Reinigungstrends Von Nachhaltigkeit bis künstliche Intelligenz

Ein sauberes Hotelzimmer ist das Aushängeschild jedes Hotels. Die Entwicklungen am Reinigungsmarkt beeinflussen auch das Housekeeping. © Makistock/Shutterstock.com
Die Sauberkeit im Hotel ist nicht nur ein starker Faktor für die Gästezufriedenheit, sondern auch ein großer wirtschaftlicher Gesichtspunkt, der außerdem wichtige Aspekte der Sicherheit und Personalzufriedenheit betrifft. Diese vier Reinigungstrends versprechen viel Optimierungspotenzial. Bei Bewertungen von Hotels sprechen Gäste fast immer deren Sauberkeit an. Für Hoteliers zählen aber neben dem Ergebnis auch die Effizienz und die Wirtschaftlichkeit der Reinigung. Der Reinigungsmarkt befindet sich im ständigen Wandel, um diese Faktoren zu optimieren. Mittlerweile beeinflussen zusätzlich neue, vor allem ökologische Aspekte die Branche. Darauf sollte auch das Housekeeping möglichst flexibel reagieren. Die Hotel+Technik-Redaktion hat Branchenexperten zu den vier großen Trends befragt.
Sebastian Scholl ist European Marketing Communications Manager, Institutional DACH und Benelux bei Ecolab. © Ecolab

Trend 1: Nachhaltigkeit

„Gerade weil das Thema Nachhaltigkeit so sehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist, wird es auch für die Entscheidungsfindung der Reisenden und Urlauber immer wichtiger“, erläutert Sebastian Scholl von Ecolab. Dies betreffe aber nicht nur die Formulierung der Reinigungsmittel, sondern auch die verschiedenen Reinigungssysteme und deren Handhabung in der Praxis. Speziell die Plastikmüllvermeidung und Sicherheit im Arbeitsumfeld eines Hotelmitarbeiters spielten eine immer bedeutendere Rolle im Markt, so Scholl. Neben umweltfreundlichen Rezepturen seien auch die Verpackung sowie eine einfache und sichere Handhabung wichtig. Hotels könnten einen Mehrwert schaffen und Nachhaltigkeit als Teil des Gästeerlebnisses verstehen. „Von der Gästezufriedenheit hängt der Erfolg eines Hoteliers ab“, ist Sebastian Scholl überzeugt. Aber auch die Zufriedenheit der eigenen Mitarbeiter könne durch eine nachhaltige Ausrichtung in allen Geschäftsprozessen, so auch in der Reinigung, gesteigert werden. „Die Herausforderung der Hotels ist, die richtige Balance zu finden und einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen – zwischen der ökologischen Verantwortung und der sozialen Verpflichtung, zum Beispiel bei der Gewährleistung der Gästesicherheit, unter wirtschaftlichen Aspekten“, sagt Scholl.
Tobias Pätzold ist Key Account Manager Hotellerie bei Diversey. © Ecolab

Trend 2: Künstliche Intelligenz

„Der Bedarf an Fachkräften ist groß, Reinigungspersonal wird händeringend gesucht. Dieser Mangel an Fachkräften erhöht den Bedarf an intelligenten Lösungen für automatisierte Reinigungsprozesse“, betont Tobias Pätzold, Key Account Manager Hotellerie bei Diversey. Er ist sich sicher, dass sowohl die Industrie als auch die Hotellerie langfristig lernen müssen, mit komplexeren Mechanismen umzugehen sowie dieses Wissen an die Nutzer der Technologie zu vermitteln. „Beratung und Betreuung der Anwender werden der Schlüssel zum Erfolg sein, um künstliche Intelligenz langfristig in alltägliche Arbeitsabläufe einzubinden.“ Pätzold prognostiziert, der Grad an KI werde von der Hotelklassifizierung abhängen. „Hochklassifizierte Hotels werden wieder vom externen Dienstleister zur Eigenreinigung umstellen, um so wieder die Standards zu erhöhen. Budget-Hotels wiederum werden Prozesse outsourcen und die Reinigung dort, wo es geht, automatisieren.“ Derzeit spielt die künstliche Intelligenz nach Ansicht von Tobias Pätzold noch eine untergeordnete Rolle in der Reinigung. Haben sich autonome Reinigungstechnologien künftig durchgesetzt, werde der Anwender einige seiner operativen Aufgaben durch verwaltende Tätigkeiten ersetzen. Künstliche Intelligenz werde dann zu weniger Personalbedarf führen, aber im Gegenzug komplexere Aufgabenstellungen von Mitarbeitern verlangen.
Sonja van der Linden ist Regional Segment Manager Horeca bei Tork. © Ecolab

Trend 3: Digitalisierung

„Es zeigt sich zunehmend, dass digitale Lösungen sowohl für Manager als auch für das Reinigungspersonal Effizienzsteigerungen mit sich bringen und die Motivation erhöhen“, sagt Sonja van der Linden, Regional Segment Manager Horeca bei Tork. Eine digitale Reinigungsplanung könne zum Beispiel die Verwaltungsaufgaben drastisch reduzieren und bessere Prozesse wie eine reibungslose Übergabe zwischen den Schichten ermöglichen. „Mit diesen Effizienzsteigerungen, aber auch mit einer einhergehenden größeren Flexibilität und Reaktionsgeschwindigkeit kann die Qualität der Reinigung erhöht werden“, betont Sonja van der Linden. Gegenüber digitalen Prozessen habe sich schnell Begeisterung eingestellt, da der Mehrwert spürbar ist. Wichtig sei aber nach wie vor, von Anfang an alle am Prozess Beteiligten einzubeziehen. Sonja van der Linden prognostiziert, dass die Digitalisierung in den kommenden Jahren noch mehr an Bedeutung zunehmen wird. „Die dadurch gewonnenen Ressourcen könnten dabei insbesondere für die Hotelbranche von Vorteil sein.“ Denn mehr Zeit kann dann in die Bedürfnisbefriedigung der Gäste investiert werden.
Sergio Lottenbach ist Ergonomie- und Schulungsspezialist bei Wetrok. © Ecolab

Trend 4: Ergonomie

„Da insbesondere Reinigungskräfte täglich gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt sind, hat das Thema Ergonomie für sie hohe Relevanz“, betont Sergio Lottenbach, Ergonomie- und Schulungsspezialist bei Wetrok. Er sieht drei zentrale Bereiche der Gesundheitsförderung und Ergonomie: die physische Ergonomie (körperliche Belastung), die kognitive Ergonomie (mentale Belastung), und die organisationale Ergonomie (Belastung durch die Arbeitsgestaltung). Die Herausforderung werde künftig sein, jeden der drei Bereiche im bestmöglichen Zusammenspiel mit den anderen Bereichen weiterzuentwickeln. „Das Hotelmanagement wird sich vermehrt mit Ergonomie und Gesundheitsförderung befassen müssen. Und zwar theoretisch, in der Auswahl von Reinigungsmethoden, Geräten und Maschinen, und praktisch mit Trainings“, sagt Lottenbach. Die Ergonomie sei auch ein wirtschaftlicher Faktor. Rückenbeschwerden und andere Erkrankungen des Bewegungsapparates führen gehäuft zu Ausfalltagen. „Dadurch entstehen Kosten. Für die Schweizer Wirtschaft zum Beispiel sind das mehr als vier Milliarden Franken pro Jahr.“