Deniz Kilic ist National Sales Manager bei Schindler. Im Interview mit Hotel+Technik erläutert der Experte, wie sehr KI bereits die Aufzugswelt beeinflusst, warum Fahrstühle immer kleiner werden und seit Corona auch immer hygienischer.
Hotel+Technik: Herr Kilic, ein Megatrend unserer Zeit ist unbestritten die Digitalisierung. Welche spannenden Entwicklungen sehen Sie hier beim Thema Aufzüge?
Deniz Kilic: Durch die Digitalisierung ergeben sich in der Aufzugstechnik drei Vorteile: nämlich ein Plus an Sicherheit und Verfügbarkeit, ein nachhaltigeres Gebäude und ganz neue Entertainment- oder Service-Möglichkeiten. Digital vernetzte Aufzüge fallen noch seltener aus – das ist insbesondere für den Hotelbetrieb von großer Bedeutung.
Sollte ein Aufzug eine Störung haben, erhalten wir und der Facility Manager im Hotel sofort eine Benachrichtigung sowie Hinweise, was das Problem sein könnte. So ist der Aufzug mitunter schon wieder in Betrieb, bevor ein Hotelgast die Störung überhaupt bemerkt Über unseren digitalen Aufzugswärter lassen sich sogar Betreiberpflichten erfüllen und rechtssicher dokumentieren.
Auch in puncto Nachhaltigkeit spielt uns die Digitalisierung in die Karten: Da Aufzüge mehrmals im Jahr gewartet werden müssen, macht es einen großen Unterschied, wie das geschieht. Wir bieten für digitale Aufzüge als erstes Aufzugsunternehmen einen TÜV-zertifizierten klimafreundlichen Aufzugsservice an. Emissionen, die durch die Wartung verursacht werden, sinken so um 99,5 Prozent. Weiterhin ermöglicht die Digitalisierung ein ganz neues Fahrerlebnis: Über Screens im Aufzug lassen sich Gäste begrüßen, Werbung, Nachrichten, SPA-Zeiten oder Ausflugstipps ausspielen. Auch die Anbindung von Room-Service-Robotern, die mit den Aufzügen kommunizieren müssen, um sich zwischen den Etagen zu bewegen, ist durch die heutige Technik möglich.
Welche Rolle könnte die künstliche Intelligenz spielen? Ist das Zukunftsmusik oder schon bald Realität?
In unseren smarten Aufzügen, und ganz neu auch bei Rolltreppen, ist künstliche Intelligenz bereits Realität. Daten, die zum Status der einzelnen Komponenten eingehen – zum Beispiel der Steuerung oder des Türantriebes –, werden bereits automatisiert ausgewertet und dadurch gewisse Muster erkannt. Wir wissen also sehr genau, wann sich eine bestimmte Störung anbahnt und können aktiv werden, bevor eine Anlage tatsächlich zum Stillstand kommt. Unsere Techniker und Technikerinnen erhalten diese Information automatisch auf ihr Smartphone und können gezielt an den Anlagen arbeiten. Manche Aufzüge können wir aus der Ferne sogar „remote“ wieder starten. Ein großer Teil unserer Kunden profitiert bereits von diesem Mehrwert.

Deniz Kilic
Deniz Kilic ist National Sales Manager bei Schindler Deutschland und verantwortlich für den Verkauf von Aufzügen und Fahrtreppen. Der studierte Betriebswirt begann seine Karriere in der Elektrotechnik und Gebäudeautomation in der DACH-Region, bevor er zum weltweit agierenden Aufzugs- und Fahrtreppenspezialisten Schindler wechselte.
Bild: Schindler
Thema Urbanisierung: In den Städten explodieren die Quadratmeterpreise. Bei Neubauten wird penibel darauf geachtet, flächeneffizient zu planen. Werden auch Fahrstühle immer kleiner und kompakter?
Aufzüge waren schon immer kompakte Technikwunder, die effizient den Raum im Aufzugsschacht nutzen und Barrierefreiheit für Jung und Alt bieten. Was wir aber feststellen, ist, dass es immer wichtiger wird, Aufzüge in die gesamte Gebäudesteuerung zu integrieren. Zum Beispiel lässt sich der Aufzug über unsere „Port“-Technologie direkt mit der Tiefgaragenzufahrt, den Zutrittskontrollen in der Lobby und sogar mit der Zimmertür vernetzen.
Ein weiterer Trend ist, dass sich die Nutzung von Immobilien in immer kürzeren Zyklen verändert. Wie beeinflusst das die Aufzugswelt?
Gebäude benötigen ein Höchstmaß an Flexibilität – nicht nur für jetzt, sondern auch für die Zukunft, wenn es umgenutzt werden sollte. Wenn sich die Nutzung eines Gebäudes in zehn Jahren ändert, ist eine intelligente Aufzugslösung der Schlüssel, um das überhaupt realisieren zu können. Denn der Schacht und die Rahmenbedingungen für den Aufzug bleiben gleich. Mit unserem Konzept „Metacore“ ermöglichen wir, dass die Aufzüge flexibel darauf reagieren können.
Laut einer Studie wollen fast 60 Prozent der Befragten ihre Aufzüge unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit betreiben. Gibt es bereits einen CO2-neutralen-Fahrstuhl?
Ein Aufzug verbraucht für Produktion und Betrieb Ressourcen. Entscheidend ist, davon so wenig wie möglich in Anspruch zu nehmen, auf nachhaltige Energiequellen zu setzen, die Effizienz in Betrieb und Wartung zu maximieren und Materialien am Lebensende einer Anlage wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. In vielen dieser Punkte sind wir sehr weit, wir haben – wie den nachrüstbaren Energiespeicher „Schindler Kers“ – auch Lösungen zur Hand, um Bestandsanlagen energiesparsamer zu machen und die Wartung maximal emissionsarm zu gestalten.
"Wir können sowohl die Luft als auch die Oberflächen im Aufzug durch UV-C-Licht reinigen."
Deniz Kilic, Schindler
Stichwort Brandschutz: Aufzugsschächte wirken im Brandfall wie ein Kamin – oben befindet sich in Richtung des Hausdachs ein Loch, durch das gegebenenfalls die heiße Luft entweichen kann. Dabei verringert sich allerdings auch die Wärme im Gebäude. Wie lassen sich hier Energiekosten sparen, ohne den Brandschutz zu missachten?
Hier gibt es eine sehr effektive Maßnahme: Mit sogenannten Schachtentlüftungs- beziehungsweise Entrauchungssystemen lassen sich die Öffnungen mit beweglichen Klappen verschließen, ohne ihre Brandschutzfunktion einzuschränken. Diese Systeme können auch an die Brandschutzanlage des Gebäudes angeschlossen werden. Bei einem Gebäude mit acht Etagen lassen sich so 17.271 Kilowattstunden (kWh) an Wärmeverlust, mehr als acht Tonnen CO2 und knapp 2.500 Euro einsparen – und das pro Jahr. Eine Investition, die nicht nur aus Nachhaltigkeits- sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht unbedingt sinnvoll ist.
Befeuert von der Pandemie spielte das Thema Hygiene im Aufzug eine große Rolle. Ist dies immer noch so?
Diese Sensibilität ist geblieben. Noch in der Pandemie hat Schindler Hygiene-Lösungen für Aufzüge entwickelt, die ganz ohne Chemie auskommen und mit LED-Technologie effizient Keime entfernen. Wir können sowohl die Luft als auch die Oberflächen im Aufzug durch UV-C-Licht reinigen.
Hotelaufzüge müssen heute nicht nur einwandfrei funktionieren, sondern auch in puncto Instagrammability einiges zu bieten haben. Was gibt es hier für gestalterische Möglichkeiten?
Screens mit 3D-Effekt, Sound, Licht und Materialien können aus einer Aufzugskabine eine Designwelt für alle Sinne machen. Manchmal ist aber auch die umgebende Natur oder die freie Sicht im Panoramaaufzug schon so spektakulär, dass dem Aufzug eine transparente Zurückhaltung sogar am allerbesten steht.