Auf Basis des von Seetel entwickelten Hygienekonzepts hat die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern die Hygienestandards im Gastgewerbe definiert und war eine der ersten, die den Re-Start der Branche ermöglichten. Seetel-Geschäftsführer Rolf Seelige-Steinhoff erläutert im Interview, welche Prozesse und Workflows sich von Anfang an als zielführend herausgestellt haben und wo es Nachbesserungen gab.
Tophotel: Herr Seelige-Steinhoff, seit Mitte Mai sind Sie mit Ihren Betrieben wieder im Geschäft. Mit Blick auf Ihre eigenen Hygienestandards: Welche Learnings haben Sie in den vergangenen Wochen durchlebt?
Rolf Seelige-Steinhoff: Bis auf die ungewöhnliche Situation mit der Maske starteten viele Elemente, die wir mit unseren Mitarbeitern trainiert hatten, sehr gut. An den gut gebuchten Pfingstfeiertagen zeigte sich allerdings, dass bestimmte Prozesse bei höherem Gastaufkommen mehr Zeit benötigen und daher nachjustiert werden mussten. Beispielsweise waren an einer bestimmten Anzahl von Tischen feste Mitarbeiter eingeplant, die ausschließlich eindeckten, andere Mitarbeiter übernahmen das Abräumen. Zu normalen Zeiten funktioniert das wunderbar, zu Stoßzeiten allerdings hat sich dieser Workflow als zu personalintensiv herausgestellt. Gleichzeitig haben wir aber seitens der Gäste ein überdurchschnittlich gutes Feedback erhalten.
Trägt auch der sogenannte Restaurant-Concierge, der quasi die Logistik übernimmt, zur Akzeptanz bei den Gästen bei?
Richtig. Wir wollen den Gästen nicht einfach nur einen Info-Zettel in die Hand drücken, sondern den Dialog mittels des Restaurant-Concierges gewährleisten. Das ist bei den Gästen bombig angekommen. Auf diese Weise wollen wir natürlich auch nachvollziehen können, von wem der Gast bedient wurde, wer ihn abgeräumt hat und mit welchen anderen Gästen möglicherweise Kontakt bestand. Auch koordiniert der Restaurant-Concierge in den Stoßzeiten die Belegung der Sitzplätze und bietet an, die Gäste auf ihren Zimmern anzurufen, sobald ein Platz frei ist.
Wird das Zimmerfrühstück in diesen Zeiten verstärkt nachgefragt?
Ein ganz klares Nein an dieser Stelle. Diese Nachfrage ist absolut untergeordnet.
Derzeit werden in allen Bundesländern verschiedenste Lockerungen vorgenommen. Halten Sie es für möglich, dass auch in der Gastronomie in zwei, drei Monaten 'weichere' Hygienestandards gelten?
Natürlich. Wir können aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten mittel- beziehungsweise langfristig nicht weiterhin unsere Kapazitäten herunterfahren. Abstände werden reduziert werden, und auch der Mund-Nasen-Schutz wird nach einer gewissen Zeit wegfallen. Wichtig ist das Thema Hygiene-Etikette: Auf einige Elemente werden wir verzichten, andere werden wir weiter aufrechterhalten, aber ohne dass dies zu einer merklichen Beeinträchtigung führt. Wenn wir und die Gäste dies richtig handhaben, ist davon auszugehen, dass wir 99,9 Prozent aller Fälle gut geregelt bekommen.
Interview: Mathias Hansen