Nachhaltiges Bauen Aus Überzeugung auf dem Holzweg

Der von viel Holz gekennzeichnete Erweiterungsbau des Bühelwirts im Ahrntal wurde mit dem German Design Award ausgezeichnet. © Bühelwirt
Die Bio Hotels wollen ihren Gästen einen ganzheitlich nachhaltigen Urlaub bieten – weit über das Speisen- und Getränkeangebot hinaus. Die Hoteliers der Vereinigung achten sowohl bei Neu- als auch bei Um- und Zubauten auf eine umweltfreundliche Bauweise und wohngesunde Materialien. Holz spielt eine zentrale Rolle. Die Hoteliers der Bio Hotels sind vernetzt, tauschen sich aus, greifen auf Partnerfirmen des Verbunds zurück, realisieren ihre Projekte aber doch völlig autark und individuell. Und das fängt meist damit an, dass sie sich einen auf Baubiologie spezialisierten Architekten suchen, wie Carola Portenlänger, Betriebsbetreuerin der Bio Hotels, berichtet. Gerade bei Bestandsbauten kommt es darauf an, das große Ganze im Blick zu behalten. "Unser Haus stammt aus den 80er-Jahren, und wir wissen alle, dass das Thema Nachhaltigkeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht in aller Munde war. Was also tun mit der Bausubstanz?", bringt Matthias Schulze Dieckhoff, Geschäftsführer und Inhaber des Hotels Sturm in Mellrichstadt, eine typische Ausgangssituation auf den Punkt.
Das in den 80er-Jahren entstandene Gebäude des Hotel Sturm wurde im Erdgeschoss mit einer Holzlamellenfassade verkleidet. © Hotel Sturm
Im Fall des Hotel Sturm wurden Kältebrücken gesucht, Dachstühle neu gedämmt und natürliche Baumaterialien zum Einsatz gebracht. Seit der umfassenden Renovierung 2016/2017 ist Professor Matthias Loebermann federführend, einer der Köpfe des Architekturbüros SLG aus Nürnberg. "Er hat auch die neuen Gartenzimmer geplant, die 2022 fertiggestellt werden sollen: in reiner Brettstapelbauweise, ohne Kleber und Nägel", kündigt Schulze Dieckhoff an.

Schädliches hat keine Chance

"Wir prüfen bei Bestandsimmobilien zuerst, ob die Substanz des Gebäudes noch gut ist und ob sich ein Umbau lohnt. Wenn ja, wird das Gebäude konsequent von künstlichen und schädlichen Materialien befreit", erläutert Armin Pedevilla von Pedevilla Architekten aus Bruneck in Südtirol, die unter anderem für den Bühelwirt im Ahrntal aktiv waren und für dessen Erweiterungsbau 2019 den German Design Award erhielten. Das zeigt: Nachhaltigkeit und gutes Design sind keinesfalls Gegensätze. "Bei Gebäuden mit einer guten historischen Struktur versuchen wir, es auf den Ursprung zurückzubauen und Neues so hinzuzufügen, dass es derselben Logik folgt und eine Atmosphäre schafft, die zum Verweilen sowie Innehalten einlädt. Wir meiden Materialien aus anderen Ländern, die nichts mit dem Ort, der Kultur, der Tradition und dem Handwerk zu tun haben. Stattdessen setzen wir auf Materialien, die leben, die berühren und berührt werden wollen", erklärt Pedevilla die Philosophie.
Das Biorefugium Theiner’s Garten in Südtirol ist in Vollholzbauweise errichtet. © Hotel Sturm
Regionalität ist insofern ein wichtiger Faktor. Das Biorefugium Theiner’s Garten in Südtirol wurde nach strengen baubiologischen Richtlinien in Holzius-Vollholzbauweise errichtet. Die Bio-Hotels-Partnerfirma Holzius, ebenfalls mit Sitz in Südtirol, baut leimfrei und verwendet Holz nur aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Die Betreiber des Blasla Hofs in Südtirol gingen sogar so weit, dass das Holz für ihr Projekt aus den eigenen umliegenden Wäldern stammen und unter Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders geschlagen werden sollte. Mondholz gilt als besonders haltbar, trocken, schwindarm, rissfrei und witterungsbeständig sowie als unempfindlich gegen Fäulnis und Insektenbefall.

Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit

Schimmelbildung durch Kondenswasser, zum Beispiel an den Fenstern – auch das ist kein seltenes Problem. Im Hotel Sturm gehört es der Vergangenheit an. Der Grund: Lehm und Kalk. "Beides sind super Baustoffe. Sie nehmen Wasser (Kondensat) auf und geben dieses auch wieder ab. Unsere Gäste bestätigen uns, dass in unseren Zimmern "Ursprung", renoviert 2021, ein tolles Raumklima herrscht. Auch in unserem neuen Restaurant "Ottos" dominieren die Lehmwände und sorgen für Wohlbehagen", erläutert Schulze Dieckhoff, der diesbezüglich eng mit Uwe Wirthwein, Geschäftsführer des Unternehmens Naturbaustoffe Grabfeld, zusammenarbeitet. Zu baubiologischen Maßnahmen bei der Innenraumgestaltung gehört zudem, belastende Raumfaktoren wie Funkwellen und Elektrosmog weitgehend zu reduzieren. Das Biohotel Mattlihüs in Bayern hat alle Räume Elek­trosmog-optimiert. Mittels Messprotokollen, abgeschirmten Kabel-Systemen und doppelter Gebäude-Erdung wurden Störfaktoren minimiert. Zirbenholzbetten und Feng-Shui-Matratzen sollen darüber hinaus zur Erholung beitragen. Das Biohotel Sturm setzt auf ökozertifizierte Bettdecken für Allergiker. In diesen Bereichen zählen die Firmen Dormiente, Allnatura und Cotonea zu den Partnern der Bio Hotels. Erwähnenswert sind nicht zuletzt die ersten klimaneutralen Mitarbeiterhäuser Österreichs, die neben dem Naturhotel Chesa Valisa im Kleinwalsertal entstanden sind: mit CO₂-neutraler Heizung und Warmwassererzeugung, schließlich ist auch die Energieversorgung eines der zentralen Themen. Die Photovoltaik-Anlage erzeugt sogar mehr Strom als verbraucht wird. Der Vorarlberger Holzarchitekt Hermann Kaufmann ist der "Chefberater" der Hotelier-Familie Kessler, auch sie arbeitet ausnahmslos mit regionalen Betrieben zusammen.