Interview mit Markus Tischberger "Unbedingt weiter investieren!"

Neue, möglichst nachhaltige Materialien für die Inneneinrichtung sollten Messethema sein. © Landesmesse Stuttgart

Die Pandemie hat der Intergastra, Leitmesse für Hotellerie und Gastronomie, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein Gespräch mit Markus Tischberger, Projektleiter der Intergastra, über das "Was wäre gewesen, wenn?"

Hotel+Technik: Herr Tischberger, als Sie mit der Planung der Intergastra 2022 begannen, waren Sie, was die mögliche Durchführung angeht, sicher hoffnungsvoller?

Markus Tischberger: Ja, und das nicht nur, was den Verlauf der Pandemie angeht. Wir sind von unserem Sicherheitskonzept "Safe Expo" überzeugt und daher besonders enttäuscht. Die Vorzeichen waren ausgesprochen gut: Wir hatten bereits eine erfreuliche Ausstellersubstanz auch in der Breite, und der Dehoga-Verband spiegelte uns von der Besucherseite eine spürbare Vorfreude auf den persönlichen Austausch wider. Die Intergastra sollte der hoffnungsvolle Startschuss in ein wieder normaleres 2022 werden.

Dann fragen wir an dieser Stelle: Was hätte die Besucher erwartet?

Wir hätten auch dieses Mal die 115.000 Quadratmeter Fläche in allen zehn Hallen der Messe Stuttgart mit der gesamten Welt der Gastlichkeit bespielt und mit rund 1.000 Ausstellern einen attraktiven Marktplatz geboten, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen. Die Besucher hätten aus dem Vollen schöpfen und in die Themen Küche und Food, Einrichtung und Tischkultur, Kaffee und Konditorei, Dienstleistungen und IT, Getränke, Speiseeis und Outdoorgastronomie eintauchen können. Gerade letztere hat ja durch die Pandemie nochmals einen enormen Schub erfahren, der Bedarf an Sonnen- und Wetterschutzsystemen ist weiter gestiegen. Diese Produkte hätten auf der Sonderschau "Outdoor.Ambiente.Living" im Freigelände unter realen Bedingungen gesichtet und geprüft werden können.

Welche Produkthighlights hätten wir über die bereits Genannten hinaus zu sehen bekommen? Was sind die derzeitigen Topthemen?

Es hätte wieder eine tolle Dehoga-Bühne gegeben, bei deren Fachprogramm unter anderem Nachhaltigkeit und Energieeffizinz eine starke Rolle gespielt hätten. Als Angebot der Dehoga Beratung und Dehoga Akademie war erstmals das Gastrolabor geplant, in dem junge Talente von Experten dabei begleitet werden sollten, zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln. Eine Newcomer-Area stand ebenfalls in den Startlöchern, in der sich Gründer und Start-ups mit ihren innovativen Produkten und Geschäftsideen für Hotellerie und Gastronomie präsentieren wollten.

Im Bereich "Fokus Hotel" unter Beteiligung des IHA Hotelverbands Deutschland und der Hospitality Sales & Marketing Association HSMA waren täglich wechselnde themenspezifische Talks und Workshops vorgesehen, angefangen von der Digitalisierung und der Frage, wie diese sich ganzheitlich realisieren lässt, über das besonders brisante Thema Mitarbeiterführung und Fachkräftemangel bis hin zu neuen Materialien, Stichwort Kreislaufwirtschaft, und Inspiration in puncto Innenarchitektur. Ein weiterer Höhepunkt wäre sicherlich das "Stuttgart Coffee Summit" gewesen.

Was empfehlen Sie der Branche nun, da die Messe ausfällt?

Optimistisch zu bleiben und das gesamte Business auch ohne Messe im Hinblick auf mögliche Innovation zu hinterfragen. Es sollte weiter in die Betriebe investiert werden. Gastgeber aus Leidenschaft zu sein – dieser Anspruch sollte Bestand haben und mit Leben gefüllt werden.

Zwei Redensarten haben wir in den letzten zwei Jahren oft gehört: "In jeder Krise steckt auch eine Chance", und "Not macht erfinderisch". In welchen Punkten hat die Pandemie die Intergastra nach vorne gebracht?

Wir haben mit der im März 2021 erstmals veranstalteten "Intergastra digital" Erfahrungen im digitalen Raum gesammelt und festgestellt, dass wir für Wissenstransfer und Informationsaustausch auch auf diese Weise eine Plattform bieten können. Bündelung und Reichweite kamen der Branche entgegen. Wird jeder Aussteller einzeln aktiv, hat er nicht nur einen immens größeren Aufwand.

Für die Hoteliers und Gastronomen würde zugleich gelten: Im Wald der Informationen kann man sich auch verlaufen. Menschen zusammenbringen, ist unser Job. Aber am liebsten machen wir das persönlich. Der direkte Austausch vor Ort, das spontane Kennenlernen, das live Entdecken und Ausprobieren, der umfassende Marktüberblick über alle Bereiche des Betriebs, der direkte Anbietervergleich in Echtzeit, das optische und haptische Erleben sowie das Schmecken sind nicht durch digitale Events zu ersetzen.

Wie geht es nun mit der Intergastra weiter?

Die Intergastra findet turnusmäßig alle 24 Monate statt. Der nächste Termin wäre insofern der 3. bis 7. Februar 2024. Eine (Vor-)Verlegung ist schon deshalb keine wahrscheinliche Option, da 2024 parallel zur Intergastra wieder die IKA/Olympiade der Köche stattfinden wird. Wir sind sicher, dass sich die Branche bis dahin noch mehr auf das Wiedersehen freut. Wir hoffen, dass die gesamte Hotellerie und Gastronomie sagen: Da müssen wir hin! Da sehen wir innovative Produkte und Dienstleistungen, da treffen wir spannende Menschen!