Tagungs- und Wellnesshotel Bornmühle So geht Coworking in der Dorfidylle

© Tagungs- und Wellnesshotel Bornmühle/Barbist Architecture

Gemeinsam mit der Beratung Linser Hospitality setzt das Tagungs- und Wellnesshotel Bornmühle auf einen trendigen Work-Life-Ansatz mit unterschiedlichen Coworking-Angeboten. Doch wie kann das ehrgeizige Projekt in der Mecklenburgischen Provinz gelingen? Top hotel hat bei Inhaberin Britta Budeus-Wiegert nachgefragt.

Top hotel: Frau Budeus-Wiegert, Sie planen einen Anbau inklusive Coworking-Area. Braucht der Standort Groß Nemerow das überhaupt?
Britta Budeus-Wiegert: Grundsätzlich ja.  Die Stadt Neubrandenburg hat seit der Schließung des Radisson kein größeres Hotel mehr im Angebot. Somit hat sich das Aufkommen an Geschäftsleuten und regionalen Tagungen bei uns sehr erhöht. Zudem haben wir durch die Nähe zu Berlin auch hier eine vermehrte Nachfrage nach Tagungen im Grünen. Durch eine konsequente Neupositionierung in Richtung neuer kreativer Arbeitswelten erreichen wir ein Alleinstellungsmerkmal am Markt. In unserem Raum bespielt dies kaum ein Hotel und die ständig wachsende Stadt Berlin ist binnen anderthalb Stunden erreichbar. Der Standort des Hotels Bornmühle ist geprägt von einer niedrigen Einwohnerdichte, von landschaftlicher Schönheit und einer intakten, gepflegten und Ruhe spendenden Natur. Gerade diese Kombination stellt direkt vor den Toren der Bundeshauptstadt und Millionenmetropole Berlin den Traum eines jeden Städters da.

Top hotel: Wie hoch ist Ihr Geschäftskundenanteil heute? Wie hoch soll er werden und wie viel Geld investieren Sie?
Britta Budeus-Wiegert:
Der Geschäftskunden- und Tagungsanteil liegt bereits bei 60 Prozent und sollte auch auf diesem Level unter Berücksichtigung der neuen Zimmer bleiben. Das Hotel hat ideale Voraussetzungen, um Angebote für kreativ arbeitende Menschen zu schaffen. Um dieses Potenzial ausschöpfen zu können, müssen alle Bereiche des Bestandshotels adaptiert werden. Weiter sind besondere Arbeitsplätze und eine eigene Workzone zu schaffen, die von Grund auf in ihrer Funktionalität, Ausgestaltung und im Design auf die Bedürfnisse der »New Work Force« abgestimmt wird. Es werden zehn Millionen Euro in die Erweiterung investiert. Im Einzelnen werden folgende Baumaßnahmen vorgenommen: die Erhöhung der Bettenzahl von 119 auf 186, der Bau großzügiger Zimmer und Suiten, mehr Ruheräume, eine weitere Außensauna, ein im Teich gelegener Whirlpool, Terrassen, Verkaufsflächen und Anwendungsräume sowie die Überarbeitung des Restaurants und die Schaffung der neuen Workzone im dritten Obergeschoss. Das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt das Projekt. Die Finanzierung steht. Baubeginn soll im Herbst sein.

Top hotel: Sie sprechen von »New Work Force«. Wie definiert sich diese?
Britta Budeus-Wiegert: Der Generationswechsel zu den Millennials und der Generation Z wird sich bis zum Jahr 2020 weitestgehend vollzogen haben. Über 35 Prozent der Arbeitskräfte werden bis dahin allein von den Millenials gestellt, die Babyboomer werden als Arbeitskraft in den Hintergrund treten. Bei den Millenials geht es um ein innovatives Ambiente, eine neue Art des Arbeitens, die gesund, effizient und erlebnis-orientiert ist. Ebenso legen sie aber auch Wert auf erstklassige Qualität und Funktionalität der Innenarchitektur, High-End-Mice-Technologie, ein herausragendes und gesundes kulinarisches Angebot sowie neue Zusatzangebote wie zum Beispiel wetterunabhängige Bewegungsmöglichkeiten. Traditionelle Tagungskonzepte passen nicht mehr in die digitalisierte Welt. Die Quelle des Neuen liegt dort, wo Menschen diskutieren, ihr Wissen teilen und gemeinschaftlich an Ideen arbeiten. Neue Raumlösungen und eine maßgeschneiderte Infrastruktur sind gefragt. Dabei ist eine inspirierende Arbeitsumgebung, in der sich alle wohlfühlen und effizienter arbeiten, von entscheidender Bedeutung. Im Großraum Berlin befinden sich deutschlandweit die meisten Vertreter dieser jungen, unkonventionellen »Work Force«, für die derzeit noch kaum adäquate Arbeits-Strukturen im Bereich der Businesshotellerie bestehen, insbesondere nicht in einem für sie ersehnten, kreativen, naturnahen und gesunden Umfeld.

Top hotel: Erfahrungsgemäß beißen sich Wellness- und Tagungsorientierung ein wenig. Was tun Sie, damit beide Zielgruppen auf ihre Kosten kommen?
Britta Budeus-Wiegert: Durch eine spürbare Attraktivitätssteigerung im Bereich Wellness soll einerseits das Wochenendgeschäft abgesichert werden, andererseits aber auch die Attraktivität für den neuen Geschäftskunden-Typus signifikant erhöht werden. Die Vermischung von Arbeit und Erholung ist ein Faktum in der heutigen Geschäftswelt, das sich noch weiter manifestieren wird. 

Top hotel: Die pittoreske Lage hoch über dem Tollensesee verlangt besondere architektonische Sensibilität. Welchen Ansatz haben Sie diesbezüglich verfolgt?
Britta Budeus-Wiegert: Mit dem Architekten Thomas Barbist haben wir bereits 2012 sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Daher fiel die Wahl sehr schnell auf ihn. Die Entwürfe zeigen deutlich, dass Thomas Barbist das Haus architektonisch den neuen Anforderungen entsprechend gestalten kann. 

Interview: Frank Puscher