Hotelreportage Falkensteiner Hotel Montafon: Luxus kann auch klimaneutral

Wie ein gigantisches Wohnzimmer mutet die Lobby des Falkensteiner Montafon an und lädt die Gäste zum gemütlichen Verweilen ein. © Santi Caleca

In der Montafoner Berglandschaft hat die Hotelgruppe Falkensteiner ein engagiertes Projekt realisiert: das Falkensteiner Hotel Montafon. Schon vor seiner Eröffnung im Dezember 2022 wurde es als klimaneutraler Betrieb ausgezeichnet und in den Kreis der „Leading Hotels of the World“ aufgenommen – als erstes Familienhotel in Europa.

Nachhaltigkeit, Luxus, Familie – das sind die drei großen Themen, denen sich das Falkensteiner Hotel Montafon verschrieben hat. Dabei lässt die ländliche Gegend der Montafoner Berge im ersten Moment nicht vermuten, dass hier ein derart modernes, luxuriöses und klimaneutrales Familienhotel entstanden ist. So harmonisch fügt sich der Neubau am Erlebnisberg Golm bei Tschagguns, Österreichs erstem klimaneutralem Skigebiet, in das Landschaftsbild ein. Binnen zweieinhalb Jahren hat die Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG) das Projekt zusammen mit dem Vorarlberger Energieunternehmen Illwerke realisiert. „Das Hotel ist voll und ganz auf den ­Bergurlaub mit der gesamten Familie ausgerichtet. Dabei ist es egal, ob Babys oder Teenager mit den Eltern urlauben“, beschreibt General Manager Marcel Henneke das Hotelkonzept.

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    Blick auf die Montafoner Berge: Der Ruheraum im Spa-Bereich.
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    Auch in den ­Zimmern setzen die ­Architekten auf warme Orange-, Rot- und Gelbtöne.
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    Sichtschutz im ­Restaurant: Zäune aus ­verwobenen Ästen und ­Holzlatten.
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    Warme Töne sorgen in der Bar „­Infragranti“ für Relaxstimmung.
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    Wie ein gigantisches Wohnzimmer mutet die Lobby des Falkensteiner Montafon an und lädt die Gäste zum gemütlichen Verweilen ein.
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    Im „Falky Land“ werden ­Kinder ab drei Jahren von Pädagogen betreut.
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    Harmonisch eingebettet in die Alpenlandschaft: Das Falkensteiner Hotel Montafon.

Wasserkraftwerk hilft beim Heizen und beim Kühlen

Das Hotel gilt innerhalb der FMTG als Leuchtturmprojekt. Denn schon vor seiner Eröffnung im Dezember 2022 wurde es als klimaneutraler Betrieb ausgezeichnet. „Wir haben sowohl beim Bau, bei der Beschaffung und der Auswahl der Materialien, als auch im Hinblick auf das Betreiben der Immobilie in Bezug auf Energie, Wärme und Wasser ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, ressourcenschonend vorzugehen“, sagt Henneke. So wird beispielsweise die Abwärme der Wasserkraftturbinen des benachbarten Wasserkraftwerks für die Wärme im Hotel eingesetzt. Für die wirklich kalte Jahreszeit kommt bei Bedarf zusätzlich eine eigene Biomasseanlage zum Einsatz.

Im Sommer hilft ein Free Cooling System dabei, mit der Kälte aus dem Kraftwerk das Gebäude auf angenehmen Temperaturen zu halten. Zudem arbeitet das Falkensteiner Hotel mit der Organisation „Turn to zero“ zusammen. „Sie betreibt unser Energiemonitoring und berät uns“, sagt Henneke. Jene Emissionen, die nicht durch hausinterne Maßnahmen reduziert werden können, werden etwa durch Investments in Klimaschutzprojekte ausgeglichen. Auch dort helfe Turn to zero bei der Wahl passender Projekte.

Das Hotel will nicht nur eine Vorreiterrolle im Bereich Nachhaltigkeit einnehmen, sondern ist auch das einzige Familienhotel in Europa, das Teil der exklusiven „Leading Hotels of the World“ ist. Luxus und Nachhaltigkeit – zwei Ansätze, die sich laut Henneke nicht widersprechen müssen. „In unseren Augen entwickelt sich der Begriff Luxus derzeit stark weiter. Insbesondere nachkommende Generationen haben ein anderes, neues Verständnis davon.“ Diesen Wandel greife das Hotel auf. „So ist neuer Luxus in unseren Augen ‚Zeit und Raum‘ sowie gelebte Gastfreundschaft“, so Henneke. „Hier setzen wir neue Akzente beispielsweise bei der Größe unserer Zimmer und bei der Kinderanimation, welche bei uns Ecotainment ist.“

Beim „Ecotainment“ werden junge Gäste zu Umwelt-Rangern

Für dieses hat das Hotel eigene interaktive Programme entwickelt, die Kindern und Jugendlichen auf spielerische Art ein Bewusstsein für Umweltschutz und alternative Energien vermitteln wollen.  Es wird in drei Altersgruppen unterschieden: die Rangers Junior (5-7 Jahre), Rangers Protector (8-11 Jahre) und Rangers Explorer (ab 12 Jahre). Je nach Altersklasse wird den Kindern ein anderes Programm geboten. Im hoteleigenen „Science Lab“ bekommen sie etwa Einblicke in die sogenannten MINT-Bereiche, sprich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

„Hier führen die Kinder wissenschaftliche Experimente durch, beispielsweise wie man Schnee herstellen kann“, erläutert GM Marcel Henneke. Auf diese Weise soll ihnen auch ein Gefühl für den richtigen Umgang mit der Natur und Wissen rund um biologische Ökosysteme vermittelt werden. Im „Falky Land“ wiederum wird professionelle Kinderbetreuung für Kids ab drei Jahren angeboten. Die Programme werden von den ersten Gästen gut angenommen. Henneke: „Unser Ecotainment-Bereich für Kinder bekommt viel Lob, vor allem die Science Lab-Angebote.“

Steckbrief

Falkensteiner Hotel Montafon
Latschaustraße 45
6774 Tschagguns, Österreich


Eröffnung: 16. Dezember 2022
Besonderheit: erstes klimaneutrales Hotel von Falkensteiner Hotels & Resorts
Eigentümer: Vorarlberger Illwerke AG
Betreiber: Falkensteiner Michaeler Tourism Group (FMTG)
Investitionsvolumen gesamt: 45,7 Millionen Euro
Architektur: Snøhetta, Studio Innsbruck
Interior Design: Vudafieri-Saverino Partners, Mailand
Dauer Bau- und Planungsphase: zweieinhalb Jahre
Kategorie: Fünfsterne-Familienhotel
General Manager: Marcel Henneke
Zimmer und Suiten: 123 in fünf Kategorien
Wellness & Spa: Acquapura Organic Spa auf 1.400 m² mit Familien- und Adults-only-Spa, Indoor- und Outdoorpools, Wellen- und Speed-Rutsche
Mitgliedschaften: Leading Hotels of the World, Klimaschutz-­Initiative Turn to zero

Berglandschaft und Hotel werden eins

Das Thema Nachhaltigkeit sowie die Verbundenheit zur Region ziehen sich wie ein roter Faden durch das 123-Zimmer-Hotel. Angefangen bei der Architektur des Gebäudes, für die das norwegische Architekten-Kollektiv Snøhetta verantwortlich zeichnete. Die Hauptaufgabe für die Architekten: den Neubau organisch in das Landschaftsbild und in den Berghang einzubetten.

Daher wurde das Hotel auf vier Ebenen gebaut, mit einem zentralen „Gebäude-Sockel“, von dem die beiden „Zimmer-Körper“ abzweigen. „Die Ausrichtung dieser Gebäudeteile orientiert sich zugleich an der Topografie. Blickachsen und die Aussicht aus den Gebäudeteilen auf die Landschaft spielen eine wesentliche Rolle“, beschreiben die Architekten ihre Vorgehensweise. Bei der Planung sei wichtig gewesen, dass die beiden Zimmer-Körper nicht überdimensional wahrgenommen werden und sich in die Umgebung einfügen. „Die Gestaltung mit Holzfassade und Balkonen bezieht ihre Anleihen deshalb vor allem aus der regionalen Architektur“, so die Planer.

Im zentralen Gebäudeteil sind ebenerdig eine mit Fichtenholz verkleidete Rezeption, ein 1.400 Quadratmeter großer Wellness- und Wasserbereich und ein Skiraum zugängig. Von der Rezeption führt eine große, offene Treppe hinunter zu einer weitläufigen Lobby sowie zu „Infragranti“-Bar, Restaurant und Pool-Bereich. Alle Räume sind offen gestaltet und gehen fast fließend ineinander über, sodass hier alle Hotelgäste aufeinandertreffen und reges Treiben entsteht. Von der Gemeinschafts-Area aus gelangen die Gäste auch auf die Außenterrasse, von der aus sich der Blick auf die Wälder und Berge des Montafons öffnet. Als Rückzugsort dienen in den oberen Etagen der beiden abzweigenden Gebäudeteile die 41 bis 71 Quadratmeter großen Zimmer und Suiten – allesamt mit Balkon und Bergblick.

Die Farben des Montafons ins Hotel geholt

Die Alpenlandschaft war auch Inspiration für das Interior Design des Mailänder Studios Vudafieri Saverino Partners. Mit ihrem Design wollen die Architekten Claudio Saverino und Tiziano Vudafieri den Geist und das Wesen des Ortes ins Innere des Hotels holen: Zäune aus verwobenen Ästen und Holzlatten, die für die örtlichen Scheunen typisch sind, wurden als dekorative Elemente verwendet, die zugleich für Sichtschutz im Restaurant sorgen. Handgefertigte Teppiche aus der Region reproduzierten die Designer als maßgefertigte Tapeten, mit denen die Kopfteile der Betten in den Zimmern gestaltet wurden. Materialien wie Stein, Fichten- und Lärchenholz sowie weißer Putz wurden verwendet, um dem traditionellen Baustil der Region zu huldigen – insbesondere dem Montafoner Häusl, einer Konstruktion aus Fichtenholz und Stein, die seit Jahrhunderten das architektonische Bild der Region prägt. Die Holzschindeln dieser Gebäude finden sich auch als dekoratives Motiv im Wellness- und Spa-Bereich wieder.

Bei der Farbgebung konzentrierten sich Vudafieri Saverino Partners auf die Merkmale der alpinen Landschaft. Vor allem die sogenannte Dreiphasen-Landwirtschaft spiegelt sich wider. Dabei handelt es sich um eine landwirtschaftliche Methode, die seit Jahrhunderten das Leben der lokalen Bevölkerung und deren Kultur geprägt hat. „Basierend auf den Traditionen dieser uralten Technik, bei der sich Winter-, Herbst- und Frühjahrssaat abwechseln, haben wir uns auf die verschiedenen Nuancen der natürlichen Farben konzentriert und sie in den Mittelpunkt unserer Innenarchitektur gestellt“, erläutern die Designer.

Montafoner Indian Summer

Die Farbgebung in den Gemeinschaftsbereichen wie Rezeption, Lobby und Spa soll mit ihrer Mischung aus hellem Wiesengrün und zarten Blautönen an Sommer und Frühling erinnern. In den Zimmern setzten die Designer dagegen auf herbstliche und winterliche Farben mit warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen. „Um die Schönheit des Montafons widerzuspiegeln, haben wir hier eine Farbpalette gewählt, die an ein einzigartiges Phänomen erinnert: den Montafoner Indian Summer, der normalerweise nur im Nordosten der Vereinigten Staaten vorkommt. Das ist eine kurze Periode im Herbst, in der das Klima so mild ist wie im Sommer und die Bäume in Gelb-, Rot- und Orangetönen leuchten: eine wirklich bezaubernde Landschaft“, so die Innenarchitekten.

Ganz dem Luxusverständnis der Falkensteiner-Gruppe entsprechend, bietet das Hotel auch ein umfassendes Wellness- und Kulinarikangebot. Mit dem Konzept „Via Alpina“, einem Crossover alpiner Einflüsse, wird auch bei der Gastronomie auf Regionalität und Saisonalität gesetzt. „Ganz gleich, ob Frühstück, Jause oder das Abendessen – hier bekommen wir außergewöhnlich gute Rückmeldungen“, so Henneke. Um Lieferketten zu verkürzen, setzt das Haus auf regional hergestellte Produkte.

Dieser Ansatz wird auch im Acquapura Organic Spa verfolgt. Bei den Treatments kommen ausschließlich von der Region inspirierte Naturprodukte zum Einsatz. Ein Indoor- und ein Outdoorpool sowie zwei Rutschen sorgen in der Wasserwelt dafür, dass auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Gerade die Speed-Rutsche lädt sowohl kleine als auch große Gäste dazu ein, sich in sportlichen Wettkämpfen miteinander zu messen.