Roboter im Hotel Bei 333 schaut „Jeeves“ vorbei

"Jeeves" mit seinen Entwicklern © Isabell Schreml

Der Room-Shopping-Roboter des Münchner Start-ups Robotise liefert Minibar-Inhalt und Gebrauchsgegenstände direkt aufs Zimmer. Im Münchner Rilano Hotel absolvierte der Kleine jetzt seine ersten Diensteinsätze.
Jeeves“ tritt in große Fußstapfen. Sein Namenspate ist ein legendärer Charakter aus der englischen Literatur, der als Kammerdiener seinem Dienstherrn jeden Wunsch von den Augen abliest. Ganz so weit ist „Jeeves“ noch nicht. Seit September ist der Serviceroboter jedoch probeweise auf einer Etage des Hotel The Rilano München unterwegs. Das neue, rollende Teammitglied liefert Getränke und Snacks oder hilft mit frischen Handtüchern oder Zahnbürsten aus. „Wir wollen Innovationen fördern, in die Zukunft blicken und Services neu und anders denken“, sagt Hoteldirektor Jan- Nicolas Corbach über seine Motivation, Jeeves zu testen. Johannes Fuchs: „Und wir waren auf der Suche nach einem Hotel, das Lust hat, Neues auszuprobieren.“
Seine Firma entwickelte und baute während der letzten zwei Jahre den technischen Helfer. Robotise wurde 2016 von Johannes Fuchs und Oliver Stahl in München gegründet. Derzeit zählt das Unternehmen 20 Mitarbeiter, Tendenz steigend. Noch hat der Serviceroboter feste Zeiten, in denen ihm ein Mitarbeiter von Robotise zur Seite steht. „Jeeves“ ist mit dem Hotel-Wifi verbunden, läuft nach der Testphase komplett autonom, fährt Aufzug und ist jederzeit einsatzbereit“, so Johannes Fuchs. In der Praxis funktioniert das so: Die Gäste wählen die Telefonnummer 333, kurze Zeit später ruft „Jeeves“ zurück und meldet, dass er vor der Zimmertür steht. Der Gast öffnet die Tür, und „Jeeves“ präsentiert sein gesamtes Angebot. Mit einem Touch auf sein Display öffnen sich die gekühlten Schubladen. Bald auch warme Speisen lieferbar? Die Einkäufe werden direkt auf die Zimmerrechnung gebucht. Zudem hat der 1,20 Meter große, anthrazitfarbene „Jeeves“ eine eingebaute Lieferschublade und kann damit dem Front-Office-Personal beim Room Service helfen.

Derzeit hat er nur gekühlte Getränke und Snacks im Gepäck, aber dank Thermoschublade soll zukünftig auch das Liefern von warmen Speisen möglich sein. Insgesamt verfügt er über 100 Liter Stauraum. Übernehmen die Roboter bald die Hotelflure? „‚Jeeves‘ wird niemandem den Job wegnehmen“, stellt Hoteldirektor Corbach klar. „Es gibt technische Grenzen im Hotelbusiness, und das ist gut so. Denn bei uns bleibt der Mensch zentraler Dreh- und Angelpunkt. Aber wir möchten Abläufe standardisieren und vereinfachen, um einen stets gleichwertigen guten Service bei einer fairen Zimmerrate bieten zu können.“ Technologien wie der Serviceroboter seien eine sinnvolle Hilfe, vor allem bei Tätigkeiten, für die sonst schwer Personal zu finden sei.
„Jeeves´“ Service wird bald auf das gesamte Hotel ausgedehnt, als nächstes soll er sprechen lernen und wie ein Concierge die am häufigsten gestellten Fragen selbstständig beantworten. Auch Reinigungsdienste sind denkbar. Johannes Fuchs: „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir endlich Service-Robotik zu erschwinglichen Preisen liefern können. ‚Jeeves‘ wird lernen und sich weiter entwickeln. Genau wie seine Einsatzmöglichkeiten.“ Und wie kommt der Kleine bei den Gästen an? „Die sind sehr neugierig. ‚Jeeves‘ ist jetzt schon unser Selfie-Star“, so Corbach.
Isabell Schreml