Neuausrichtung am Fuße der Seiser Alm: Mit dem Hotel Sensoria Dolomites will Familie Oberhofer-Leitner einen Kraftplatz für ihre Gäste und ein starkes Zugpferd für die Ferienregion rund um Seis am Schlern bieten. Voraus ging ein Generationswechsel, bei dem das Hotel komplett umgebaut und erweitert wurde.
Leo und Hanny Oberhofer, die bisherigen Eigentümer, lernten sich an ihrem Arbeitsplatz Ritterhof kennen. Als sich die Gelegenheit ergab, pachtete das Paar das Hotel am Ortseingang von Seis am Schlern und kaufte es später. Das war in den 1980er-Jahren. Sie bauten den Ritterhof zu einem Wohlfühlort mit 28 Zimmern aus, der sich vor der Coronapandemie eines hohen Zuspruchs mit einer Auslastung zwischen 96 und 98 Prozent erfreute.
Ihre altersbedingte Nachfolge gingen die Hoteliers frühzeitig und strategisch an. 2013 beauftragten sie Sabine Fischer von der Fischer Consulting Group in Bruneck, den Prozess im Zusammenspiel mit einem Rechtsanwalt sowie einer Notarin zu begleiten. Die Frage lautete: Möchte eines der vier Kinder das Hotel übernehmen? Möglicherweise auch gleich mehrere im Team? Alle vier standen zu dem Zeitpunkt auf eigenen beruflichen Beinen.
Sensoria Dolomites
Inhaberin: Lea Oberhofer
Zimmeranzahl: 47
Architekturbüro: Senoner Tammerle Architekten, Kastelruth/Südtirol
Interior: u.a. Creatuft (Teppich), Lichtstudio Eisenkeil (Beleuchtung), Locherber Milano (Raumduft)
Adresse: Schlernstr. 37, 39040 Seis am Schlern, Südtirol/Italien
Den Entschluss zur Nachfolge fasste schließlich Tochter Lea Oberhofer – mit Zustimmung aller Geschwister. „Ein großes Lob an unsere Eltern, wie umfassend, transparent und fair wir auf diese Weise alles geregelt haben“, resümiert die Neu-Hotelière, die 2015 in die Heimat zurückkehrte. Seit 2019 bildet sie zusammen mit ihrem Ehemann Simon Leitner das Geschäftsführungsteam.
Lea Oberhofer und Simon Leitner setzen mit dem Sensoria Dolomites ihre Vision von „Luxury for the Soul“ um.
Beide hatten sich bereits auf der Hotelfachschule kennengelernt, dann gemeinsam in Wien Wirtschaft studiert, bevor sie getrennt voneinander in die Welt ausschwärmten, um Auslandssemester zu absolvieren, Masterarbeiten zu schreiben und später in Anstellungsverhältnissen zu arbeiten. Sie bei Louis Vuitton, er bei Lufthansa Consulting, wo er unter anderem Einblick ins Thema Dynamic Pricing gewann.
Bereits vor der Neuausrichtung implementierte er eine nachfrageorientierte Preisgestaltung im Ritterhof, bei der Stammgäste weiterhin von Listenpreisen profitierten. „Ein Umsatzplus bis zu 30 Prozent zeigt, dass man sich trauen und umdenken muss – auch in der Ferienhotellerie“, so Lea Oberhofer.
Singapur, Texas, Mailand, Paris, Nantes, Edinburgh, Frankfurt und München – Lea Oberhofer und Simon Leitner, die mittlerweile Eltern zweier Töchter sind, haben während ihrer Wanderjahre einen großen Erfahrungsschatz gesammelt. Der fließt nun in das Sensoria Dolomites ein und dürfte angesichts des mutigen Schritts durchaus hilfreich sein: Die Investitionssumme für die Generalsanierung und Erweiterung bewegt sich im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Damit einher gingen die Kategorie-Erhöhung vom Dreisterne- zum Viersterne-Superior-Hotel sowie eine dadurch erforderliche Preisanpassung nach oben. „Wir wollten unsere Philosophie in das Hotel hineinbringen. Unsere Vision lautet: Luxus für die Seele“, so das Hotelierspaar.
Rustikale Optik weicht reduziertem Baustil
Zur Umsetzung der eigenen Identität gehörte, einen vielseitig schaffenden Architekten zu wählen und keinen, dessen Handschrift sofort erkennbar ist. Für Paul Senoner von den Senoner & Tammerle Architekten aus dem nahegelegenen Kastelruth war es erst der dritte Hotel-Auftrag, dafür brachte der Projektmanager viel Erfahrung aus Hotel-Um- und Neubauten mit. Die rustikale Optik des Ritterhofs samt Tiroler Türmchen wich einem deutlich reduzierteren Baustil. Lea Oberhofer liebt die japanische Architektur, allen voran von Architekt Kengo Kuma.
Natürliche Stoffe und Wohlfühlfarben – die Zimmer und Suiten sind Rückzugsorte zum Wohnen, Ruhen und Sein.
Trotz der puristischeren Gestaltung ist das Sensoria Dolomites erkennbar in der Heimat verwurzelt – und setzt zudem auf einen fließenden Übergang zur Natur. „Dass wir die rückwärtige Straße weitgehend ausgeblendet und stattdessen das Bergpanorama mit dem spektakulären Blick auf die Santnerspitze in das Gebäude-Ensemble hineingeholt haben, ist für mich das größte Highlight“, sagt Paul Senoner. „Die lichtdurchfluteten Innenhöfe leisten dazu einen wesentlichen Beitrag.“
Parkplätze und somit Asphaltflächen wurden durch eine neu gebaute Tiefgarage ersetzt. Ebenfalls komplett neu errichtet: das Badehaus mit einem knapp 1.000 Quadratmeter großen Spa, das vom Ruheraum aus den Blick in unberührte Waldeinsamkeit freigibt und mit kombiniertem Innen- und Außenpool sowie einer Liegewiese auch von externen Gästen als Day Spa genutzt werden kann.
Der Aspekt der Nachhaltigkeit fand so weit Berücksichtigung, „wie es vom Kosten-Nutzen-Verhältnis her Sinn ergab“, so Paul Senoner. Heizkühldecken, Solarpaneele und begrünte Erdgeschoss-Dächer sind Beispiele dafür. Letztere, realisiert vom Unternehmen Climagrün aus Bozen, sorgen bei Starkregen-Ereignissen für einen verzögerten Regenabfluss und bringen die Gäste der ersten Etage zugleich auf Augenhöhe mit einer 40 cm hohen Blumenwiese. Darüber hinaus kommen nahezu ausschließlich natürliche Materialien zum Einsatz. Allen voran naturbelassene alpenländische Fichte.
Licht- und Duftkonzept sorgt für Atmosphäre
Heraklithplatten, bewusst unverputzt und sichtbar gelassen, bieten Schallschutz und angenehme Raumakustik. Warm wirkende Böden aus Ulme dominieren in Lobby und „Wohn“-Essbereich des Erdgeschosses sowie auf den Zimmern. Das Treppenhaus, erhellt von lediglich indirektem Licht, ist mit einem reinen Schafwollteppich belegt, der ohne Chemieeinsatz die Brandschutzvorgaben erfüllt. Auch sonst verströmt die LED-Beleuchtung heimelige Atmosphäre – die Lampen muten teils wie Kerzen an. Zum Luxus für die Seele trägt die Raumbeduftung bei, beinahe jeder Hotelbereich und jede Zimmerkategorie hat ihr spezifisches Aroma.
Daneben ist es die Kulinarik, die die Sinne der Gäste verwöhnt – mit so manchem Gericht, „das Kindheitserinnerungen weckt“, wie Lea Oberhofer es formuliert. Das Frühstück und die nachmittägliche Jause in Buffetform stehen auf einem „Genussmarkt“ bereit, abends wird das Wahlmenü an die Tische serviert. Lokale Getränke sind ganztags in die All-inclusive-3/4-Pension inkludiert, also Softdrinks und Weine. Sogar einen „Sensoria Campari“ gibt es.
Ein weiteres Highlight ist die Bibliothek in der Lobby. Sie hat einen großen Bücher- und Zeitschriftentisch, um den sich Hochstühle sowie leinenbezogene Sessel und eine Sofalandschaft gruppieren. Eine eigens beauftragte Bücher-Expertin hat 800 Bücher ausgewählt, zu Themen wie Natur, Mystik oder Düfte. Auch im Genussatelier, in dem Degustationen und „Nose Schooling“ stattfinden, ist die passende Literatur ausgelegt.
Von Stefanie Hütz
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