In einer minutiös konzertierten Umbauaktion erhielt das Seefelder Fünfsternehaus eine neue siebte Etage mit opulenten Suiten. Der Auftrag an die Architekten: Rustikaler Chic mit modernem und dabei tirolerisch inspiriertem Ambiente – sowie maximalem Komfort.
Oberhalb von Seefeld auf einem 1.300 Meter hohen Plateau thront das Interalpen-Hotel Tyrol. Das Fünfsterne-Superior-Hotel mit 283 Zimmern und Suiten erreichen die Gäste über eine schmale Privatstraße, die sich bis zur Einfahrt in die Tiefgarage den Berg hochschlängelt. Seit Herbst 2019 hat das Haus der Liebherr-Firmengruppe ein neues Highlight – genauer gesagt sieben: Auf der siebten Etage des Hotels sind sieben neue Panorama-Suiten entstanden.
Fünfjähriger Entwicklungsprozess
Von der ersten Idee bis zur Umsetzung dauerte es fünf Jahre. Nach einem Kreislauf aus Ideenentwicklung und -verwerfung ruhte das Projekt einige Zeit, bis im Sommer 2019 die finale Entscheidung fiel, erzählt Karl Brüggemann, seit sieben Jahren Hoteldirektor im Interalpen-Hotel Tyrol. Das Ergebnis sind die neuen Suiten, die flächenmäßig zwischen 76 und 200 Quadratmetern variieren – neu bebaut wurde eine Grundfläche von 1.300 Quadratmetern. Dafür wurde das Dach entfernt, die siebte Etage vollständig abgetragen und neu errichtet. Für den Rückbau zogen zwei Kräne zwei kleine Bagger hoch. Drei Monate wurde das Interalpen-Hotel für die Bauarbeiten geschlossen, weitere vier Wochen dauerten der anschließende Feinschliff und das Technik-Feintuning.
Um ein solches Großprojekt ohne zeitliche Verzögerungen abzuschließen, bedarf es eines eingespielten Teams. „Wir hatten zeitweise etwa 250 Handwerker auf der Baustelle – bis zu sechs Gewerke, die gleichzeitig arbeiteten. Das muss gut koordiniert werden, sonst werden Wände gestrichen, bevor die Leitungen verlegt wurden“, so Karl Brüggemann. Die Beziehungen zu den am Bau beteiligten Firmen seien langfristig gewachsen. „Uns ist es wichtig, den Umgang mit den Partnern beziehungsweise Zulieferern nachhaltig zu betrachten“, sagt Brüggemann. Die Abläufe auf der Baustelle steuerten zwei Mitarbeiter in der Bauabteilung von Liebherr.
Innen und Außen verschwimmen
Durch den Umbau sollte der Ausblick auf die Tiroler Berggipfel noch ungestörter als vorher werden. Die Stubaier Alpen, die Mieminger Kette mit der markanten Hohen Munde, das Wettersteinmassiv und der Karwendel wirken in den neuen Räumen zum Greifen nah. Dafür wurden die Fenster der Suiten raumhoch verglast. Teilweise sind die Glasflächen rahmenlos verarbeitet, sodass Innen und Außen miteinander verschwimmen. Die strukturierten Mauern aus blauem Rauriser Naturstein – der in den Hohen Tauern abgebaut wird – lassen sich sowohl in den Schlafzimmern als auch im Außenbereich finden. Die Heizstrahler auf den weitläufigen, überdachten Terrassen sorgen auch bei Eis und Schnee für anheimelnde Wärme – die Grand-Suiten warten dort sogar mit einer Badewanne auf. Auf 200 Quadratmetern bieten sie Gästen außerdem eine voll ausgestattete Küche und eine Sauna mit Panoramablick.
In Seefeld können sich Reisende auf das Coronavirus testen lassen. Für Gäste des Interalpen-Hotel Tyrol zahlt das Hotel die Kosten.
Für das Interior-Design der Suiten zeichnet die Züricher Firma Monoplan verantwortlich. Dass sich die Suiten fächerförmig zur Fensterfront auffalten, war Herausforderung und Glück zugleich, sagt die federführende Innenarchitektin Aleksandra Dobrowolska. Denn lediglich in den Badezimmern und den begehbaren Schränken gibt es rechte Winkel. Die aufgefächerte Fensterfront lässt dafür das Tageslicht bis in die letzten Winkel fallen.
Der Auftrag: Rustikaler Chic
Rustikal und chic zugleich, traditionell tirolerisch und zeitgemäß, insgesamt luxuriös: Das waren die Vorgaben an das Interior-Design. Der Mix entstand durch die Verwendung naturbelassener heimischer Materialien und eine wertige Verarbeitung. Signifikant sind die Wände aus behauenem Rauriser Naturstein, die von Flächen aus Altholz unterbrochen werden. Breite massive Eichenholzdielen unterstreichen die Wertigkeit, wie auch die größtenteils in lokalen Schreinereien maßgefertigten Möbel. Bänke mit Polsterauflagen in den Fensternischen laden zum Entspannen ein. Stoffe in erdigen Tönen und unterschiedlichen Texturen aus Leinen, Wolle, Samt und Strick vermitteln Behaglichkeit. Das warme Bordeauxrot des Lesesessels korrespondiert mit den roten Lederkopfteilen der Betten. Die Flachbildfernseher erhielten einen Rahmen aus dunkel gebeizter Eiche, damit sie sich in das Ambiente der Suiten einfügen.
In den Räumen wird der Blick auf die Gipfel inszeniert, auch in den lichtdurchfluteten, großzügigen Badezimmern, die durch gläserne Schiebetüren von den Schlafzimmern getrennt sind. Für mehr Privatsphäre sorgen Vorhänge. Breite Waschtische aus dem geschliffenen Südtiroler Granit Plima bieten viel Ablagefläche, die extra großen Walk-in-Duschen sind rahmenlos verglast, und die freistehenden Wannen nehmen das Blaugrau der Rauriser-Naturstein-Mauern auf. Über ein Display in der Wand lässt sich die Musik steuern, die aus den quadratischen Badezimmerspiegeln ertönt, in denen Bluetooth-Lautsprecher verbaut sind. Umlaufende, in die Spiegelfläche integrierte Lichtbänder sorgen für verschiedene Stimmungen.