Statements aus Hotellerie, Gastronomie und Wirtschaft So geht die Next Generation mit der Krise um

Miriam Schön (26), Human Resources Manager im Andaz Munich Schwabinger Tor, weiß, wie wertvoll die Mitarbeiter im Hotel auch und gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen durch Corona sind. © Andaz Munich Schwabinger Tor

Was bedeutet die Krise für die junge Generation von Hoteliers, F&B-, und HR-Managern, Spa-Spezialisten und weiteren Fachkräften? Wie reagiert die Next Generation? Welche Ängste und Hoffnungen, kreative Ansätze und Zukunftspläne haben die Nachwuchskräfte? Die Tophotel-Redaktion hat nachgefragt und aktualisiert diesen Beitrag kontinuierlich um neue Statements.

+++ Miriam Schön (26), Human Resources Manager Andaz Munich Schwabinger Tor +++

Miriam Schön (26) fand im Rahmen ihres Dualen Studiums an der DHBW Ravensburg ihren Einstieg in die Hotellerie. Sie war bereits für internationale Marken wie Sheraton und Holiday Inn im Fachbereich Personalwesen tätig, bevor sie Mitte 2018 die Position des Human Resources Managers im Andaz Munich Schwabinger Tor übernahm und dort bereits das Pre-Opening begleitete. Die freie Zeit während des Lockdowns nutzte sie unter anderem für den Abschluss ihres berufsbegleitenden Masterstudiengangs Human Resources Management. (Bild: Munich Andaz Schwabinger Tor)

Miriam Schön (26) ist davon überzeugt, dass die Hotellerie auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen eine personalintensive Branche bleiben wird und muss. Die Managerin für Human Resources des Andaz Munich Schwabinger Tor legt im Interview mit Tophotel zudem dar, was gute betriebliche Personalarbeit ihrer Ansicht nach in den kommenden Monaten auszeichnen wird.

Tophotel: Frau Schön, in den vergangenen Jahren ergänzten zunehmend  Hotelkonzepte mit einem reduzierten Mitarbeiterstamm den Markt. Was bedeutet dies in Zeiten von Kontaktreduzierungen und wird Manpower im Gastgewerbe damit zunehmend entbehrlicher?
Miriam Schön: Das Gastgewerbe wird jetzt, während und kurz nach dem Shutdown, neu betrachtet - eher noch wertvoller als zuvor, weil man weiß, was man vermisst und wonach man sich sehnt: Gemütliche Abende in Restaurants, das herzliche Lachen in den Cafés und natürlich das Rundum-Sorglos-Paket bei Hotelübernachtungen. Für das individuelle Erlebnis wird es immer den persönlichen Kontakt von Menschen zu Menschen brauchen, also benötigt die Branche weiterhin viele herzliche und aufgeschlossene Mitarbeiter!
Wie will sich Hyatt in den kommenden Monaten als Arbeitgeber positionieren, um auch während und nach der Krise gute Mitarbeiter zu finden?
Vorausgesagt sei: Langfristig gehe ich davon aus, dass wir uns als interessanter Arbeitgeber neu positionieren können und dadurch noch attraktiver im Wettbewerb werden. Als internationale Hotelgruppe – das Andaz Munich Schwabinger Tor gehört zu Hyatt – sind wir auch für Arbeitnehmer aus dem Ausland spannend. Hier gibt es noch sehr viel Potenzial auszuschöpfen. Zudem sind akademische Abschlüsse hoch im Kurs bei jungen Menschen. In diesem Zusammenhang bieten wir diverse Möglichkeiten für duale Studiengänge an. Die Luxushotellerie übt nach wie vor eine große Faszination aus und mit uns als Arbeitgeber ist zusätzlich eine Karriere in einem anderen Land durchaus möglich.
Worauf kommt es aus Sicht des Personalwesens in den kommenden Monaten an?
Gegenseitiges Vertrauen und große Teamfähigkeit, um gemeinsam diese außergewöhnliche Situation zu meistern. Gerade jetzt ist es äußerst wichtig, den Fokus auf Schulungen und spezifische Trainings zum Thema Hygiene und Gästekontakt mit Abstand zu legen. Hyatt hat ja bereits im März ein entsprechendes Global Cleanliness & Care Commitment verfasst. So stärken wir das Wohlbefinden aller: Das unserer Gäste und das unserer wertvollen Mitarbeiter.

+++ Louis Steinle (26), Management Trainee Geisel Privathotels +++

Die Geisel Privathotels betreiben in München derzeit acht Hotel- und Gastronomiebetriebe. Das Luxushotel Königshof befindet sich mitten im Neubau. Einen Einblick in die derzeitige Lage aus seiner Sicht gibt Management Trainee Louis Steinle (26):

Louis Steinle (26) ist mit der elterlichen Gastronomie aufgewachsen. Nach seinem dualen Studium an der DHBW Ravensburg in Kooperation mit dem Colombi Hotel in Freiburg war er als Guest Relation Manager im Hotel Es Princep auf Mallorca tätig. Im Februar 2019 begann er ein 18-monatiges Management Trainee Programm bei den Geisel Privathotels. Aktuell sammelt er Management Erfahrung im Fachbereich Sales und Marketing.

Tophotel: Herr Steinle, Sie haben durch Ihr Trainee Programm bei den Geisel Privathotels Einblicke in unterschiedliche Betriebstypen von Budget Lifestyle bis Luxury Boutique. Zudem wird mit dem Königshof aktuell ein historisches Bauvorhaben nicht nur für die Familie Geisel, sondern für die ganze Stadt München realisiert. Kristallisieren sich in der Krisenbewältigung Unterschiede zwischen den verschiedenen Konzepten heraus?
Louis Steinle: Trotz verschiedenster Betriebstypen sind alle Häuser gleichermaßen betroffen. Die Absage großer Leitmessen und Veranstaltungen haben uns nicht nur zu Anfang der Krise beschäftigt, sondern ziehen sich mit der Absage des Oktoberfests bis in den Herbst. Die Gäste haben sich häuserübergreifend mit der Entscheidung anzureisen oder zu stornieren ähnlich verhalten, sodass wir bis zur Schließung aller unserer Betriebe ab dem 17. März eine ausgeglichene Belegung unter den Hotels hatten.
Unser Traditionshaus Excelsior by Geisel ist bereits seit KW 18 wieder für nicht-touristische Zwecke geöffnet. Im Anschluss folgten in KW 19 dann nacheinander die Häuser Schwabinger Wahrheit by Geisel und Anna by Geisel, welche speziell bei Geschäftsreisenden beliebt sind. Die Entscheidung der Landesregierung, dass ab dem 30. Mai wieder ein regulärer Hotelbetrieb in Bayern möglich ist, stimmt uns sehr positiv. Denn in diesen Tagen soll auch die Luxusstadtresidenz Beyond by Geisel wieder öffnen. Aufgrund der Anzahl an Zimmern, der Lage und der Exklusivität hoffen wir, dass speziell hier die Nachfrage steigen wird (Das Beyond by Geisel mit 19 Zimmern befindet sich am Münchner Marienplatz mit Blick auf das neue Rathaus, Anm. d. Red.).
Etwas Besonderes ließen wir uns in puncto Krisenbewältigung für unser Hybridhotel Schwabinger Wahrheit by Geisel einfallen: Dessen Lage, mitten im Wohn- und Szeneviertel von Schwabing, hat sich dafür angeboten, unter Tohru Nakamuras Leitung das Street-Food-Konzept 'Shibuya Fried Chicken' mit Take-Away zu realisieren (Tophotel berichtete). Bei unseren 'üblichen' F&B-Konzepten sind wir auf alle Eventualitäten vorbereitet und freuen uns sehr über die Entscheidung, dass wir am 25. Mai wieder starten können.
Wie ist der aktuelle Stand bezüglich des Projektes Königshof?
Die Planungen des Neubaus des Königshofs liegen bereits Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt konnte natürlich niemand davon ausgehen, dass wir in den Jahren des Wiederaufbaus direkt von einer weltweiten Pandemie und der damit verbundenen Wirtschaftskrise betroffen sind. Jedoch sind wir sehr froh, dass der Neubau weiterhin und uneingeschränkt weitergeht und wir wie geplant Ende 2021 mit der Eröffnung des Königshofs nicht nur für München neue Maßstäbe setzen können. Mit der Eröffnung wird sich nicht nur das Stadtbild Münchens prägend ändern, sondern es entstehen natürlich auch viele neue Arbeitsplätze.
Die Geisel Privathotels sind für ihre umfänglichen Maßnahmen im Bereich Corporate Social Responsibility, also dem freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht, bekannt. Welchen Stellenwert nimmt CSR in Zeiten der Corona-Krise ein?
Ein verpackungsfreies Frühstück wie es in unseren Häusern üblich ist, wird in der nahen Zukunft erstmalig in diesem Umfang nicht möglich sein. Das Frühstück wird sich weg von einem Frühstücksbuffet zu einem individuellen Frühstück oder ein Frühstück zum Mitnehmen, wie es aktuell in den Häusern angeboten wird, verschieben. Dabei kommen für jeden Gast persönliche Kleinstverpackungen zum Einsatz. Allerdings kaufen wir weiterhin bei regionalen Anbietern ein, forcieren im Einklang damit den Verkauf regionaler Produkte und versuchen bei unserem Take-Away-Geschäft nachhaltige Verpackungsmaterialien zu verwenden. Auch das Schulungsangebot in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, unter anderem IFH Performance Academy und Deutsche Hotelakademie DHA wurde zusätzlich verstärkt. Krisenbedingt musste aber beispielsweise das Highlight vieler Mitarbeiter, der jährliche gemeinsame Oktoberfestbesuch, aufgrund des Erlasses der Stadt München abgesagt werden.
Was nehmen Sie in Ihrer aktuellen Rolle als Management Trainee persönlich aus diesen bewegten Zeiten mit?
Eine Krise in diesem Ausmaß ist mir in meinem bisherigen Arbeitsleben bislang erspart geblieben und hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass es immer anders kommen kann als man denkt. Die Globalisierung ist für die Hotellerie eigentlich ein Segen, da wir Privat- und Geschäftsleute aus der ganzen Welt in unseren Häusern beherbergen dürfen, aber natürlich begünstigt eine globale Vernetzung die Ausbreitungen von übertragbaren Krankheiten wesentlich. Wir rechnen damit, dass wir bis Ende des Jahres hauptsächlich Gäste der DACH-Region beherbergen werden.

+++ Daniela Unterkofler (31), Mitglied der Geschäftsleitung der Eva Hotels in Saalbach-Hinterglemm, über Urlaub im eigenen Land +++

Daniela Unterkofler (31) hat BWL in Innsbruck (Bachelor) und Hospitality Management (Master) in München studiert. Seit 2012 ist sie hauptberuflich im Familienbetrieb und als Mitglied der Geschäftsleitung der Eva Hotels tätig. (Foto: Hannes Niederkofler)

Tophotel: Frau Unterkofler, Saalbach Hinterglemm ist eine beliebte Wintersportdestination. Sie mussten die Saison vorzeitig beenden und die Gäste nach Hause schicken. Wie haben die reagiert?
Daniela Unterkofler: Wir mussten die Saison einen Monat früher als geplant beenden. Am 12. März erfuhren wir, dass die Lifte ihren Betrieb am 15. März einstellen werden und dass spätestens am 16. März auch alle Hotels schließen müssen. Tatsächlich mussten wir unsere Gäste dann 'des Hotels verweisen'. Dies lag unter anderem aber auch daran, dass unsere Mitarbeiter, von denen viele aus Nachbarländern Österreichs kommen, aufgrund der unklaren Grenzsituation und Medienberichterstattung unseren Betrieb fast schon fluchtartig verlassen haben. Das erzeugte auch bei uns ein mulmiges Gefühl und wir baten unsere verbliebenen Gäste aus Deutschland und den Niederlanden, frühzeitig am Sonntag abzureisen. Wir erfuhren dabei viel Verständnis, obwohl in unser aller Wahrnehmung zu diesem Zeitpunkt die Dramatik der Corona-Pandemie noch nicht verankert war. Unser Tal wurde zudem einige Zeit später zwei Wochen in Quarantäne gesetzt, obwohl wir nicht viele Corona-Fälle hatten.
Wie gestaltet sich der Austausch mit den Gästen aktuell?
Wir bedienen uns natürlich gängiger Kanäle wie Social Media und Newsletter-Marketing. Dabei setzen wir auf positiven Content, ohne dabei respektlos gegenüber den dramatischen Auswirkungen der Pandemie zu agieren. Wir alle wurden ja in gewisser Weise zwangsentschleunigt und neu geerdet. In den letzten Wochen haben wir unser Tal und unsere Berge selbst wieder neu entdecken dürfen und haben in gewisser Weise durch eine 'andere Bille geschaut'. Wir haben erneut erlebt, wie schön es bei uns ist. Die Natur als Vorbild und Inspiration in dieser Zeit hat uns persönlich viel Energie gegeben. Und zumindest hat sich die Natur in dieser Pause bereichert. Und genau das haben wir über unsere Social Media Kanäle verbreitet – unsere sogenannten #evamoments. Denn wir wollen Momente kreieren, die zu Erinnerungen werden und die man gerne zu Hause erzählt. Das kommt auch gut bei unseren Followern an. Zudem waren und sind wir natürlich auch telefonisch und per E-Mail wie gewohnt für unsere Gäste erreichbar.
Zudem bieten Sie die Aktion "Ski & Wine", ein Online-Winetasting an, was hat es damit auf sich?
Normalerweise laden wir um diese Zeit Top-Winzer aus Österreich zu uns ein, die mit unseren Gästen Skifahren gehen und Blindverkostungen auf der Hütte machen. Dieses Event mussten wir natürlich leider absagen. Da wir es aber nicht komplett ins Wasser fallen lassen wollten, haben wir uns kurzerhand entschlossen, ein Online-Winetasting durchzuführen. Unser Haus-Winzer Toni Hartl hat mit uns im Vorfeld eine Weinauswahl definiert, die wir dann über Social Media und unseren Newsletter kommuniziert haben. Die Teilnehmer des virtuellen Tastings haben diese Weine dann bei Toni bestellt und zugesandt bekommen. Am Tag des Tastings haben wir Einblicke in den Weinkeller des Winzers erhalten, haben gemeinsam mit ihm die Weine verkostet und über diese philosophiert. Knapp 50 Weinliebhaber hatten sich angemeldet und der Austausch war sehr rege. Wir überlegen, dieses Format fortzuführen.
Wie geht es nun weiter und wie versuchen Sie, das Haus zu positionieren?
Wir hoffen definitiv auf eine Sommersaison, auch wenn sie vielleicht verkürzt und ein bisschen anders sein wird. Momentan ist es jedoch für uns alle sehr schwierig zu planen, da wir bisher wenig Rahmenbedingungen seitens der Regierung erhalten haben. Den konkreten Grad der Einschränkung kennen wir noch nicht. Womit wir leider rechnen ist, dass unsere internationalen Gäste, die einen Großteil unseres Gästemixes in der Sommersaison ausmachen, dieses Jahr ausbleiben werden – allerdings hoffen wir stark auf die Grenzöffnung zu unseren deutschen Freunden. Daher stellt sich natürlich die Frage, ob und wann wir unsere Betriebe wieder öffnen sollen. Denn zu öffnen und kaum Gäste zu haben, macht betriebswirtschaftlich keinen Sinn. Allerdings möchten wir bald wieder aufsperren, um auch für unsere Mitarbeiter wieder attraktiv zu sein. Geplant ist ein Sommerstart Mitte Juni. Dank sehr kulanter Stornierungsbedingungen und der Zuversicht vieler Gäste, seit die Zahl der Corona-Infizierten zurückgeht, konnten wir bereits einen guten Pick-up verzeichnen. Wir möchten unseren Gästen eine flexible Planbarkeit und ein Sicherheitsgefühl geben, wenn sie ihren Sommerurlaub buchen möchten. Bis jetzt haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.
Befürchten Sie, dass in den kommenden Monaten ein verstärkter Kampf um die Gäste in Österreich entstehen könnte? Wie wollen Sie diesen für sich entscheiden?
Es wird sicherlich einen solchen Kampf geben, da sich der Markt ja immens verkleinert. Da ich in den letzten Wochen selbst die Magie unserer wundervollen Destination neu entdeckt habe, bin ich mir zu 100 Prozent sicher, dass der Urlaub in den Bergen sehr attraktiv und wertvoll ist und auch im Bewusstsein unserer Gäste immer mehr in den Vordergrund rückt – auch unabhängig von Corona. Unsere Kommunikationsstrategie haben wir unseren Zielmärkten angepasst und die in den letzten Tagen und Wochen erneut entfachte Leidenschaft und das Bewusstsein machen wir uns in unserem Marketing-Team zunutze und versuchen den Österreichern zu vermitteln, wie schön Urlaub im eigenen Land sein kann. Wir möchten insbesondere spürbar machen, welch tollen Ausgleich die Berge zu einem urbanen Umfeld bieten, welche Freiheit sie ausstrahlen und welches Gänsehaut-Gefühl das Bezwingen eines Gipfels auslöst. Die enorme Vielfalt von Outdooraktivitäten wie eMountainbiking, Downhill, Wandern, Jogging, Canyoning bis einfach nur die Seele baumeln lassen auf einer urigen Almhütte, einen leckeren Kaiserschmarrn essen oder barfuß über die Wiesen laufen sind Streicheleinheiten für die Seele. So glauben wir, viele Österreicher für uns zu gewinnen.

+++ Laura Imdahl (24), Mitentwicklerin des Hotelkonzepts Matador Lodges in der Tourismusregion Chiemgau, glaubt an die Kraft der ländlichen Urlaubsregionen +++

(24.04.2020) Tophotel: Frau Imdahl, Sie entwickelten gemeinsam mit Ihrem Vater ein Lifestyle-orientiertes Hotelkonzept mit Garten-, Teich- und Baumhäusern in der Urlaubsregion Chiemgau. Wie beeinflussen die Auswirkungen der Corona-Pandemie Ihr Vorhaben?

Laura Imdahl (24) steht kurz vor dem Abschluss ihres Masterstudiums im Studiengang Hospitality Management der Hochschule München. Gemeinsam mit ihrem Vater, Gründer der Modemarken Windsurfing Chiemsee und Matador, Martin Imdahl,  entwickelte sie das Lifestyle-Hotelkonzept Matador Lodges, dessen Eröffnung sich nun Corona-bedingt verzögert.

Laura Imdahl: Eigentlich hatten wir für Ostern 2020 unser Soft-Opening für 'Family and Friends' geplant. Dieses mussten wir leider aufgrund der Pandemie verschieben. Der Bau beziehungsweise die Fertigstellung der Unterkünfte verzögert sich, da zum einen Möbel nicht geliefert werden und zum anderen Handwerker die Zeitpläne nicht einhalten können.
Hat sich auch am Konzept etwas geändert?
Unsere konzeptionelle Ausrichtung beeinflussen die aktuellen Entwicklungen nur in geringem Maße. Viele Gegebenheiten wirken sich sogar vorteilhaft auf unser Produkt aus. Wir sind ein kleines Hotel, umgeben von einer wunderschönen Landschaft, und bieten unseren Gästen durch separierte Garten-, Teich- und Baumhäuser sowie geräumige Apartments im Haupthaus größtmögliche und ungezwungene Privatsphäre. Zudem verzichten wir auf einen öffentlichen Restaurantbetrieb. In Zeiten von Corona ermöglichen diese Gegebenheiten den Gästen, Abstände einzuhalten und nicht zwingend notwendigen Kontakt zu anderen zu vermeiden. In unserer Kommunikation versuchen wir, diese Vorzüge behutsam aber wirksam hervorzuheben.
In puncto Veranstaltungen, wie Familienfeiern und Hochzeiten sind wir uns aktuell natürlich noch sehr unsicher, wie und mit welchen Restriktionen diese stattfinden können. Entscheidend ist natürlich die Frage, wie lange dieser Ausnahmezustand noch anhält. Meine Familie und ich blicken trotzdem sehr positiv in die Zukunft und freuen uns, wenn wir bald die ersten Gäste begrüßen dürfen.
Wie wird sich die Tourismusregion Chiemgau aus Sicht der Hotellerie in den nächsten Monaten entwickeln?

Ich denke, ländlichere Regionen werden die Gewinner dieser Krise sein, da sich das Reiseverhalten aufgrund der Corona-Pandemie verändern wird. Das Mobilitätsverhalten wird meiner Meinung nach einen Wandel erfahren. Urlaub im eigenen Land wird wieder attraktiver werden, da an Fernreisen dieses Jahr wahrscheinlich ohnehin nicht zu denken ist. Ich glaube zudem, dass Reisende aufgrund der aktuell eingeschränkten Bewegungsfreiheit wieder verstärkt die Nähe zur Natur suchen werden. Tourismusregionen, wie beispielsweise der Chiemgau, werden mit ihrer ländlichen Idylle genau diese Bedürfnisse befriedigen können. Außerdem werden Gäste vermehrt Wert auf Regionalität und Nachhaltigkeit legen. Durch seine Weitläufigkeit und geringe Bebauung bietet der Chiemsee-Raum den Besuchern größtmöglichen Freiraum für die individuelle Urlaubsgestaltung. Die Region rund um den Chiemsee stellt somit für alle, die dem alltäglichen Stress der letzten Monate entkommen wollen, einen idealen Ort zum Abschalten dar. Hotels im Raum Chiemgau, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um die Krise zu überbrücken und Flexibilität im Hinblick auf neue Rahmenbedingungen aufweisen, werden meiner Meinung nach in Zukunft mit einem Zuwachs an Buchungen rechnen können.

+++ Timo Kraus (28), Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung von Talent Garden Personalsupport, über Arbeitslosigkeit und Unterstützung für die eigenen Mitarbeiter +++

(20.04.2020) Tophotel: Herr Kraus, wie ist die Auftragslage in Ihrem Betrieb, der Talente rekrutiert und diese in Nebenberufen an weitere Unternehmen vermittelt?

Timo Kraus (28) ist Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung bei Talent Garden Personalsupport in der Niederlassung Hamburg. Das Unternehmen rekrutiert Mitarbeiter, viele davon Studenten, und vermittelt diese im Nebenjob weiter an andere Firmen. Timo Kraus hat an der Universität in Lincoln sowie der Hochschule München studiert.

Timo Kraus: Ich persönlich befinde mich in Kurzarbeit, allerdings nicht zu 100 Prozent. Was hier in Hamburg aktuell noch anfällt, landet bei mir. Wir fahren noch keine Nullrunden, jedoch operieren wir derzeit natürlich auf absoluter Sparflamme. Aus der Verantwortung unseren Talenten gegenüber heraus – so nennen wir bei Talent Garden ja unsere Mitarbeiter – versuchen wir, so viele Einsätze wie möglich aufrechtzuerhalten. In diesem Zusammenhang haben wir nun sogar schon Partner aus anderen Industrien gewonnen, die nun unseren Personalsupport nutzen. Womöglich ist diese Diversifikation auch eine Idee für die Zeit nach Corona. Was uns sehr bewusst wurde, ist die immense wirtschaftliche und soziale Bedeutung eines in Anführungszeichen reinen Nebenjobs für so viele unserer Beschäftigten. Das geht einem als Personalverantwortlichen auch persönlich nah. Wir möchten daher mit aller Kraft unseren Unternehmenswerten, denen zu folgen es in guten Zeiten logischerweise um ein Vielfaches leichter fällt, treu bleiben. Mit viel Kreativität und Querdenken versuchen wir, unser Qualitätsverständnis aufrechtzuerhalten und unseren Leitwert 'together' aus unser Unternehmensvision 'Together We Grow' mehr zu leben denn je.
Wie haben die mehr als 1000 Talente, zahlreiche davon Studenten, die sich mit der Tätigkeit ihren Lebensunterhalt verdienen, auf die Situation reagiert?
Von unseren Talenten wurde uns wirklich viel Verständnis in Bezug auf die Nachricht entgegengebracht, die wir den allermeisten überbringen mussten, dass eine Beschäftigung in den nächsten Wochen nicht möglich sein wird. Dies ist absolut nicht selbstverständlich und hat mich ungemein gefreut und zeugt in meinen Augen von einem sehr harmonischen Miteinander vor der Krise. Wenn ich mit Talenten telefoniere – und wir hatten mit unseren über 1000 Talenten deutschlandweit durch die Bank persönlichen Kontakt – dann spreche ich ihnen Mut zu.
Wie wollen Sie den Talenten unter die Arme greifen?
Auch wenn uns von Gesetzes wegen stark die Hände gebunden sind, um eine aktive Schadensbegrenzung zu betreiben, Stichwort Mini-Jobber, Werkstudenten, versuchen wir als Unternehmen für unsere Talente da zu sein. Das reicht von Tipps zu neuen staatlichen Fördermöglichkeiten, über Einsätze bei neuen Partnern aus anderen Branchen bis hin zu Bewerbungscoachings, wenn sich ein Talent zur Überbrückung der Krise seinen Lebensunterhalt anderweitig verdienen muss. Ganz generell wird es nach der Krise natürlich weitergehen. Aber es wird komplett anders weitergehen. Darüber müssen wir uns alle im Klaren sein.

+++ Eva-Maria Kaiser (31), Geschäftsführung der Brotmanufaktur Duran Sandwiches in Wien, hat ihr Angebot der Krise angepasst +++

(17.04.2020) Tophotel: Frau Kaiser, wie empfinden Sie die aktuelle Situation?

Eva-Maria Kaiser absolvierte ihre Ausbildung an der Hotelfachschule und erwarb den Bachelor in Tourismusmanagement an der Fachhochschule Wien. Begleitend absolvierte sie einige Praktika im In- und Ausland bei Hilton in Wien, London und München und bei Sheraton in Bangkok. Seit sechs Jahren ist sie im Management des Familienbetriebs tätig, den sie in dritter Generation führt. (Bild: Duran Sandwiches)

Eva-Maria Kaiser: Die aktuelle Situation ist für uns alle, egal welche Branche, eine noch nie dagewesene. Die Zukunft ist ungewiss und das macht mir Angst. Das Gute an dieser unglücklichen Situation ist: Vielen wird jetzt wieder bewusst werden, welche Bedeutung Tourismusbetriebe, Gastronomie und Hotellerie haben. Die Mitarbeiter werden ihre Arbeitsplätze wieder mehr schätzen und Arbeitgeber werden lernen, mit Ressourcen besser umzugehen.
Können Sie dieser historischen Krise etwas Positives abgewinnen?
Ich sehe die Krise durchaus auch als Chance. Der Preis, den wir für diese Chance bezahlen, ist derzeit zwar ein sehr hoher und mitunter sehr schmerzhaft und unfair, aber jetzt haben wir alle die Zeit, das bisher Erarbeitete zu durchleuchten. Hat es Sinn gemacht, was ich bis jetzt gemacht habe? War ich tatsächlich erfolgreich? Was kann ich in Zukunft besser machen? Jetzt ist die Zeit, in der man sich von Altlasten trennt, die man vielleicht schon seit Jahren mitgezogen hat. Man hatte vielleicht bisher nie den Mut oder die Zeit, sich davon zu trennen. Für viele wird es sicherlich wie ein Neustart sein. Auch wir von Duran Sandwiches sehen die Chance, unseren Betrieb neu zu strukturieren.
Wie haben Sie Ihr Angebot an die Krise angepasst?
Für uns war es eine große Herausforderung, ein neues Geschäftsfeld – angepasst an die Krise – zu erschließen. Unsere Brötchen stehen mit sehr viel Aufwand in Verbindung. Angefangen vom hohen Wareneinsatz, die Arbeitskraft und die Arbeitszeit, die es für die Herstellung benötigt. Noch dazu sind unsere Brötchen nicht haltbar. Wir können sie nicht vorproduzieren, einkühlen und am nächsten Tag weiterverkaufen. Daher haben wir uns einen anderen Zugang überlegt. Wir arbeiten seit Jahren mit so vielen fleißigen, regionalen Lieferanten zusammen, die wir alle nicht im Stich lassen wollten. Mit dem Gedanken 'was braucht der Kunde jetzt?' im Vordergrund, haben wir das 'Duran Genuss Paket' ins Leben gerufen. Es enthält frischte Produkte und der Kunde erspart sich den Weg zum Supermarkt und hat somit die Möglichkeit, mit nur einem Einkauf mindestens vier heimische Betriebe zu unterstützen.

+++ Sophie Daprà (28) vom Hotel Schmied Hans Living & Dining in Schenna (Südtirol) spricht über die Zukunft der Desitination Südtirol +++

(16.04.2020) Tophotel: Frau Daprà, Sie sind seit einigen Jahren in dritter Generation mit Verantwortung im Familienbetrieb tätig. Was bedeutet die Krise für Ihre Zukunftspläne?

Sophie Daprà (28) ist Inhaberin des südtiroler Hotels Schmied Hans Living & Dining in Schenna. Zusammen mit ihren Eltern führt sie das vor drei Jahren neu positionierte Hotel in dritter Generation.

Sophie Daprà: Zwangläufig müssen viele Dinge natürlich hintenangestellt werden. Dies geschieht bei mir aber in gewisser Weise unbewusst, wenn ich nun so darüber nachdenke. Die aktuelle Situation nimmt mich so sehr in Beschlag, dass mir momentan gar nicht in den Sinn kommt, was ich vielleicht nächstes Jahr in Sachen Umbauarbeiten vorantreiben möchte oder dergleichen.
Welche Themen stehen für Sie aktuell im Fokus?
Für mich steht aktuell der Kontakt zu unseren Mitarbeitern und Gästen im absoluten Fokus. Wir müssen nun Vertrauen schaffen, uns nicht nur als Betrieb, sondern als Destination Südtirol auf emotionale und zuversichtliche Weise in den Köpfen unserer Besucher präsent halten. Heute bin ich glücklicher denn je, dass wir vor drei Jahren unseren großen Um- und Ausbau sowie unsere Repositionierung abgeschlossen haben. Nicht nur stehen wir nun als Familie geschlossen zu 100 Prozent hinter unserem Hotelprodukt, sondern diese gute Ausgangslage ermöglicht es uns auch, zuversichtlicher nach vorne zu blicken.
Wie wird sich die Krise auf die Destination Südtirol auswirken?
Wir merken einen extremen Support von unseren Gästen. Auch wenn Südtirol zu Beginn der Corona-Krise stark in die Negativ-Schlagzeilen geriet, wenden sich unsere Gäste scheinbar nicht von uns ab. Hiervor hatte ich großen Respekt – der Reisende hat so viel Auswahl, da muss es nicht wie jedes Jahr Südtirol sein. Doch jeder Gast, der derzeit bei uns absagt, beteuert, dass er es kaum erwarten kann, wenn er seinen Aufenthalt dann in der Zukunft nachholen kann. Südtirol ist und bleibt wohl ein Sehnsuchtsort. Und so hoffe ich, dass der Tourismus nach Überwindung der Pandemie rasch wieder erstarken wird.
Wie schaffen Sie es, in der aktuellen Lage so optimistisch zu bleiben?
Sehr viel Kraft und Freude ziehe ich derzeit aus der wunderschönen Natur. Die Vögelein scheinen so laut wie noch nie zu zwitschern, die Sonne gibt alles, der ganze Garten treibt aus – und das alles hat man für sich. Auch wenn wir natürlich lieber unsere Gäste um uns hätten, so genieße ich diese derzeit für mich allgegenwärtige Natur doch sehr. Darüber hinaus spüre ich sehr viel Zusammenhalt und ein großes Gefühl der Gemeinschaft in unserem Land. Das gibt mir ebenfalls Kraft und stärkt meinen Optimismus.

+++ Franz Gmachl (28) vom Genussdorf Gmachl über die Zukunft mit Schnelltests und Masken+++

Juniorgeschäftsführer Franz Gmachl (28) und seine Freundin Anna Barbara Hörl (26) sind seit 2014 in den Hotelbetrieb des Viersterne Superior-Hotels Genussdorf Gmachl in Bergheim bei Salzburg eingebunden. Beide haben die Tourismusschule Klessheim in Salzburg besucht. Franz Gmachl absolvierte ein Bachelorstudium in Innsbruck, Anna Barbara Hörl erlangte ihren Bachelor berufsbegleitend.

(15.04.2020) Den Start der Serie macht Franz Gmachl, der mit 28 Jahren bereits die Junior-Geschäftsführung des Genussdorf Gmachl in Bergheim bei Salzburg (AT) innehat. Er erzählt auch, wie es seinen Kollegen in Österreich momentan geht, wo Chancen und Probleme liegen.
Tophotel: Herr Gmachl, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie gerade?
Franz Gmachl: Unsere Familie und unsere mehr als 100 Mitarbeiter sind bei guter Gesundheit und privat gesehen geht es uns allen gut. Was uns geschockt hat und uns nach wie vor Bauchschmerzen bereitet, sind die unvorstellbaren Umsatzeinbrüche. Gelindert werden diese Bauchschmerzen allerdings durch die Tatsache, dass die Baustelle, die wir seit Beginn des Jahres im Zuge der Erweiterung unseres Wellness-Bereichs haben, weiterläuft. Und mit ihr unsere strategische Planung. Auch das von unserer Bundesregierung geäußerte Datum – Mitte Mai – an welchem teilweise Öffnungen im Tourismus wieder denkbar sind, stimmt uns und die Branche im Ganzen zuversichtlich.
 
Sie haben in den vergangenen Jahren viel verändert, das Haus neu positioniert und investiert. Bleiben weitere Vorhaben jetzt auf der Strecke?
Wir sind in der Situation glücklicher denn je über alles, was wir in den vergangenen Jahren umgesetzt haben. Auch über unsere Entscheidung, unser aktuelles Bauvorhaben 2020 zu verwirklichen, anstatt 2021. Was aber Fakt ist: In Zukunft werden wir keine großen Investitionen mehr tätigen. Eine solche Baudynamik wie in den vergangenen Jahren wird es bei uns nicht mehr geben. Die Krise ist zwar nicht ausschlaggebend für diese Entscheidung, bekräftigt diese jedoch.
Was sind Ihre nächsten Schritte in Bezug auf den Hotelbetrieb?
Momentan sind wir dabei, Maßnahmen für eine schrittweise Wiedereröffnung unseres Hotels und unseres auch von extern gern besuchten F&B-Angebots zu erarbeiten. Wir müssen in nächster Zeit damit leben, dass die Urlaubserlebnisse andere sein werden, als vor der Krise. Hotelmitarbeiter tragen voraussichtlich Masken, das F&B-Konzept 'Buffet' kann in seiner ursprünglichen Form vorerst so nicht angeboten werden, Gäste machen vielleicht Schnelltests, wenn sie anreisen – sollte es bis dahin schon solche Schnelltests geben. Auch wenn das Urlaubserlebnis ein anderes sein wird als bisher, soll und darf es kein schlechteres sein. Als verantwortungsvolle Hoteliers sind wir in der Pflicht, entsprechende Maßnahmen zur weiteren Eindämmung der Virusausbreitung zu erarbeiten und diese dann transparent, aber gleichzeitig auf positive Art und Weise, an unsere Mitarbeiter und Gäste zu kommunizieren.
Wie ist die generelle Stimmung in der österreichischen Hotellerie?
Wir stehen täglich in intensivem Austausch mit unseren Kollegen von den Best Wellness Hotels. Man kann die Stimmungslage natürlich nicht verallgemeinern. Manche sind pessimistischer, teilweise sogar panisch, andere sind optimistischer. Es trifft auch nicht jeden gleich hart. Faktoren wie Lage, Segment, Konzept sind ausschlaggebend für die Stärke der Auswirkungen. Was man für die Stadt Salzburg feststellen kann: Durch die Absage der Frühlings- und Pfingstfestspiele wird die Stadthotellerie wahnsinnig hart getroffen. Kulturreisende zählen nur zu einem kleinen Anteil zu unserer Zielgruppe, daher betreffen uns diese Absagen nicht in der Form, wie die Kollegen in der Stadt. Was uns aber alle umtreibt, ist die aktuell noch große Ungewissheit.