Gerade während der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig Investitionen in die Digitalisierung sind. Die im Rahmen der fünften Digitalisierungsstudie des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) und der EY Real Estate befragten Unternehmensvertreter gaben an, dass ihre Firma die Krise ohne digitale Technologien nicht unbeschadet überstehen könne. Dass die Budgets dafür weiter steigen und dass sich knapp die Hälfte der befragten immobilienwirtschaftlichen Unternehmen bereits in der Etablierungsphase der digitalen Transformation befinden, sind Kernergebnisse der aktuellen Studie.
Gut jedes vierte Unternehmen der Immobilienwirtschaft (27 Prozent) investiert mittlerweile mehr als fünf Prozent seines Jahresumsatzes in die digitale Transformation. Insbesondere der Vergleich im Zeitverlauf zeigt: Digitalisierungsinvestitionen sind in der Immobilienwirtschaft zu einer festen, signifikanten Größe aufgestiegen. Dies ist eines von mehreren Kernergebnissen der auf einer Online-Pressekonferenz vorgestellten Digitalisierungsstudie, welche der ZIA in Kooperation mit EY Real Estate seit nunmehr fünf Jahren erhebt. Für die Studie wurden im Sommer 2020 insgesamt rund 250 Mitarbeiter von privatwirtschaftlichen wie auch öffentlichen Unternehmen mit Bezug zur Immobilie befragt.
„Die Auswirkungen der Pandemie sind für die Branche ein Lackmustest. Die Vorteile der Digitalisierung zeigen sich nun überdeutlich: sowohl den Marktteilnehmern, die in den vergangenen Jahren bereits vorangeschritten waren und nun profitieren, als auch jenen, die jetzt dringenden Nachholbedarf spüren. Die Branche steht momentan am digitalen Scheideweg“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die gute Nachricht ist der insgesamt steigende Reifegrad der Branche: Fast die Hälfte der Befragten befindet sich nach eigenen Angaben bereits in der Etablierungs- und 39 Prozent in der Entwicklungsphase der digitalen Transformation.
Während in den vergangenen Jahren Experimentierfreudigkeit und zuletzt Prozesseffizienz im Fokus der Digitalisierungsbemühungen gestanden hätten, gehe es in der Krise teils um die Existenz. Ganze Geschäftsmodelle werden infrage gestellt. Digitalisierung werde dadurch auch für vormals skeptischere Branchenteilnehmer von einer vermeintlichen Spielerei zum essenziellen Erfolgsfaktor, sagt Martin Rodeck, Vorsitzender Innovation Think Tank des ZIA und Vorsitzender der Geschäftsführung der Edge Technologies GmbH. So gaben 55 Prozent der Befragten an, dass die Krise interne Digitalisierungsdefizite aufgezeigt habe.
Personalmangel bleibt schwierigste Herausforderung
Seit der ersten Erhebung der Digitalisierungsstudie 2016 stellen fehlende personelle Ressourcen Jahr für Jahr die größte Hürde für die Digitalisierung dar – das geben auch in der diesjährigen Befragung 72 Prozent der Teilnehmer an. Während in Bezug auf qualifiziertes Personal jedoch kaum Fortschritte zu erkennen sind, zeigen sich in anderen Bereichen positive Entwicklungen: Nachdem in den Jahren 2016 bis 2018 viele Studienteilnehmer eine fehlende Digitalisierungsstrategie als Herausforderung sahen, scheint diese Hürde seit 2019 gesunken zu sein.
Nachholbedarf bei Grundlagentechnologien
Hohe Kosten für den Aufbau der IT-Infrastruktur führen bei 52 Prozent der Studienteilnehmer dazu, dass Maßnahmen lediglich auf das unbedingt Notwendige begrenzt werden. Immerhin 51 Prozent sehen sich zudem durch Themen wie IT-Sicherheit gebremst. Die vollumfänglichen Möglichkeiten von Soft- und Hardware sind nur 51 beziehungsweise 48 Prozent der Studienteilnehmer bekannt. „Bei der IT-Infrastruktur herrscht noch Nachholbedarf. Da diese jedoch die absolute Grundlage aller digitalen Technologien darstellt, drängt die Zeit, den Rückstand aufzuholen“, sagt Rodeck. „Die IT-Infrastruktur wird sonst zum limitierenden Faktor selbst für die beste Idee.“
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