortlichen die Mitarbeiterzufriedenheit? Flache Hierarchien, ein angenehmes Arbeitsklima, die Teammitglieder sind aufgerufen, eigene Akzente zu setzen. Regelmäßig finden Meetings und Seminare statt, die neben beruflichen Inhalten die persönliche Weiterentwicklung im Fokus haben. Es gibt Mitarbeiter-Feste und Teambuilding-Events, etwa zu Standort und Corporate Identity passende Kapitänstrainings, SUP-Kurse oder Baumpflanzaktionen. Sportkurse werden ebenso angeboten wie eine jährliche Gratis-Übernachtung inklusive Frühstück, Rabatte auf Zimmerpreise, Spa-Anwendungen und F&B-Leistungen sowie ermäßigte Teamtarife in Partnerhotels. Jobrotation sorgt für ein besseres Verständnis untereinander. Dazu trage auch die „Überblick“-App bei, die eine einfache Unternehmenskommunikation ermöglicht.

Fördern und fordern: Bayerischer Hof München

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Das Münchener Vorzeigehaus ist beim Ranking „Beste Arbeitgeber Deutschlands“ von Stern. - © Bayerischer Hof

Das Münchener Vorzeigehaus ist beim Ranking „Beste Arbeitgeber Deutschlands“ von Stern und Statista Branchenprimus, auch bei der Bewertungsplattform Companize findet es sich auf den vorderen Branchen-Plätzen. Bei Kununu kommt der Bayerische Hof derzeit „nur“ auf einen Score von 3,02 und 47 Prozent Weiterempfehlungsquote. Philipp Herdeg, Director PR, sieht den Grund nicht zuletzt in mangelnder Repräsentativität: „Im Jahr 2021 wurden fünf Bewertungen von ehemaligen Mitarbeitenden auf der Plattform veröffentlicht, 2022 waren es, Stand Mitte November 2022, neun. Das spiegelt nur einen sehr kleinen Ausschnitt unserer Belegschaft wider, die 700 Teammitglieder mit einer durchschnittlichen Betriebszugehörigkeit von 7,63 Jahren umfasst.“

 Herdeg räumt aber ein: „Wir versprechen unseren Gästen eine perfekte Dienstleistung, und das kann manchmal ganz schön fordernd sein.“ Herdeg: „Wir nehmen jede Bewertung ernst, investieren in die Beantwortung viel Zeit und stellen die Anmerkungen auf den Prüfstand. Mit differenzierten Rückmeldungen können wir arbeiten – Optimierungsfelder und Stärken entdecken, die uns bisher nicht bewusst waren. So wurden wir darauf aufmerksam, dass wir Hintergründe von Entscheidungen intern noch intensiver kommunizieren können. Wir haben daher eine regelmäßige digitale Austauschplattform mit der Unternehmensleitung eingeführt.“ Insgesamt bestätigt Herdeg: „Die Bekanntheit von Arbeitgeberbewertungsportalen nimmt zu, und einige derjenigen, die sich bei uns bewerben, werfen inzwischen einen Blick in diese Plattformen.