Explodierende Kosten und sinkende Umsätze: Im Gastgewerbe bangen 66,1 Prozent der Betriebe insbesondere aufgrund der hohen Energiepreise erneut um ihre Existenz. Das geht aus der Umfrage des Dehoga Bundesverbands zur aktuellen Situation im Gastgewerbe hervor. Damit haben sich Lage und Stimmung in der Branche im September dramatisch verschlechtert.
Laut den Umfrage-Ergebnissen sind das fast 30 Prozent mehr Betriebe mit Existenzangst als im August – vor einem Monat lag der Wert noch bei 37,7 Prozent. Zudem befürchtet fast jeder dritte Betrieb (29,6%) im Jahr 2022 in die Verlustzone zu geraten, für 2023 gibt das mehr als jeder zweite Betrieb (53,5%) an.
Dehoga-Präsident Guido Zöllick fordert daher mehr Tempo bei den von der Politik angekündigten Entlastungsmaßnahmen und Energiesicherheit: „Jetzt kommt es auf die schnelle und konkrete Umsetzung der Energiepreisbremse an.“
Viele Fragen seien hier indes noch offen. Gleiches gelte für die in Aussicht gestellten Härtefallhilfen. „Der Abwehrschirm wird nur dann funktionieren, wenn er schnell wirkt“, so Zöllick mit Blick auf die aktuellen Umfrageergebnisse. „Betriebsaufgaben und Insolvenzen müssen verhindert werden. Wir benötigen jetzt Klarheit, wann und wie der Abwehrschirm kommt.“
Betriebe melden extreme Energiekostensprünge
Wie die Ergebnisse der Dehoga-Umfrage zeigen, erlebt die Branche eine beispiellose Kostenexplosion bei Energie, Lebensmitteln und Personal. Laut den Angaben der Umfrageteilnehmer wachsen die Energiekosten ab Oktober 2022 um durchschnittlich 55 Prozent, ab Januar 2023 um 96 Prozent.
7,0 Prozent vermelden bereits im September Kostenerhöhungen von über 200 Prozent und mehr. Für 92,3 Prozent der Betriebe stellen die extremen Energiekostensprünge die größte aktuelle Herausforderung dar.
Erschwerend hinzu kommen die in die Höhe schnellenden Preise für Lebensmittel und Getränke mit einem Plus im September von 26 Prozent beziehungsweise 17 Prozent gegenüber Vorjahresmonat, sowie die Kosten für Personal, die im September um 19 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat.
In der Folge gehören die steigenden Lebensmittelpreise für 79,9 Prozent und die steigenden Personalkosten für 65,1 Prozent der Betriebe neben den Rekord-Energiepreisen zu den größten Herausforderungen der Branche. In den meisten Betrieben können die exorbitanten Kostensteigerungen nur teilweise über Preissteigerungen an die Gäste weitergegeben werden, so das Ergebnis der Dehoga-Umfrage.
Drittes Verlustjahr droht
Die drastischen Folgen der Krise zeigen sich auch im fehlenden Geschäft. Im September lagen die Umsätze der Restaurants und Hotels mit einem Minus von 7,0 Prozent wieder deutlich unter dem Vorkrisenniveau im September 2019. Für den Zeitraum von Januar bis September meldet die Branche ein Umsatzminus von 10,0 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019.
Bereits in den vergangenen zwei Jahren mussten die Gastronomen und Hoteliers coronabedingte Umsatzverluste von jeweils real rund 40 Prozent verkraften. Auch ausweislich der Zahlen des Statistischen Bundesamtes droht 2022 für die Branche zum dritten Verlustjahr in Folge zu werden.
Zöllick appelliert zudem an die Bundesregierung alles dafür zu unternehmen, um das Angebot sicherer Energiequellen in Deutschland auszubauen. „Die Gewährleistung der Energieversorgung und die schnellstmögliche Umsetzung der Energiepreisbremse müssen jetzt oberste Priorität haben.“ Die Betriebe bräuchten Planungssicherheit.
An der Umfrage des Dehoga Bundesverbandes zur aktuellen Situation im Gastgewerbe nahmen vom 29. September bis 3. Oktober 3.850 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland teil.
red/brg
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