Fenster Gerüstet fürs raue Nordseeklima

Das River Loft Hotel & Spa, Brunsbüttel, liegt 400 Meter vom Nord-Ostsee-Kanal entfernt direkt am Fluss Braake. © Veka/Jens O. Holthaus

Ziel der Architektur des River Loft Hotel & Spa in Brunsbüttel war es unter anderen, den klimatischen Bedingungen Rechnung zu tragen. Das galt vor allem auch für die eingebauten Fenster im Gebäudeensemble.

Das River Loft Hotel & Spa, eröffnet im August 2022, wurde in der „Schleusenstadt“ Brunsbüttel realisiert, die unmittelbar an der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt liegt, dem Nord-Ostsee-Kanal. Die Konzeption des Architekturbüros Ladehoff, das auch den Entwurf für das Lighthouse in Büsum geliefert hat, sah vor, einen Gebäudekomplex entstehen zu lassen, der sich trotz seiner Größe von 6.000 Quadratmetern harmonisch in das Grundstück direkt am Flüsschen Braake einfügt und das Stadtbild von Brunsbüttel positiv weiterentwickelt. Wegen des sumpfigen Untergrunds musste das Gebäude auf 185 Pfählen errichtet werden.

Entstanden ist ein Ensemble aus mehreren sich ergänzenden Gebäudesegmenten, die in ihrer gemeinsamen Komposition wie hanseatische Kaufmannshäuser oder eine Art Handelskontor wirken. Aufgebrochen wird der Look lediglich durch die atypische Farbe des Klinkerwerks: Statt klassischem Rotbraun wählten die Architekten und Bauherren für die Außenfassade einen sandigen Beigeton.

Industrial Look war Vorgabe

Bei näherer Betrachtung der Fassade fällt auf, dass die Fensterflächen gleich mehrere Gestaltungsideen vereinen. Zum einen verkörpern sie über ihre dunkle Farbe sowie die Geradlinigkeit den industriellen Charme des späten 19. Jahrhunderts. Zum anderen wurden sehr viele große Fensterflächen geplant. Diese mussten so ausgeführt werden, dass sie die nostalgisch wirkende Gebäudehülle nicht aufbrechen. Umgesetzt wurde dies durch aufgesetzte Sprossen sowie festverglaste Standelemente, die optisch die Kompaktheit der Gebäudehülle herstellen.

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    Bei der lackver­edelten Fenster-Variante sind die Kunststoff-Oberflächen innen wie außen reflexionsarm.
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    In das Profilsystem wurden aufgrund der Wetterlage mehr Schließstücke und Verriegelungspunkte eingebaut, als sonst üblich.
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    Das River Loft Hotel & Spa, Brunsbüttel, liegt 400 Meter vom Nord-Ostsee-Kanal entfernt direkt am Fluss Braake.

Um den gewünschten Industrielook zu realisieren, entschieden sich die Planer des Architekturbüros Ladehoff zusammen mit den ausführenden Bau­unternehmen Kähler Bau GmbH & Co. KG aus Büsum für das Fensterprofil „Softline 82“ von Veka mit der Oberflächenveredelung „Veka Spectral“ in Graphitschwarz Ultramatt. Bei dieser lackveredelten Variante sind die Kunststoff-Oberflächen innen wie außen äußerst reflexionsarm. Hinzu kommt eine besondere Haptik, die Profile vermitteln beim Berühren ein samtiges Gefühl.

Für die Umsetzung des Fenster-Gewerks beauftragte die Kähler Bau den Veka-Partner IFP Inno Fenster Prignitz GmbH in Weisen. Es galt, die Anforderungen des Standorts sowie der Gestaltungswünsche Raum für Raum in ein schlüssiges Gesamtkonzept zu überführen. Egal ob Lobby, Restaurant, Bar, Fitnessbereich, Tagungsräume oder eben Hotelzimmer, alle Bereiche mussten optisch eine Einheit bilden, wobei die Elemente funktional den unterschiedlichen Anforderungen je Raumart entsprechen mussten.

Bodentiefe Fenster in den Zimmern

In den 83 Zimmern, die hier Lofts heißen, kamen meist bodentiefe, vierteilige Fenster zum Einsatz, bestehend aus Brüstungselementen als Absturzsicherung im unteren Bereich sowie zu öffnenden Flügeln oberhalb der Absturzsicherung. Um die Nachweiskette zur Absturzsicherung zu erfüllen, wurde der T-Verbinder, der zur Befestigung des Kämpfers dient, bei einem akkreditierten Prüfinstitut zugelassen.

Für die Befestigung der Absturzsicherung direkt am Fenster nutzte IFP die patentierten Hohlkammerprofildübel „Cavus“ von Abel. Um die Anforderungen bedarfsgerecht zu erfüllen, wurden auch die Kriterien für Schall- und Sonnenschutz berücksichtigt. Damit das Lüftungskonzept eines Neubaus erfüllt werden kann, verbaute IFP einen feuchtegeführten Außenbauteil-Luftdurchlass der Firma Aereco, Modell „ZFH VA 5-35“. Das Bauteil für den Luftdurchlass passt automatisch die Luftvolumenströme an die relative Luftfeuchtigkeit an und sorgt für ein harmonisches Raumklima. Aufgrund des zweischaligen Mauerwerkaufbaus mit einer hochisolierenden Kerndämmung wurden zur Fenstermontage Vorsatzmontagezargen eingesetzt, um die Fenster in der Dämmebene zwischen den beiden Mauerwerksschalen zu befestigen.

Eigenschaften des Profilsystems

Beim verbauten Profilsystem „Softline 82“ handelt es sich um ein Sechs-Kammer-Mitteldichtungssystem mit einer Bautiefe von 82 Millimetern sowie einem Dämmwert von Uf = 1,0 W /(m2K) [0,94 W/(m2K) mit thermischer Trennung. Die Schalldämmung wird durch zwei Dichtungsebenen erzielt. Außerdem verfügt das System über hohe Schlagregendichtheit. Bei der Einbruchhemmung kann eine Widerstandsklasse bis zu RC2 erreicht werden. Darüber hinaus ist das System mit dem Vinyl-Plus-Produktlabel zertifiziert und nahezu zu 100 Prozent recycelbar.

Mehrdimensionale Belastungen

Das Gebäude liegt nur 500 Meter Luftlinie zur Elbmündung, dem Tor zur Nordsee, entfernt. Hier sind Wind und Wetter rauer als in anderen Teilen Deutschlands. Dies hat der Fensterbauer bei der Planung und der Ausführung einkalkuliert. So wurden in das Profilsystem „Softline 82“ mehr Schließstücke und Verriegelungspunkte eingebaut, als üblich. Zusätzliche Zargenprofile mit entsprechenden Verstärkungen bringen weitere Stabilität und sorgen für Langlebigkeit und Funktionssicherheit. Das System ist aufgrund der Maßnahmen gerüstet für die hohen klimatischen Anforderungen der Nordseeregion.

Eine weitere Herausforderung bestand in dem sehr kurzen Zeitraum für das Fenster-Gewerk: Um die 250 Elemente zu verbauen, hatte IFP von September bis Dezember 2021 Zeit. Trotz regulatorischer oder pandemiebedingter Ausfallzeiten auf Seiten von Veka und IFP, gelang es, vor allem durch eine exakte gewerkübergreifende Bauabschnittskoordination seitens des betreuenden Projektleiters Philipp Heun von Kähler Bau dennoch, das Projekt termingerecht zu übergeben.