Ein über 100 Jahre altes herrschaftliches Gebäude mitten im Grunewald mit Stuckdecken, vertäfelten Holzwänden und ausgestattet mit wertvollen Antiquitäten – so präsentiert sich das Schlosshotel im Grunewald. Das geschichtsträchtige Haus hat in den vergangenen 20 Jahren diverse Betreiberwechsel hinter sich. Seit Februar 2014 ist nun der Berliner Mode- und Interior-Designer Patrick Hellmann der Hotelier im Schlosshotel. Zusammen mit seinem Geschäftspartner möchte Hellmann dem Schloss neues Leben einhauchen. Unser anonymer Hoteltester wollte wissen, ob ihm das – gut ein Jahr nach der Übernahme – gelungen ist.
Der Internet-Auftritt – einladend
Übersichtlich gestaltet und recht informativ präsentiert sich die Website mit leiser, klassischer Musik im Hintergrund. Die Fotos und die gesamte Präsentation sind geschmackvoll und einladend. Sie zeigen ein individuelles und edles Hotel mit Hang zum Mondänen.
Bei genauerem Hinsehen weist der Internetauftritt allerdings mehr als einen Fauxpas auf: So wird am 9. Februar noch ein Angebot angepriesen, das nur bis Ende Januar verfügbar war, der Pressebereich ist komplett leer und Bewertungen werden gänzlich vernachlässigt: Die bis dato letzten zehn Bewertungen von 2015 bestehen ausschließlich aus Hieroglyphen – bei diesen Bewertungen wird jeweils nur einer von fünf Sternen erreicht. Wie kann man heute noch so nachlässig mit der Präsentation der Gästebewertungen umgehen? Offensichtlich legt man darauf generell keinen Wert – weder die im Internet kursierenden guten noch die negativen Stellungnahmen auf tripadvisor.de, holidaycheck.de und Co. werden seitens des Hotels kommentiert.
Wertung: noch gut
MO. 09/02, 17:30
Telefonische Reservierung – nicht einladend
Nach dem zwölften Klingeln wird endlich abgehoben. Der freundliche Mitarbeiter wiederholt gleich beim Begrüßen meinen Namen. Bei meiner Frage nach Kosten und Verfügbarkeit für ein Zimmer im März nennt er mir die sogenannte »Rack Rate« (so der O-Ton – das muss man als normaler Gast aber nicht kennen, oder?) mit 261,45 Euro. Bezüglich der Verfügbarkeit verbindet er mich mit der Reservierung. Frau F. meldet sich sofort und wiederholt den offiziell veröffentlichten Zimmerpreis. Auf mein Nachfragen erwähnt sie die Spezialrate inklusive Frühstück (29 €) für 299,45 Euro. Da das teurer ist, entscheide ich mich für die im Internet erwähnte Frühbucherrate für 235,30 Euro und bitte die Dame, diese zu buchen. Ein Hinweis auf die Vorzüge des Hotels findet nicht statt. Insgesamt ist das Auftreten der Mitarbeiterin zwar kurz angebunden und sehr salopp, aber noch als freundlich zu bezeichnen. Sie beendet das Gespräch mit der Verabschiedung »Ok, alles klar«. Kurz zur Erinnerung: Ich reserviere gerade in einem Fünf-Sterne-Superior-Hotel. Auch Spa-Behandlungen bleiben unerwähnt sowie die Empfehlung diverser Extras, die bei der Internetbuchung direkt mitgebucht werden können – zum Beispiel einen Blumenstrauß (75 €), Macarons (25 €) oder Chauffeur-Dienste.
Die Reservierungsbestätigung kommt am gleichen Abend per E-Mail in Form eines kurzen Anschreibens mit einseitigem PDF-Anhang. Der Preis lautet 235,31 Euro (man beachte den Cent mehr). Im Anhang werden erstmalig alle Inklusivleistungen wie kostenlose Minibar oder WLAN erwähnt. Der zukünftige Gast wird zwar auf die Öffnungszeiten im Restaurant hingewiesen, weiter jedoch nichts. So wirkt die angehängte Bestätigung nüchtern und ist ohne ersichtliches CI gestaltet. Der einzige Farbtupfer ist das goldene Relais & Chateaux-Logo – allerdings war das Schlosshotel im Grunewald nur bis Ende 2014 Mitglied dieser Kooperation.
Wertung: mangelhaft
Preisgestaltung – hier ist man engagiert
Das Thema Preisparität wird im Schlosshotel im Grunewald erfüllt – wenn man den lächerlichen Centbetrag einmal weglässt. Insgesamt sind zehn der 53 Zimmer als Suiten deklariert. Die günstigste Zimmerkategorie ist ab etwa 260 Euro für das Doppelzimmer pro Nacht ohne Frühstück zu haben. Die größte Suite – die »Kaisersuite« (200 qm) – kostet für eine Nacht 5.800 Euro ohne Frühstück. Hier findet der Gast eine Bibliothek sowie Möbel und Fresken aus dem Jahr 1914 vor. Die von Karl Lagerfeld designte »Grunewald Suite« (106 qm) gibt es für 2.880 Euro. Die Höhepunkte sind unter anderem das beeindruckende Designerbett, die extravagante Möblierung mit Klavier und das großzügige, romantische Art déco-Badezimmer mit handgemachten französischen Kacheln und weißem Marmorfußboden.
Bezüglich der Preise liegt das Schlosshotel damit gleichauf mit dem Adlon (260 €), nur das Rocco Forte Hotel de Rome ist mit 289 Euro teurer. Zum Vergleich: Das Waldorf Astoria ist für 170 Euro die Nacht zu haben, viele weitere Fünf-Sterne-Häuser bereits für 130 Euro. Die meisten Sterne für das wenigste Geld gibt es nun mal in Berlin.
Wertung: gut
DI. 10/02, 12:30
Weiterer telefonischer Kontakt – wirklich nicht verkaufsfördernd
Ich möchte gern das auf der Homepage des Hotels angepriesene »Trial Pack« für 38 Euro buchen. Dieses Angebot beinhaltet auskunftsgemäß »eine Trainingseinheit mit Personal Trainer, die Nutzung modernster Sportgeräte, eine Massage, Sauna usw. sowie einen frisch gepressten Saft«. Ein sehr attraktives Angebot zu einem super Preis. Laut Internetseite war das Angebot allerdings nur bis zum 31. Januar 2015 gültig. Frau P. meldet sich recht zügig. Ich bringe mein Anliegen vor. Daraufhin klimpern kurz die Tasten und Frau P. erläutert: »Das müsste schon längst draußen sein, das gibt es nicht mehr. Warum das noch drinne ist, weiß ich nich.« Ich erwidere, dass ich es trotzdem gerne buchen möchte, woraufhin sie mir antwortet, dass sie erst die Kollegin fragen müsse, da sie dafür nicht zuständig sei. Auf mein »Ja, dann fragen Sie bitte mal« folgen gefühlte fünf Minuten Totenstille in der Leitung. Ähnlich verliefen sämtliche Telefonate und E-Mails.
Wertung: ungenügend
MI. 03/03, 10:15
Separater Mystery Call – Telefonat eher abschreckend
Eine weitere unabhängige Reservierungsanfrage wurde von Frau S. entgegengenommen. Auch bei diesem Telefonat waren weder Professionalität noch Freundlichkeit oder Verbindlichkeit zu spüren.
Wertung: ungenügend
Lage / Anreise – zentral
Das Schlosshotel im Grunewald, der beliebten konservativen Wohngegend in dieser internationalen Stadt an der Naht zwischen Ost und West, ist ein Kleinod und man spielt zurecht mit seiner Historie. Erbaut 1914 im Stil der italienischen Renaissance als Privatdomizil für einen Münchner Anwalt, wird es seit 1994 als Hotel genutzt. Das Flair lockte seit jeher den namenlosen Privatier, die deutsche Nationalmannschaft und auch den altcharlottenburger Walk-in zur englischen Teatime.Von hier hat man es nicht weit zum Kurfürstendamm und doch weilt man herrschaftlich ruhig und abgeschieden.
Wertung: gut
MI. 11/03, 12:50
Check-in – Herzliche Begrüßung – Fehlanzeige
Hochelektrisiert von den Vorrecherchen bin ich nun angereist. Was soll ich sagen: Zunächst habe ich die Vermutung, dass ich mich im Datum geirrt habe. Eine Eingangstür mit zusätzlichem Eisengitter – und daher wenig einladend – macht den Eindruck, als sei sie verschlossen. Glücklicherweise kommt mir ein Hotelmitarbeiter entgegen und nimmt mir gleich das Gepäck ab. Er begrüßt mich durchaus freundlich, aber irgendwie etwas unbeholfen. Er geleitet mich auf die rechte Seite, hier stehen einige schwere Sessel vor zwei Schreibtischen. Ich darf Platz nehmen. Der Mitarbeiter räumt erst einmal eine Menge Zettel auf seinem Schreibtisch auf und entschuldigt sich kurz. Dann möchte er meinen Namen und meine Kreditkarte abgleichen. Na, was für eine Begrüßung, denn immerhin habe ich das
Zimmer ja bereits im Vorfeld bezahlt. Kurz noch den Meldezettel unterschreiben und dann möchte der Mitarbeiter mich zu meinem Zimmer begleiten.
Vorher zeigt er mir allerdings noch die Kaminbar (bereits beim Betreten des Hotels fällt der starke Geruch nach Qualm und Rauchwaren auf), den Frühstücksraum und das Restaurant. »Hier können Sie gerne heute Abend essen.« Das Angebot, mir einen Tisch zu reservieren, wäre sicherlich professioneller gewesen.
Das erste Zimmer – und eine Überraschung
Wir steigen im dritten Stock aus dem Aufzug – und bei dem, was uns hier erwartet, ist selbst der Empfangsmitarbeiter zunächst sprachlos: Leitern, Farbe, Schutzfolien – der gesamte Flur ist von Malern in Beschlag genommen. Nachdem der Mitarbeiter seine Fassung wieder erlangt hat, fahren wir mit dem Aufzug zurück in die Empfangshalle. Unten angekommen teilt er dem Executive Assistant Manager (hat das Unternehmen inzwischen verlassen; Anm. d. Red.) mit, dass der dritte Stock durch Malerarbeiten nicht nutzbar sei. Daraufhin kommt der Vorschlag, mir ein Upgrade für die Unannehmlichkeit zu geben – immerhin. Nun geht die Suche nach einem neuen Zimmer los. Netterweise bekomme ich in der Zwischenzeit eine Erfrischung angeboten. Der namenlose Mitarbeiter nimmt zwei Schlüssel und wir begeben uns wieder in den Aufzug. Er zeigt mir freundlicherweise zwei – ziemlich dunkle – Deluxe Suiten, ich entscheide mich für Zimmer Nr. 10 – die »Monerepos Suite«. Im Zimmer selbst zeigt er mir immerhin noch den Fön. Das war`s. Ich erkundige mich, ob es einen Roomservice gibt. »Ja, da müsste es einen Button auf dem Telefon geben. Ansonsten merken Sie sich die 742«, erwidert er und geht.
Wertung: mangelhaft
Zimmer 10 / »Monrepos Suite« – groß, aber dunkel
Laut dem Rezeptionsmitarbeiter sind alle Zimmer dunkel, da der ehemalige spanische Betreiber die Farbe grau favorisiert hat. Er selbst ist aussagegemäß sehr froh darüber, dass nun das Schlosshotel endlich jemandem gehört, der erstens über das nötige Kleingeld und zweitens über die Bereitschaft verfügt, in den »Schatz« zu investieren. – Erzählt man das einem Gast?! Bis auf die Zimmerdecken sind die Wände in meiner 70 Quadratmeter großen, in Schlaf- und Wohnraum unterteilten Suite alle grau. Die Teppiche und Stoffbezüge sind ebenfalls dunkel. Von einer Wohlfühlatmosphäre kann ich hier wirklich nicht sprechen. Lediglich die beiden Fernseher, die Telefone und einige Lampen sind neueren Jahrgangs.
Auf ein Gäste-A-Z wird verzichtet, so bleiben die Facilities und deren Öffnungszeiten sowie sämtliche Telefonnummern ein Rätsel. Sobald man das Telefon abhebt, erscheint im Display ein Telefonbuch – einige Telefonnummern wie AutoAttendant, Bar, Buchhaltung, Frankierm., Front Desk links und rechts, diverse Mitarbeiternamen wie Hr. H., Hr. Ra., Technik, Warenannahme usw. sind eingespeichert. Wenn der Gast ganz fleißig blättert, findet er auch irgendwann das Housekeeping. Ebenso penetrant muss man für den Roomservice und das Restaurant suchen. Gut, so ist sichergestellt, dass die Gäste nicht zu oft via Telefon »stören«. Immerhin ist die Anruferliste leer.
An Informationsmaterial gibt es die Roomservice-Karte, einen »Der-Umwelt-Zuliebe«-Hinweis und – wie mutig – einen Gästefragebogen. Zusätzlich finde ich in einem Patrick-Hellmann-Folder ein bereits zerknittertes und nicht unterschriebenes Begrüßungsschreiben von Dezember 2014, das einen 50 Prozent-Sonderrabatt in den Läden anbieten. Weder Stift noch Korrespondenzmappe oder Programmbelegungsübersicht sind vorhanden. Die beiden Fernsehzeitschriften sind am 6. März geöffnet – gut, der Bezug der Suite war ja nicht vorgesehen. Veraltete Zeitschriften wie »Feine Adressen« (Ausgabe 3/2014), zwei russische Magazine (Ausgabe August-Oktober 2014 und Dezember-Februar 2015), ein deutsch-englisches »Luxos«-Heft von 2013 und immerhin ein aktueller Berlin City Guide von 2014/2015 liegen außerdem aus.
Ein weiteres Begrüßungsschreiben, unterzeichnet mit »i. A. Name« (Frau P., eine Rezeptionsmitarbeiterin) wird mir kurz nach dem Beziehen des Zimmers durch ein Zimmermädchen vorbeigebracht. Vermutlich soll das Begrüßungsschreiben auf dem Zimmer liegen, aber wenn dem so ist, warum wurde dann nicht gemeldet, dass im dritten Stock die Maler arbeiten? Auf einen weiteren Willkommensgruß in Form von Obst, Blumen oder einem Gruß aus der Patisserie wird verzichtet. Die in der Reservierungsbestätigung erwähnte kostenlose Minibar mit Softgetränken und Snacks besteht aus einer Flasche Evian und einer Flasche Badoit (je 33cl). Das war’s.
Der Stauraum in der Suite ist theoretisch großzügig, praktisch sind die Schubladen der Kommode im Schlafzimmer jedoch kaum zu öffnen, geschweige denn zu schließen. Durch puren Zufall habe ich den nicht Laptop-tauglichen Safe im Schreibtisch – quasi auf dem Fußboden – gefunden. Um die bebilderte Bedienungsanleitung zu erkennen, muss sich der Gast auf den Boden legen – nicht jedermanns Sache. Sicherlich ist ein antikisierendes Interieur für so ein Hotel authentisch, aber funktional sollte es dann doch sein. Die Beleuchtung wird dominiert durch jeweils einen angenehm minimalistisch wirkenden geschwungenen Kronleuchter in jedem Zimmer und im Vorflur. Mit Steh- und Leselampen wird das Angebot ausreichend ergänzt. Die Sauberkeit ist wirklich gut, es gibt keine Staubablagerungen auf den Bildern oder Fensterbänken und auch die Teppiche sind fleckenlos. Lediglich der Papierkorb neben dem Schreibtisch wurde übersehen – hier liegt noch das Betthupferl-Papier meines Vorgängers.
Im Wohnbereich stehen der antike Schreibtisch samt durchgesessenem Schreibtischsessel, ein grauer gepolsterter Sessel und ein bordeauxfarbendes Sofa. Die Gemälde und Bilder an der Wand (zwei goldgerahmte Porträts) sowie zwei Blumenstiche und ein großer, goldgefasster Spiegel hängen an den Wänden. Insgesamt ist dieser Bereich großzügig und in Ordnung. Allerdings höre ich in meinem Wohnbereich sämtliche Geräusche aus dem Nachbarzimmer. Gut, dass nicht die Suite mit dem Klavier nebenan ist.
Der quadratische Schlafbereich mit Stuck an Wänden und Decke wird durch das Doppelbett dominiert. Das Kopfteil ist mit Stoff in dreierlei Grautönen bezogen. Neben den kleinen, dunklen Nachttischen mit Leselampen gibt es die große Kommode, die – wie bereits erwähnt – jedoch kaum nutzbar ist. Eine graue Bronzestatue und ein schwarzes Pferdebild vervollständigen die dunkle Atmosphäre. Ein sauberer Matratzen-Hygienebezug ist vorhanden, die Bettwäsche ist allerdings auch leicht antik – das kleine Loch springt sicherlich nicht nur einem Hoteltester ins Auge. Die großen, doppelten Fenster sind durch Stores und – natürlich – hellgraue Samtvorhänge gut abdunkelbar. Eine recht laute Klimaanlage ist für beide Bereiche der Suite verfügbar und kann individuell eingestellt werden. Im Vorraum befindet sich ein großer Kleiderschrank mit sechs Kleider- und zwei Hosenbügeln. Ein Hosenbügler, eine Kleiderbürste, Schuhlöffel, Schuhputzschwamm und ein Nähset liegen hier bereit.
Wertung: befriedigend
Badezimmer
Mein Bad hat glücklicherweise dank großem Fenster Tageslicht. In der benachbarten Suite war das nicht der Fall. Die Badezimmer mit separater Toilette sind klassisch ausgestattet mit größtenteils rotgeflecktem Adneter Marmor am Boden, den Wänden und den vielen Ablageflächen. Das Doppelwaschbecken mit dem Holzunter- und Oberbau ist durchaus noch zeitgemäß und in einem sehr guten Zustand. Die Armaturen im gesamten Bad sind auf alt gemacht und funktionieren prima. Die Dusche mit Haltegriff sowie die Badewanne mit Blick nach draußen lädt zum langen Duschen und Baden ein. Die Guest Supplies (Bulgari) sind recht überschaubar – eine Stück Seife, zwei Shampoo- und Bodygel-Fläschchen, ein Haarconditioner und eine Bodylotion. Außerdem gibt es ein Pflegeset (mit Wattepads und -stäbchen) sowie eine Duschhaube
– beides ungebrandet. Bademäntel (teilweise mit überklebtem Alma Schlosshotel-Logo) und Badeschlappen, die auf der Körperwaage bereit stehen, sind vorhanden. Die Handtücher sind noch von guter Qualität.
Wertung: befriedigend
MI. 11/03, 13:35
Roomservice – in Ordnung
Glücklicherweise gehört die Roomservice-Karte zu den wenigen Informationen, die auf dem Zimmer ausliegen, denn ich habe Hunger. Die Karte bietet Klassiker wie Caesar Salad und Burger – zum Beispiel den edlen Schlosshotel Burger »Rossini« (32 €) mit gebratener Gänseleber und schwarzem Trüffel. Doch ich muss erst einmal weiter hungern, denn tatsächlich erreicht man den Roomservice nicht unter der 742 (Sie erinnern sich an die Auskunft?), sondern unter der 721. Bei der 742 bin ich in der Küche gelandet und so zu einem kurzen Schnack mit einem freundlichen Koch gekommen, der mir schließlich die richtige Nummer gibt. Dort meldet man sich nach dem dritten Klingeln prompt und wiederholt freundlich-salopp meine Bestellung: Gartensalat mit gebratenem Hühnchen. Nach einem Getränkewunsch werde ich nicht gefragt, auch die zu erwartende Servicezeit wird nicht erwähnt.
20 Minuten später klingelt ein freundlicher Mitarbeiter mit einem schweren Silbertablett an meiner Zimmertür. Ein imposanter Glasteller mit schön drapiertem Salat, Raspeln von Fetakäse und einigen Hühnerstreifen steht auf dem Tablett appetitlich angerichtet bereit. Außerdem zweierlei Baguette und drei Schälchen mit je einer pinken, einer orangefarbenen und einer hellgrünen Paste. Ob es Butter, Quark, Crème oder eine Mischung aus allem ist, kann ich nicht erschmecken – auch die Geschmacksrichtungen bleiben ein Rätsel. Offensichtlich werden die Tabletts immer wieder eingesetzt, denn es befinden sich bereits Krümel auf der weißen Tischdecke. Die Rechnung beträgt 22 Euro, einen Abholhinweis gibt es nicht.
Wertung: befriedigend
MI. 11/03, 16:00
Wellness – Highlight Fitness & Spa
Um kurz vor vier sind Trainerin C. und ein weiterer Hotelmitarbeiter mit den Vorbereitungen für mein gebuchtes »Trial Pack« beschäftigt: C. lüftet die kleinen Sporträume, da sie stark nach Chlor riechen; die Türen waren wohl unverschlossen. Der Hotelmitarbeiter bringt eine Flasche Evian und eine Kanne frisch gepressten Saft. C. stellt sich und ihren Arbeitgeber (einen Personal Trainer Club) vor und erkundigt sich nach Verletzungen und Wünschen meinerseits. Dann geht es los. Kurzes Einlaufen auf dem Laufband (ein weiteres Ausdauergerät und zwei Kraftgeräte von Technogym stehen hier außerdem), dann folgen 35 Minuten Training unter Anleitung mit dem Eigengewicht. Sehr effektiv und C. gibt sich wirklich große Mühe. Anschließend folgt eine halbstündige Massage mit Aveda-Anti-Stress-Öl. Ich möchte wissen, ob C. auch Masseurin ist und sie sagt mir, dass sie studierte Sporttherapeutin sei und da gehöre auch Massieren dazu. Das merke ich auch.
Augenscheinlich werden die Sport- bzw. Massageangebote im Hotel allerdings nicht so häufig genutzt, da C. selbst den Massageraum vorher noch vorbereiten und heizen musste. Aber woher sollen die Gäste auch wissen, welche Angebote es überhaupt gibt? Auf den Zimmern finden sich keine Informationen, an der Rezeption auch nicht und vor Ort im Wellnessbereich liegen nicht einmal Flyer aus. Laut Internet gibt es sogar eine Kosmetikabteilung, aber davon ist weit und breit nichts zu sehen. Und hinter einer Tür mit der Aufschrift »Solarium« verstecken sich Putzmittel und Schwimmutensilien.
Insgesamt ist mein »Trial Pack« durch das Engagement und professionelle Auftreten der Trainerin aber ein durchaus gelungenes Erlebnis. Abschließend sagt sie mir noch, dass ich fit sei und es ihr deshalb besonderen Spaß gemacht habe. Ob das stimmt, sei dahingestellt, aber meine 38 Euro haben sich gelohnt. Unterschreiben muss ich allerdings nichts.
Wertung: sehr gut
Hallenschwimmbad mit Sauna – stattliche Größe
Das Schwimmbad ist wirklich beeindruckend. Dank der großen Fensterfront, einigen Palmen, den vielen Liegen und den am Abend brennenden Kerzen kann hier wirklich von einer Wohlfühlatmosphäre gesprochen werden. Handtücher, Bademäntel und Schlappen liegen großzügig aus. Auch Tagezeitungen sowie aktuelle Zeitschriften und Äpfel gibt es hier. Bei näherem Hinsehen wird jedoch klar, warum der Thekenbereich einen trostlosen Eindruck macht – sämtliche Regale und Vitrinen sind leer. Der Bereich mit Sauna, Dampfbad und Tauchbecken ist dagegen recht klein. Bei den großzügigen Damenumkleiden gibt es zwar eine weitere Sauna samt Tauchbecken, allerdings ist dieses wohl nicht im Einsatz.
Am nächsten Morgen ist das Schwimmbad wieder top hergerichtet – sämtliche Handtücher sind aufgefüllt und die Tageszeitungen aktuell. Die vorbeikommende Hausdame bietet mir an, die Sauna anzustellen.
Wertung: gut
MI. 11/03, 18:30
Turndown-Service – gut
Ich dachte, es hätte an meiner Zimmertür geklingelt und als ich hinausschaue, entdecke ich vor einer anderen Tür eine Dame mit einer Papiertüte in der Hand. Ich erkundige mich, ob sie auch bei mir geklingelt habe. Daraufhin kommt die Mitarbeiterin – in brauner Hose und grünem Shirt zunächst nicht wirklich als Personal zu erkennen – zu mir und erklärt mir, dass sie der Spätdienst sei und fragt, ob ich etwas brauche. Zunächst möchte sie mir nur das Betthupferl (einen Keks) in die Hand drücken, aber ich sage ihr, dass ich gerne ein frisches Handtuch hätte. Kurz darauf kommt die Dame mit einem Handtuch zurück, schlägt das Bett auf, schließt die Vorhänge im Bad und im Schlafbereich und sortiert die Schuhe. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten erledigt sie ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit.
Wertung: noch gut
Rezeptionsverhalten während des Aufenthalts – bemüht, aber unbeholfen
Da mir beim Check-in kein Hinweis auf meine gebuchte Sporteinheit gegeben wurde, frage ich im Vorfeld sicherheitshalber nach. Die erste Reaktion: ein freundlicher, aber eher zögerlicher Blick, der ausdrückt: Das klappt bestimmt nicht. Der Mitarbeiter will wissen, ob ich das direkt über »hier« gebucht habe. Ja – wo denn sonst? Im Buch findet er schließlich tatsächlich den Termin. Jetzt sei allerdings noch keiner da, aber er zeige mir gern die Räumlichkeiten. Freundlich und professionell geht anders, könnte man über die Rezeptionsmitarbeiter sagen. Stets bemüht, aber uneffektiv – siehe Weckruf, Message-Transfer, Check-out. Ein einziger Kollege (mit Brille) schafft es während meines Aufenthaltes, mich mit Namen anzusprechen – und das, obwohl kaum Übernachtungsgäste im Hotel sind und es kaum simplere Nachnamen als meinen gibt.
Wertung: mangelhaft
Öffentliche Bereiche / Sicherheit – Kamingeruch wirklich überall
Beeindruckende Decken und Wände sowie großzügige Flure sorgen für einen herrschaftlichen Charakter des Hauses. Auf sämtlichen Etagen stehen schwere Sitzgruppen bereit. Außerdem gibt es immer noch eine kleine Telefonnische samt Sekretär – was waren das für Zeiten ... Allerdings riecht es im gesamten Haus nach Rauch und Feuer. Dieser Geruch solle mich nicht beunruhigen, das komme vom Kaminzimmer, hat mir der Rezeptionsmitarbeiter bei meiner Ankunft bereits erklärt. Leider riecht selbst der Aufzug stark nach Qualm, was insbesondere nach einem Besuch im Wellnessbereich wirklich nicht angenehm ist. Der Aufzug verfügt über Holzwände mit integrierten Spiegeln und eine Sitzbank. Die notwendigen »Nicht benutzen im Brandfall«-Schilder sind angebracht. Sämtliche Bereiche machen einen sauberen Eindruck, augenscheinlich wird fleißig geputzt und gesaugt. Sämtliche Etagen haben einen durch Glasfenster getrennten Blick auf die Lobby sowie die holzgetäfelte Decke im dritten Stock. Feuerlöscher sind überall – gut erkennbar – in de
n Wänden untergebracht. Beide Treppenhäuser sind sauber und einwandfrei. Einige Türen mit dem Hinweis »Privat« sind nicht verschlossen, sodass ich Malerutensilien, Bilder und eine Leiter entdecken kann. Die Toiletten im Erdgeschoss sind zu jeder Tages- und Nachtzeit sauber, nicht nur das gefaltete Toilettenpapier lässt die Vermutung zu, dass hier stets kontrolliert wird.
Wertung: noch befriedigend
MI. 11/03, 19:15
Restaurant Vivaldi – der schöne Schein trügt
»Ein traditionsreicher Ort in einem historischen Ambiente. Mit einem ausgesuchten Angebot bieten wir Ihnen Qualität für alle Sinne« – so ist es zu lesen und insbesondere den ersten Teil bestätige ich gern. Ansonsten gilt das Motto: Mehr Schein als Sein. Als ich das Restaurant betrete, sind zunächst zwei Tische besetzt, gegen 20:30 Uhr sind jedoch – bis auf einen kleinen Zweiertisch – alle belegt. Offensichtlich wird das Restaurant auch gern von externen Gästen besucht. Von einem der beiden männlichen Restaurantmitarbeiter werde ich an einen schönen, runden Tisch geleitet. Ich bekomme sofort ein Bänkchen für meine Tasche hingestellt. Sehr aufmerksam. Die Speisekarte auf einem DIN A4-Blatt liegt auf der Serviette – ist sie tagesaktuell und deshalb so unspektakulär gestaltet? Das kann jedoch nicht der Grund sein, da die Karte so auch schon einige Zeit im Internet publiziert wird. Der imposante Raum wird angenehm von vier antiken Kronleuchtern erhellt und sorgt mit dezenter Instrumentalmusik für eine entspannte sowie herrschaftliche Atmosphäre. Viele brennende Kerzen tun ihr Übriges.
Vier Vorspeisen, drei Suppen und fünf Hauptgerichte werden angeboten. Nach kurzer Zeit werde ich nach einem Aperitifwunsch gefragt. Diesen hatte ich bereits in der Bar und so lasse ich mir gleich die Weinkarte bringen. Je drei weiße und rote Weine sowie ein Rosé werden offen ausgeschenkt (9 € für 0,1l). Pfälzische Weine sind stark vertreten. Es finden sich aber auch Raritäten aus dem Hause Château Latour oder Château Mouton Rothschild für knapp 2.000 Euro je Flasche. Schade, dass nicht der mittlerweile auch bei offenen Weinen häufig angebotene Probierschluck offeriert wird. Ich wähle zunächst einen Chardonnay und später zum Hauptgang ein Glas Merlot aus dem Hause Gaul.
Recht zeitnah bekomme ich die vom Nachmittag bekannte Auswahl an farbigen Aufstrichen. Dieses Mal mit Erklärung und so erfahre ich, dass es sich um aufgeschlagene Butter mit Basilikum-, Chili- und Rote Bete-Geschmack handelt. Dazu wird zweierlei Baguette gereicht. Auf ein Amuse-bouche wird leider verzichtet. Etwa zehn Minuten nach der Bestellung bekomme ich meine Vorspeise mit der simplen Bezeichnung »Kalb«. Sie besteht aus einer köstlichen Praline, fünf leider etwas salzigen, gebeizten Kalbsscheiben, einem gerösteten Lauchstreifen, gefüllt mit Kressesalat und einem Orangenblütenkonfit. Optisch ein Hochgenuss, und – wie sich später herausstellt – der beste Gang des Abends. Netterweise werde ich gefragt, ob ich nun vor dem Hauptgang eine Pause möchte. Wie gewünscht wird nach einer Viertelstunde der Hauptgang serviert. Ich bekomme eine Variation von der Urmöhre (ein Mus, Streifen sowie ein Chip mit Erdnüssen garniert), Kartoffelkroketten und Rinderbäckchen. In der Regel werden Sehnen und Fett entfernt, hier leider nicht. Die mit Barolo abgelöschte Soße ist das Highlight des Gerichts.
Da ich etwas Fleisch auf dem Teller gelassen habe, verzichtet der Kellner auf die Frage, ob es gemundet hat und möchte lieber wissen, ob er abservieren darf. Später versäumt er es, mir die Nachtischkarte zu reichen. Auf Nachfrage erfahre ich, dass es eine Schokoladenvariation und ein Kürbiseis mit Öl gibt. Ich entscheide mich für eine kleine, feine Käseplatte. Und was bekomme ich als erstes? Die bekannte Butterauswahl (mit den diversen Geschmacksrichtungen zum Käse?) und zwei helle Baguettesorten. Ich bitte um eine Vollkornvariante. Die Antwort: »Haben wir nicht.« Nun bin ich verdutzt und äußere das auch, denn zu Beginn gab es ja ein Vollkornbaguette. Nach einigen Diskussionen bekomme ich noch eine etwas dunklere Sorte Mischbrot gereicht. Kurze Zeit später wird mir eine Schieferplatte mit sechs Sorten Käse und etwas Obstgarnitur hingestellt. Außerdem werden zwei Sorten Senf gereicht mit den Worten: »Das eine ist Feigensenf und das andere auch Senf.« Und was für einer? »Ja, wie heißt er denn gleich? Der aus Frankreich, der Dillon oder so ...« Tatsächlich handelt es sich um den Moutarde de Noix aus dem Haus Edmond Fallot, denn dieser steht – neben Dijon Senf – auch auf dem Frühstücksbuffet. Dass die Käsesorten nicht erklärt werden, brauche ich eigentlich nicht mehr erwähnen. Sie sind auch bis auf einen, bereits leicht verflossenen, alten Camembert, eher langweilig. Quantität schlägt leider nicht Qualität. Das erwähne ich beim Abservieren und möchte wissen, wie denn der einzig interessante Käse heißt. Auf diese Antwort warte ich noch. Ich bitte um die Rechnung und verlasse leicht verwundert die Lokalität.
Kurzzeitig frage ich mich, ob es nicht besser wäre, keine Käseplatte zu servieren, wenn diese nicht vorgesehen ist. Später stelle ich allerdings fest, dass eine Käseplatte auf der Bar-Speisekarte angeboten wird: Deutsche Käseauswahl von Maître Affineur Fritz Blomeyer mit Trauben und verschiedenen Chutneys für genau die 18 Euro, die ich auch bezahlt habe.
Wertung: mangelhaft
MI. 11/03, 18:30 und 21:45
Bar – nur für Raucher ein willkommenes Kleinod
Vor und nach dem Abendessen sind die Bar und der angrenzende Raum gut besucht. Ich bin ganz überrascht, noch andere Menschen – außer Personal – in diesem Hotel anzutreffen. Offensichtlich nutzen auch Nicht-Hotelgäste diesen Bereich – kein Wunder, denn wo kann man heute noch rauchen, trinken und sogar essen? Beim Betreten am frühen Abend rennt mich ein Mitarbeiter über den Haufen, der andere hinter der Theke ist so mit Mixen beschäftigt, dass er das Grüßen nebenbei nicht schafft. Ich suche mir das einzige freie Plätzchen.
Die Atmosphäre in der laut Internet »englischen Bar« mit dem französischen Titel »Le Tire Bouchon« (der Korkenzieher) ist sehr beeindruckend: Schwere, dunkle Möbel, loderndes Kaminfeuer, dezente Hintergrundmusik, eine Vitrine mit Zigarren, die gut ausgestatte Bar – insgesamt für Raucher ein Hochgenuss. Die Bar- und Restaurantmitarbeiter sehen in ihren Club-Blazern sehr schick aus, selbst das weiße Einstecktuch ist teilweise vorhanden. Einige haben gar das PHC Logo auf der rechten Brusttasche gestickt. Einer von ihnen fragt mich schließlich nach zehn Minuten, ob ich einen Blick in die Karte werfen will. Ich erwidere, dass ich gerne ein Gläschen Champagner hätte. »Rosé oder weiß?« Zum Glück erfahre ich noch beim Servieren, dass es sich um einen Ruinart Brut handelt. Zur späteren Stunde probiere ich einen Moscow Mule für 14 Euro. Fachmännisch erklärt mir der Barman die Zutaten und bringt mir zeitnah mein Getränk im Longdrink-Glas. Ob die Gurkenscheiben zum klassischen Moscow Mule gehört oder nicht, sei dahingestellt. Lecker war er aber.
Was ich allerdings nicht verstehe: Warum werden keine salzigen Knabbereien gereicht? Es ist doch nichts leichter, als mit ein paar Nüssen den Umsatz zu steigern.
Wertung: befriedigend
MI. 11/03 und DO. 12/03
Weckruf – vergessen
Der gegen 22:30 Uhr bei dem sehr freundlichen Rezeptionsmitarbeiter bestellte Weckruf für 8:30 Uhr wurde nicht ausgeführt. Da hilft mir der Wunsch für »eine gute Nacht« auch nicht, wenn ich meinen Telefontermin am nächsten Tag verpasse.
Wertung: ungenügend
DO. 12/03, 9:15
Messagetransfer – unwichtig?
Während ich am Morgen ein paar Runden im Schwimmbad drehe, ruft ein Bekannter an. Er möchte unter anderem meine Zimmernummer haben, damit er kü
nftig direkt wählen kann. Der Rezeptionsmitarbeiter erklärt, dass er diese nicht rausgeben darf, aber gerne verbindet. Dies tut er auch. Da der Anruf nicht entgegengenommen wird, wird der Anrufer nach etwa einer Minute aus der Leitung geschmissen. Der Anrufer versucht es erneut und hört sich die Begründung des Mitarbeiters an: »Dann ist wohl niemand im Zimmer.« Die Frage, ob der Mitarbeiter im Frühstücksrestaurant nach mir schauen könne, erwidert er mit den Worten: »Ich darf die Rezeption nicht verlassen.« Die wichtige Nachricht, ich möge mich dringend melden, erfahre ich zufällig gegen 11:15 Uhr, als ich an die Rezeption komme, um nach einem Late-check-out zu fragen.
Wertung: ungenügend
DO. 12/03, 10:10
Frühstücksbuffet – guter Durchschnitt
Im Wintergarten »Le Jardin« erwartet den Gast laut Internet »die Qual der Wahl zwischen den exquisitesten Frühstücksvarianten«. Ich bin gespannt. Wunderschön unter einem Glasdach gelegen befindet sich der Frühstücksbereich. Die angrenzende Terrasse wird im Sommer zusätzlich genutzt. Derzeit ist aber quasi Winter und so bemerke ich zunächst die Kälte im Frühstücksraum. Freundlicherweise werden auf mein Bitten hin die Heizung eingeschaltet und sämtliche Türen geschlossen. Denn was nutzt das schönste Frühstücksbuffet, wenn der Gast friert? Eine sehr freundliche Mitarbeiterin mit weißer Bluse und schwarzer Bistroschürze begrüßt mich und fragt sogleich nach meinem Getränkewunsch und bietet warme Eierspeisen an. Im Laufe des Aufenthaltes muss ich leider feststellen, dass die Mitarbeiterin zwar freundlich, aber mit dem Frühstück nicht sehr vertraut ist. So möchte ich zum Beispiel wissen, ob es sich bei einem bestimmten Aufschnitt um Rind handelt. Hier muss sie den Koch fragen. Auch bei meiner Frage nach den Grünen Teesorten muss sie sich zunächst erkundigen. Schade eigentlich, denn sie hätte zumindest an diesem Tag Zeit gehabt, sich mit den offerierten Teesorten vertraut zu machen, denn ich war die gesamte Frühstückszeit der einzige Gast. Beide Male, als ich den Tee serviert bekomme, sind die Ronnefeldt Tea-Caddies bereits in der Teekanne – ohne Angabe von Ziehzeiten, geschweige denn einer Teeuhr. Mein bestelltes Omelette mit Champignons und Tomaten wird frisch von dem herbeigerufenen Koch zubereitet.
Auf dem Buffet sind einige Dinge beschriftet, allerdings nicht sehr viele. Wer möchte irgendwelche Joghurtdrinks, die zwar vielversprechend aussehen, aber deren Geschmacksrichtungen geheim bleiben? Ähnlich verhält es sich mit dem Aufschnitt. Gut – dass es sich bei meinem angefragten Aufschnitt um Bresaola handelt, habe ich noch erkannt. Aber ob ein anderer Aufschnitt aus Schwein oder Geflügel hergestellt ist, kann ich nicht erkennen. Es wundert mich, dass hier keine Angaben gemacht werden, bekanntlich gibt es ja Menschen, die kein Schweinefleisch essen. Noch mehr wundere ich mich allerdings, dass beide Fischplatten sowie sämtliche Wurst- und Käseplatten ungekühlt auf dem Buffet stehen. Auch die Milch befindet sich – selbstredend – in ungekühlten Glasbehältern. Die Lebensmittelhygieneverordnung wird nur bei den Joghurtangeboten eingehalten – diese werden mit Eiswürfeln gekühlt.
Mir werden unaufgefordert zwei Scheiben Butter an den Tisch gebracht, Marmeladen stehen in Minigläschen von Darbo bereit. Die Brot- und Cerealienauswahl ist gut, für Liebhaber des süßen Frühstücks gibt es Croissants und diverse Teilchen. Insgesamt werden sieben Säfte angeboten, darunter ein Möhren-Ingwersaft und ein Gurken-Dill-Getränk – auskunftsgemäß alle frisch gepresst. Außerdem gibt es einen deutschen Riesling Sekt aus dem Hause Bischöfliche Weingüter Trier. Die angekündigten Überraschungen kann ich allerdings nicht entdecken – oder sollen es vielleicht die Gurkensticks mit Kräuterquark sein? Insgesamt hat das Frühstück eine gute Qualität und ist für 29 Euro durchaus akzeptabel.
Wertung: noch gut
DO 12/03, 11:00
Housekeeping / Wäscheservice / Lost & found – ok
Eine Mitarbeiterin mit einem Korb in der Hand klingelt. Ganz verwundert, dass ihr jemand die Tür aufmacht, möchte sie von mir wissen, wann ich denn »gehe«. In gut funktionierenden Hotels werden die Zimmermädchen über Late-check-outs informiert. Ich sage ihr, dass ich bis eins oder halb zwei bleiben werde. Auf die Frage, ob sie mir eine Bluse aufbügeln kann, wendet sie sich ab, um der Hausdame Bescheid zu sagen. Da nichts passiert, rufe ich um 11:40 Uhr beim Housekeeping an – keine fünf Minuten später steht die Hausdame vor der Tür und nimmt meine Bluse entgegen. Als ich gegen 12:10 Uhr wieder in mein Zimmer komme, hängt dort die Bluse bestens gebügelt und in Folie verpackt. Beim Verlassen des Zimmers »vergesse« ich die Bluse an der Schranktür. Das Zimmermädchen entdeckt sie zeitnah und bringt sie zur Rezeption, sodass ich sie noch einpacken kann.
Wertung: noch gut
DO. 12/03, 13:00
Check-out – der traurige Höhepunkt
Herr M. (mittlerweile kenne ich durch ein Telefonat den Namen des jungen, gestern noch namenlosen Mitarbeiters) hat wieder Dienst. Der Executive Assistant Manager fragt nebenbei, ob es mir gefallen habe. Leider verwechselt er meinen Namen mit einem anderen der drei häufigsten deutschen Nachnamen. Immerhin spricht er mich aber mit Namen an. Eine Inforechnung wird mir vorgelegt, alle Positionen sind korrekt – das Aufbügeln der Bluse wird nicht berechnet und – wie ich erst später feststelle – fehlt meine gebuchte Sportstunde ebenfalls. Die Belege bekomme ich unaufgefordert mit der Rechnung überreicht. Diese Verabschiedung passt zu dem gesamten Aufenthalt.
Eine weitere ungeplante Serviceleistung teste ich ungewollt. Mein Auto springt nicht an, die Batterie ist leer. Herr M. meint, das sei kein Problem und ließe sich zeitnah klären. Zum Glück gehe ich nach 20 Minuten noch einmal an die Rezeption, denn erst nachdem ich wieder in Erscheinung trete, spricht Herr M. mit einem zufällig vorbeikommenden Handwerker bezüglich eines Überbrückungskabels. Der letzte Auftritt des Rezeptionsmitarbeiters ist symptomatisch für den gesamten Aufenthalt – man will vielleicht, aber kann nicht.
Der Handwerker ist in der Tat sehr bemüht, allerdings rufe ich schließlich den ADAC, der mir wirklich helfen kann. Aber den habe ich ja nicht getestet ...
Wertung: ungenügend
Bilanz – schade um das ehrwürdige Hotel
Dass sich das Schlosshotel im Grunewald nun nach den diversen Betreiberwechseln wieder neu aufstellen muss, kann ich ja verstehen. Aber dann kann man nicht für Berlin exorbitante Zimmerpreise verlangen. Für Raucher mag das Hotel vielleicht ein Paradies sein, für Nichtraucher gibt es mit Sicherheit wesentlich bessere Alternativen. In fast allen Bereichen werden die Qualitätsstandards eines Fünf-Sterne-Superior-Hotels nicht erreicht. Augenscheinlich wird zwar an einigen Stellen ausgebessert, gemalert und investiert; neben Investments zählen aber insbesondere der Hotelbetrieb und das gästeorientierte Verhalten der Mitarbeiter. Von den im Internet versprochenen »persönlichen und herzlichen Serviceleistungen« ist nicht viel zu merken. Service geht anders. Wir werden die Entwicklung des Schlosshotel im Grunewald mit viel Spannung weiterverfolgen – es kann eigentlich nur besser werden.