Voll ausgestattete Räume, flexibel anmietbar zum Arbeiten, für Meetings und Events – dank dieser Qualitäten haben sich Coworking Spaces weltweit etabliert. Was die neue Büroart mit der Hotellerie gemeinsam hat und was die Branche vom Phänomen des 21. Jahrhunderts lernen kann, beschreibt Coworking-Experte Johannes Hauke in seinem Gastbeitrag.
Auf den ersten Blick haben Hotels und Coworking Spaces nur wenige Gemeinsamkeiten. Hotelgäste buchen in der Regel einzelne Übernachtungen oder Tagungsräume für einen kurzen Zeitraum. In Coworking Spaces mietet man sich hingegen für mehrere Monate oder sogar Jahre zum Arbeiten ein. Im Vergleich zu gängigen Büros erhält man hier voll ausgestattete möblierte Räumlichkeiten mit vielfältigen Angeboten an Events und Aktivitäten. Die Kunden sind Selbstständige, kleinere Unternehmen oder von Konzernen ausgelagerte Teams, die vom Austausch mit anderen Space-Mitgliedern nachhaltig profitieren möchten.
Was haben Hotels und Coworking Spaces gemeinsam?
Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man doch sehr viele Überschneidungen. So gibt es bei Coworking Spaces genauso wie bei Hotels Angebote unterschiedlicher Preisklassen. Auch die Personalstruktur ist sehr ähnlich: Coworking Spaces beschäftigen zwar weder Köche noch Servicepersonal, sehr wohl aber Rezeptionisten, Concierges, Reinigungspersonal sowie Manager für die Bereiche Operations, Sales, Marketing, HR oder Finance.
Was machen Coworking Spaces besser als Hotels?
Sowohl Hotels als auch Coworking Spaces sind dem „People’s Business” zuzuordnen und immer nur so gut wie ihre Mitarbeiter. Man kann die weltbeste Einrichtung haben und Unsummen für Marketing ausgeben, doch wenn das Personal keine persönliche Beziehung zu den Kunden aufbaut, wird der große Erfolg langfristig ausbleiben. Dabei ist zu beachten, dass eine lässige und entspannte Atmosphäre von immer mehr Kunden bevorzugt wird. Dies liegt einerseits daran, dass Gäste und Kunden immer jünger werden. Zum anderen wandeln sich im Zuge der Digitalisierung auch alteingesessene Firmen, deren Chefs sich neuen Trends und Arbeitsmodellen öffnen.
An dieser Stelle haben sich Coworking Spaces einen Vorsprung erarbeitet. Die für die tägliche Betreuung der Mitglieder zuständigen Community-Manager duzen die Mitglieder und pflegen einen vertrauten Umgang mit ihnen. Durch die persönliche Komponente bauen sie langfristige Beziehungen auf. So bleiben die Kunden lange als Mieter erhalten und empfehlen den Space gern weiter. Trotzdem sind alle Abläufe klar strukturiert, damit die Kunden das bestmögliche Arbeitserlebnis erhalten.
Wie gelingt der Kulturwandel?
Von einem Kulturwandel würden auch Hotels profitieren. Indem sie mit der Zeit gehen und ihr Personal nahbarer und lockerer werden lassen, erschließen sie zum einen neue Kundengruppen und bleiben gleichzeitig für ihre aktuelle Kundschaft interessant, die sich verstärkt moderne Umgangsformen wünscht. Der Weg dahin führt nicht an flachen Hierarchien vorbei. Dies bedeutet keinesfalls, dass Hotels weniger effizient werden oder die Etikette ablegen sollten. Vielmehr ist die alte Hotelschule eine perfekte Grundlage, die man in die neue Arbeitswelt mitnehmen sollte. Dabei ist jedoch wichtig, dass die Mitarbeiter als das Gesicht des Hauses nicht länger „steif“ wirken. Hotels müssen, ähnlich wie Coworking Spaces, eine vertrauensvolle Atmosphäre auf der Mitarbeiterebene schaffen, die allen Angestellten genügend Raum zur Weiterentwicklung bietet.
Außerdem sollten sich Hotels für Bewerber aus anderen Branchen öffnen. Die Vielfalt fruchtet in Form von neuen Ideen, die auch moderne Kunden schätzen. Ganz nebenbei werden Hotels so attraktiver für potenzielle neue Mitarbeiter und Menschen, die der Hotellerie den Rücken gekehrt haben – und heute nicht selten in Coworking Spaces arbeiten.
Fazit
Hotels sind häufig alteingesessen, während Coworking Spaces ein neues Phänomen darstellen. So unterschiedliche Bedürfnisse sie auf den ersten Blick erfüllen, so essenziell ist für beide Bereiche die persönliche Kommunikation mit Kunden. Von Coworking Spaces können Hotels vor allen Dingen lernen, eine lässige, moderne Atmosphäre zu schaffen, die gleichzeitig effiziente Abläufe und eine hohe Servicequalität gewährleistet.
Zum Autor: Johannes Hauke arbeitet als „City Lead“ Berlin und Hamburg beim Coworking-Anbieter Mindspace. Das weltweit agierende Unternehmen bietet stilvolle CoworkingSpaces in Israel, Europa und den USA. In Deutschland unterhält Mindspace Standorte in Berlin, Hamburg, München und Frankfurt. Johannes Hauke ist ausgebildeter Hotelfachmann und war vor Mindspace unter anderem im Hamburger Atlantic Kempinski tätig.