Die Corona-Infektionszahlen steigen in ganz Deutschland. Besonders hart getroffen hat es dabei das Berchtesgadener Land. Dort musste wegen der hohen Zahlen ein neuerlicher Lockdown verhängt werden; inklusive Ausgangsbeschränkung und Hotelschließungen. Was dies für das Gastgewerbe bedeutet und wie die Situation vor Ort ist, hat uns Werner Müller, GM des Luxushotels Kempinski Berchtesgaden, im Interview erklärt.
Tophotel: Herr Müller, haben Sie als GM des Fünfsternehotels mit einem neuerlichen Lockdown gerechnet?
Werner Müller: Die Hoffnung war natürlich, dass es nicht mehr dazu kommt. Wir hatten aber seit Wiedereröffnung des Hotels im Juli einen neuerlichen Lockdown immer im 'Hinterkopf', beziehungsweise immer in unsere Planungen integriert.
Wie war Ihr Gefühl, als Sie von dem neuerlichen Lockdown erfahren haben?
Unwirklich – allerdings muss man das ausblenden und sofort professionell umschalten und alle Actions koordinieren. Wir haben das Hotel innerhalb von 16 Stunden geschlossen. Mein Dank gilt dem gesamten Team, das einen wahnsinnig super Job gemacht hat.
Wie läuft der Betrieb aktuell ab? Welche Maßnahmen werden ergriffen, etwa um die Moral der Mitarbeiter hochzuhalten?
Wir fahren im Notbetrieb. Die Technikabteilung arbeitet weiter und nutzt die Zeit, die Buchhaltung wickelt alle Rückbuchungen von Anzahlungen ab, das Personalbüro ist vor Ort, die Telefonzentrale besetzt und das Gebäude 24 Stunden bewacht. Mit den Mitarbeitern kommunizieren wir über einen Emailverteiler und halten diese alle drei bis fünf Tage auf dem Laufenden, die Auszubildenden werden von unserer Trainings-Managerin online beschäftigt.
Wie ist die Stimmung bei den Mitarbeitern und müssen diese wieder verstärkt in Kurzarbeit?
Die Stimmung bei den Mitarbeitern ist natürlich gedämpft – keiner wollte das. Es wissen aber auch alle Mitarbeiter, dass wir – wie im Frühjahr auch schon – zu unserer Belegschaft stehen. Kein Arbeitsplatz wurde bisher gestrichen, und das soll auch so bleiben. Wir werden unsere Mitarbeiter unterstützen. Kurzarbeit ist sicherlich eine Maßnahme, die wir in Betracht ziehen werden müssen.
Worunter leidet das Hotel nun am meisten?
Wir hatten eine sehr gute Buchungslage – nun trifft uns der Verlust dieser Umsätze hart.
Wie sehr wirkt sich der Lockdown auf die Buchungen, auch längerfristig, aus?
Schon mit Erklärung zum Risikogebiet hat man ein sehr verhaltenes Buchungsverhalten gesehen. Jetzt ist das Berchtesgadener Land in aller Munde und das ist sicherlich nicht hilfreich. Wir werden aber nicht die letzte Region mit Lockdown oder Risikogebiet sein – und diese Region hat so viel zu bieten. Die vielen Gäste werden ihren Weg sicherlich wieder hierher finden.
Finden Sie persönlich die Maßnahmen sinnvoll?
Das kann und will ich nicht beurteilen – wir sind aber froh, dass alle Mitarbeiter und Gäste das Haus gesund verlassen haben und wir nicht durch Infektionen, die 'in der Luft lagen', geschlossen wurden.
Lockdown in Berchtesgaden Kempinski-GM berichtet über Situation im Notbetrieb
