Das Gastgewerbe setzt zunehmend auf Mitarbeitersuche im Ausland. Fünf Best-Practice-Beispiele zeigen, wie das gelingt.
Kooperationsstrategie bei Novum Hospitality
Bei Novum Hospitality sind Mitarbeitende aus 80 Nationen tätig. Die Hotelgruppe wirbt gezielt Talente in Aserbaidschan, Indonesien, Rumänien und Ungarn an. „Wir arbeiten mit öffentlichen Recruiting-Firmen, regionalen Agenturen und persönlichen Kontakten“, sagt CEO David Etmenan. Das Unternehmen verfügt zudem im Headquarter über eine eigene Recruiting-Abteilung. „Eine langjährige gute Zusammenarbeit verbindet uns mit dem ‚Netzwerk Unternehmen integrieren Flüchtlinge‘“, berichtet Etmenan weiter, der 2021 auch dessen Regionalbotschafter für Hamburg war. „Wir kooperieren ebenfalls sehr vertrauensvoll mit der Agentur ‚Aulid Ausbildung & Leben in Deutschland‘.“
Vietnam Projekt bei Best Western

Das Frankfurter Best Western Premier IB Hotel Friedberger Warte ist in einer gewissen Pole-Position. Denn das Viersternehaus gehört zum Internationalen Bund (IB) und wird seit 2008 in Kooperation mit der Best-Western-Gruppe geführt. Der IB ist einer der größten Dienstleister in der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in Deutschland und betreibt Fachkräfte- und Auszubildenden-Akquise im Ausland. Eigentlich zwar „nur“ im Bereich Pflegepersonal, doch auch das Hotel profitiert von den Netzwerken und Strukturen, die gerade ausgebaut werden.
Seit März absolvieren hier nun drei Vietnamesen, die von einer externen Recruiterin angeworben wurden, bei Küchenchef Kai Pfadenhauer eine Kochausbildung, darunter Hoang Vu Phan. In ihrem Herkunftsland haben sie bereits einen Sprachkurs bis B1 und vor Ausbildungsstart in Deutschland bis B2 absolviert. „Der IB hat sie sechs Monate betreut, inklusive Unterkunft und Verpflegung, um das Ankommen und Einleben zu erleichtern“, berichtet Hoteldirektor Michael Mauersberger und ergänzt: „Wir haben in den Vorjahren bereits in Ägypten und im Kosovo jeweils einen Kochauszubildenden rekrutiert, allerdings ohne eine solche, definitiv wertvolle Eingewöhnungszeit. Größte Herausforderung war die Sprachbarriere.“
Recruiting-Offensive bei Leonardo Hotels
Leonardo Hotels Central Europe mit Sitz in Berlin rekrutiert schon seit Jahren qualifizierte Mitarbeitende, Auszubildende und Studierende innerhalb Europas. Es gibt Kooperationen mit Universitäten in Kroatien, wo die Hotelgruppe jungen Menschen ein duales Studium ermöglicht. In Spanien unterhält sie eine Partnerschaft mit der FEDA-Madrid, einer von der deutschen Kultusministerkonferenz anerkannten Auslandsberufsschule. Zur Nachwuchsförderung kommen feste Kooperationen mit internationalen Personalvermittlern in Polen, Rumänien und Kroatien hinzu. Außerdem arbeitet das Unternehmen seit 2022 mit einem ukrainischen Recruiter zusammen, um Geflüchtete aus den Kriegsgebieten in Arbeit zu bringen. Seit Kurzem hat Leonardo Hotels seine Talentsuche Richtung Asien erweitert. Die Gruppe fokussiert sich dabei auf Indien und die Philippinen – zwei Länder, in denen sich die Rekrutierung von qualifiziertem Fachpersonal im Dienstleistungsbereich als besonders erfolgversprechend erwiesen habe.
„Wir haben einen Kooperationsvertrag mit einer Agentur geschlossen. Ein erfahrener Recruiter leitet den Auswahl- und Onboarding-Prozess“, berichtet Anke Rohn-Maas, HR Director Central Europe (Zweite von rechts). Aktuell sollen die ersten 50 Fachkräfte in Deutschland eintreffen, von denen alle über einen Bachelor of Science in Hotelmanagement oder Gastronomie und mindestens drei Jahre Berufserfahrung in der Hotellerie verfügen. Ebenfalls spannend: Die regionalen Recruiter präsentieren Leonardo Hotels auch auf Jobmessen sowie in Schulen. Die Zentrale ist derweil in Sachen Social-Media-Recruiting aktiv und sorgt für entsprechende Aufmerksamkeit via Instagram, Facebook und Tiktok. Leonardo Hotels hat darüber hinaus die Abteilung „Talentmanagement“ ins Leben gerufen, mit Leitung und Teammitgliedern in den einzelnen Hotels.
Abschlussprämie im Rhön Park Aktiv Resort
Im Rhön Park Aktiv Resort in Hausen-Roth sind derzeit sieben junge Menschen auf dem Weg zum Hotelfachmann oder zur Hotelfachfrau, darunter vier aus dem Ausland. Ein Auszubildender aus Afghanistan steht kurz vor der Abschlussprüfung – dann winkt ihm eine ausgelobte Abschlussprämie in Höhe von 1.500 Euro. Im August sind eine Ukrainerin und drei Vietnamesinnen gestartet. Letztere wurden über das Klinikum Bad Salzungen, Thüringen, vermittelt, mit dem die Zusammenarbeit im Bereich Personal verstetigt werden soll. Die jungen Frauen aus Vietnam hatten zunächst eine Ausbildung zur Pflegekraft angestrebt, sich dann aber aufgrund vorhandener Sprachschwierigkeiten umorientiert, so Direktor Ben Baars (Dritter von rechts). Seit dem Jahr 2013 hat das Rhön Park Aktiv Resort unter seiner Leitung rund 20 Flüchtlingen und Menschen aus dem Ausland eine Berufsausbildung ermöglicht.
Kontaktpflege im Luitpoldpark
Unter den 60 Mitarbeitenden des Luitpoldpark Hotels in Füssen sind 20 Nationen vertreten. Bereits vor mehr als 15 Jahren wurde die Grundlage für die Rekrutierung im Ausland gelegt. Das Unternehmen hat Kooperationsnetzwerke mit Fachschulen in Polen, Ungarn, Rumänien und Tschechien aufgebaut. Schüler kommen zunächst als Praktikanten, im Anschluss werden die Kontakte weiter gepflegt.