Peter Joehnk, Partner bei JOI-Design, ist überzeugt davon, dass sich unser Leben für immer verändern wird, „sobald wir diese verrückten Zeiten im Zusammenhang mit dem Coronavirus überstanden haben.“ Wir haben nachgefragt, was dies aus Sicht des Designers in der Hotellerie verändern wird.
Tophotel: Die Coronapandemie verändert weltweit unser Leben. Mit Blick auf Ihre Tätigkeit, das Design: Was wird uns nachhaltig beeinflussen?

Peter Joehnk: Ich beobachte einen beschleunigten Wertewandel. Viele Menschen überdenken ihre Situationen und Lebensentscheidungen jetzt, da sie plötzlich dem täglichen Druck entkommen sind, rund um die Uhr ‚on‘ zu sein und im ständigen Anspruch ihre Zeit, ihre Arbeitsweise und sich selbst zu optimieren. Sicherlich waren Strömungen wie Slow Food oder die Wiederentdeckung der Natürlichkeit bereits in unserer Gesellschaft vorhanden, doch sie haben durch Corona an Fahrt gewonnen. Wir treten in eine Phase größerer Besinnung, erhöhter Achtsamkeit und von weniger Hektik ein. Dies soll und wird sich auch in den Designkonzepten wiederfinden.
Was heißt das übertragen auf Hotelkonzepte?
Es wird sicherlich ein starker Wandel bei der Resort-Hotellerie stattfinden. Statt Spaß, Spiel und Freude wird Ruhe und Besinnlichkeit an Wert und entsprechende Konzepte an Bedeutung gewinnen. Die steigende Nachfrage nach Erlebnissen für Körper und Geist wird dazu führen, dass mehr Hotels mit Meditationsräumen, Yoga-Studios und Gärten, in denen Gemüse und Kräuter vor Ort angebaut werden, konzipiert werden. In der Business-Hotellerie werden wir künftig vor allem bei funktionalen Fragen neu denken müssen, etwa bei den Materialen. Es wird gleichermaßen eine gute Reinigungsfähigkeit und Beständigkeit gefragt sein. Eventuell werden auch in diesem Segment wieder mehr Wellness- statt reine Fitness-Bereiche geplant.
Welche Trends sehen Sie weiter im Design?
Auch hier sehe ich eine Beschleunigung der Sehnsucht nach Authentizität und Regionalität, nach natürlichen Materialien und hochwertiger Handwerkskunst. Das nun überdachte Konsumverhalten verdrängt den Bedarf nach oberflächlicher Zurschaustellung. Die für ihre Umwelt sensibilisierte Gesellschaft verhindert die Erschöpfung seltener, natürlicher Ressourcen. Designer werden daher noch genauer darauf achten, dass sie für ihre Konzepte vermehrt Materialien sowie Möbel auswählen, die umweltverträglich sind, um unseren Planeten verstärkt zu schützen. Der regionale Bezug wird weiter in den Fokus rücken. Auch dieser Trend war schon vor der Krise spürbar, etwa in der Gastronomie. Aber ich bin überzeugt, dass unser ganzes Leben regionaler werden wird. Auch wenn ökologisches Bauen im Moment an den Kosten scheitert, wird sich diese Geisteshaltung langfristig in den Köpfen durchsetzen.
Wird sich an der Raumplanung etwas ändern?
Ich glaube nicht, dass man aufgrund von Infektionsgefahren jetzt größere Räume baut. Vielmehr braucht es jetzt flexible, kreative Lösungen, um die Gäste auch dort größtmöglich zu schützen, wo man nicht immer größtmöglichen Abstand halten kann. Langfristig 1,5 Meter Abstand im Restaurant zu halten, ist eigentlich nicht möglich. Dort wird man zum Beispiel mit Raumtrennern für Schutz und Ambiente sorgen. Wir entwickeln solche alternativen Schutzkonzepte gerade im Office-Design. Denn würde man auf Dauer den Sicherheitsabstand einhalten, würde man die Hälfte der Plätze verlieren. Gleiches gilt für die Gastronomie.
Was raten Sie Hoteliers, die gerade Bau- oder Renovierungspläne haben?
Zwei Dinge: Ich würde mir überlegen, ob ich wirklich eine Bar im Sinne eines „Kontaktpunkts“ oder nicht doch lieber eine zusätzliche Sitzgruppe plane. Und da ich davon ausgehe, dass auch künftig immer mehr Meetings online stattfinden, würde ich kleine Konferenzräume überdenken.