Das Traditionshotel Entners am See im österreichischen Pertisau am Achensee sollte gestalterisch neu positioniert werden. Den stufenweisen Umbau der gesamten Hotelanlage hat das Unternehmen BWM Architekten übernommen und mit seinem Konzept die Landschaft gewissermaßen ins Innere geholt.
Die Lage des Hauses zwischen den eindrucksvollen Bergriesen des Karwendelgebirges im Westen und dem Wasser des Achensees im Osten sorgen für unterschiedliche Licht- und Blickverhältnisse. Ihnen galt es in den 40 Zimmern des Hotels Entners am See gerecht zu werden.
„Allein schon wegen ihrer Ausrichtung fällt in die „Achensee“ genannten Zimmer mit Seeblick weniger Licht ein“, erklärt BWM-Innenarchitekt Aleš Košak, „zudem sind sie vergleichsweise schmäler und ziehen sich tiefer ins Innere des Gebäudes.“
Nordische und südländische Techniken je nach Lage der Zimmer
Darum haben die Architekten bei den zum See gerichteten Zimmern auf eher dunkle Farben und Materialien gesetzt, die das nur sparsam eindringende natürliche Licht potenzieren sollen. „Eine Technik, wie sie in den nordischen Ländern Europas schon seit sehr langem angewandt wird“, sagt Košak.
Im Unterschied dazu hat das Team bei den helleren, weniger tiefen und „Alpin“ genannten Zimmern, die sich den Bergen zuwenden, auf eine südländische Technik zurückgegriffen. Die Inneneinrichtung der Zimmer ist hier ebenfalls hell gestaltet.
Das gesamte Projekt-Team hat aus den Architekten Erich Bernard, Markus Flägner, Aleš Košak, Nadine Elisabeth Albenberger, Daniela Dollack, Fridolin Öhlinger und Greta Moso bestanden. Am Projekt beteiligt waren Spela Leskovic/AKSL sowie Architekten Moodly brand identity.
Zimmerkonzept mit Natur im Fokus
Die zum See gewandten Zimmer betreten die Gäste durch ein Vestibül mit abgetrennter Toilette. Ihm folgt die Vanity-Station, von der aus es übergangslos in den Schlafbereich geht. Von dort gelangen sie in den Wohnbereich und schließlich auf den Balkon. Unterschiedliche Materialien wie der grüngekachelte Boden in der Vanity-Station und dunkler Schiffboden im Schlaf- und Wohnbereich heben einen Bereich vom anderen ab.
In den in Dunkelgrün gehaltenen Kacheln, Wänden und Decken spiegelt sich der See wider, auf den ein höhergestelltes Bett den Blick erlaubt. Lokale Materialien wie grüner Stein und dunkler Marmor sollen laut den Architekten optisch die Natur ins Gebäudeinnere ziehen.
Die breiteren und sonnigeren Zimmer mit Blick aufs Karwendelgebirge betreten die Gäste durch eine Art Vorraum, in dem sowohl Garderobe als auch Bad, Vanity-Station und abgetrennte Toilette untergebracht sind. Der Wohnbereich befindet sich neben dem Schlafbereich. Auch hier sorgen lokale Materialien für eine sowohl optische als auch haptische Präsenz der umliegenden Natur im Gästezimmer.
Gemütliche Atmosphäre über die Farben schaffen
Während in den zum See gerichteten Zimmern Smaragdgrün, Dunkelholz und Messing die bestimmenden Farbtöne sind, haben die Spezialisten in den zum Berg gewandten auf bläuliches Felsengrau, Hellholz, Schwarz und Cognac gesetzt. „In beiden Fällen geht es darum, eine warme, kaminzimmerähnliche Atmosphäre zu schaffen, die auch bei einem wetterbedingten längeren Aufenthalt in den Zimmern für Gemütlichkeit und Wohlbefinden sorgt“, erklärt BWM-Architekt Erich Bernard.
Ein Haus voller Orte
Dieses Thema hat das Team auch in den Gängen und Fluren aufgegriffen. So setzt sich etwa das original Terracotta-Stiegenhaus in einer schwarzweiß Tapete mit Berg-Motiv sowie einem Teppich in Grau-Schattierungen fort.
Ziel sei es generell, ein „Haus voller Orte“ zu schaffen, das den Gästen einerseits Heimeligkeit vermittelt – und ihm andererseits Spannungselemente quer durchs Hotel bietet, so Bernard. „Durch den progressiven Umbau wird jedes Jahr etwas Neues hinzugefügt, sodass auch der wiederkehrende Stammgast immer wieder etwas zu entdecken hat.“
Vielseitig einsetzbar
Außerdem haben die Architekten im Zuge des in Etappen durchgeführten Refurbishments auch die Gemeinschaftsräume des Hotels umgestaltet und einen komplett neuen Spa-Bereich eingerichtet. Unter anderem ist die einstige 480 Quadratmeter große Hausdisco namens Seediele in einen unterschiedlich einsetzbaren Raum verwandelt worden. Dieser lässt sich sowohl für Konferenzen als auch für Veranstaltungen wie etwa Hochzeiten nutzen.
„Hier galt es das genaue Gegenteil eines stimmungslosen Ortes zu schaffen, sodass er dank seiner Atmosphäre auch festliche Veranstaltungen beherbergen kann“, betont Bernard. Dazu haben die Experten eine Art Kamin- und Bibliotheksituation erzeugt, die ebenfalls Wärme und Gemütlichkeit hervorrufen soll.
Zwei tragende Säulen sind dabei nicht versteckt, sondern in das Ambiente integriert. Ein langes Stehpult sorgt für Begegnungen und Kommunikation. Vorhänge erlauben Trennungen in kleinere Einheiten, in den grün-blauen Teppichböden und in einer reflektierenden Decke schillern die Farben des Achensees.
Spa-Konzept: Aus den Tiefen des Wassers bis zur Oberfläche
Das neue Spa erstreckt sich über drei Niveaus des Hauses. Entsprechend abgestuft ist auch das Design, das Charakter und Tonalität des Achensees widerspiegeln soll. Vom Erdgeschoss aufwärts sind die Räume farblich abgestimmt und werden, ganz wie der See, nach oben hin immer heller, erläutern die Architekten ihr Konzept.
Der Poolbereich liegt auf dem untersten Niveau. Er ist als dunkle „Höhle“ konzipiert, mit Lichtakzenten auf einzelnen Objekten sowie einer „schwimmenden Wand“ als Hingucker am Ende des von innen bestrahlten Edelstahlbeckens.
Im Saunabereich hat das BWM-Team bereits mit mehr natürlichem Licht gearbeitet. Die Atmosphäre ist hier loungeartiger, wie das Unternehmen ausführt. Eine Zweiteilung des Raumes erfolgt akustisch durch eine Glas- und visuell durch eine Lamellenwand aus Eichenholz. Auch in den vier Behandlungsbereichen sollen helles Eichenholz, Nischen aus hellem Stein sowie graue Vorhänge für entspannendes und zugleich gediegenes Ambiente sorgen.
Die Dachterrasse mit Bar ist naturgemäß der hellste Bereich – hier geben kreisförmig angelegte Ruheliegen den Blick, je nach Wunsch und Sonneneinfall, frei auf Bergwelt und See. Für kühlere Tage können die Gäste rund um eine Feuerschale auf Lounge-Möbeln sitzen.
Warmes Eichenholz kombiniert mit passend abgestuften Grautönen sowie Akzenten in Erdfarben wie Braun und Orange sollen Ruhe und Behaglichkeit vermitteln. Abgetrennte Sitz- und Liegebereiche hat das Team in allen Geschossen integriert.
Letztendlich haben die Architekten mit ihrer Gestaltung die Natur nicht nur in ihr Zimmerkonzept integriert. Sondern gerade das Thema des Sees lässt sich in vielen Bereichen des Hause wieder entdecken.
Autor: Roland Pawlitschko