Nach umfassenden Renovierungsarbeiten hat im April die Pension Leuchtenburg am Kalterer See ihre Türen eröffnet. Im Interview spricht Architektin Christina Biasi-von Berg über das Projekt.
Christina Biasi-von Berg, was macht in Ihren Augen ein Hotel zu einem Spitzenhotel?
Christina Biasi-von Berg: Das authentische Zusammenspiel von Architektur, Ambiente, Gastfreundschaft und Lage.
Nach welchen Kriterien suchen Sie ihre Projekte aus?
Ich mag die Arbeit mit historischen Gebäuden, da sie eine authentische Ausstrahlung haben. Gleichzeitig sollte Spielraum für Gestaltung vorhanden sein, nicht nur architektonisch, sondern vor allem in den Köpfen der Betreiber. Darüber hinaus ist die Lage eines Objektes natürlich interessant.
Welche Rolle spielten diese Kriterien bei Ihrer Wahl die Pension Leuchtenburg in Südtirol umzugestalten?
Ich lebe in Südtirol und liebe den Kalterer See. Entsprechend begeistert war ich, als ich das Jahrhunderte alte Haus mit dem riesigen Seegrundstück das erste Mal erblickte. Und es steht auch noch auf der richtigen Seite des Sees. Hier kann man zum Sonnenuntergang Aperitivo trinken und die Füße in den See stecken. Das ist wahrer Luxus!
Was haben sie gedacht, als sie das Haus das erste Mal betraten?
Antiquiert und sehr traditionell (lacht). Doch dann habe ich das Einzigartige entdeckt.
Zum Beispiel?
Die historischen Möbel mit ihren herrlich farbigen Ornamenten. In die habe ich mich sofort verliebt. Sie wirken allerdings nur, wenn sie Raum bekommen. Wir haben sie fast alle erhalten und sie geben den zwölf Zimmern der Pension Leuchtenburg ihren unverwechselbaren Charakter.
Und was macht die Pension Leuchtenburg in ihren Augen aus?
Die Gegensätze, die hier spannend miteinander verwoben werden. Hier dieses alte, ehrwürdige Haus und dort die jungen Betreiber, die alles anders machen, dabei aber den Fokus fürs Wesentliche nicht verlieren. Dann diese alten, rohen Mauern, die wir immer wieder mit starken, modernen Farbwelten brechen – vor allem in den Bädern und Zwischengängen. So ist es uns gelungen Bestehendes zu erhalten und trotzdem die Zukunft einzuladen. Das erzeugt ein bereicherndes Spannungsfeld.
Das Leuchtenburg wirbt mit stilvoller Einfachheit, gleichzeitig augenzwinkernd damit, die teuerste Pension Südtirols zu sein. Wie passt das zusammen?
Einfachheit und Oberliga sind für mich kein Widerspruch. Ich denke, dass kleine Häuser mit wenigen Zimmern und persönlichem Service großen Häusern auf der sinnlichen Ebene überlegen sind.
Über die Pension Leuchtenburg
Das Hideaway in Klughammer am Kalterer See wird von Katharina Sparer und Jan Waldner betrieben. Gepachtet wurde es bereits von Sparers Eltern, die es als Pension betrieben. 2022 haben Sparer und Waldner das Haus gekauft. Nach einer aufwendigen Renovierung wurde das 12-Zimmer-Hotel im April 2023 wieder eröffnet.
Verantwortlich für das Design zeichnet Architektin Christina Biasi-von Berg, die mit ihrem Mann das Büro Biquadra in Meran leitet. Ihr Anliegen bei den Sanierungsarbeiten: die Historie zu bewahren und sie mit modernem Design zu kombinieren. So bewahrte sie viele Originale wie die historischen Möbel oder den Holzboden. Die zwölf Zimmer sind nach Weinriegeln rund um den Kalterer See benannt.
Eine 400 Quadratmeter große Seewiese ist für Gäste rund um die Uhr zugänglich. Neben Seesauna und Sonnenliegen stehen Tretboot und die Dicke Berta, das Ruderboot der Leuchtenburg, bereit. Zudem gibt es eine Biosauna am See, einen Yogaraum und ein Finnische Sauna sowie ein Weinwohnzimmer.