Konzept Zwischen Reitstall und Gourmetküche

Das Restaurant „Melkhus“ im ehemaligen Kuhstall versprüht eine feine Rustikalität. © Holger Martens
Im Hotel Gut Immenhof im schleswig-holsteinischen Malente kommen nicht nur Filmfans auf ihre Kosten, sondern auch Natur- und Genussliebhaber. Lässige Landhaus-Atmosphäre dominiert. Millionen pferdebegeisterter Frauen und Mädchen schmelzen auch heute noch dahin, wenn die Abenteuer von Oma Jantzen, Dick und Dalli und den Ponys über den Bildschirm flimmern. Die Mitte der 1950er-Jahre entstandenen Filme rund um das Ponygestüt Immenhof sind unter Reiterinnen Kult und haben Gut Rothensande am schleswig-holsteinischen Kellersee deutschlandweit bekannt gemacht. Seit Oktober 2021 heißt der Drehort der historischen Pony-Geschichten nun tatsächlich wie im Film Immenhof und präsentiert sich als gehobenes Hotel für Liebhaber von Natur, Genuss und natürlich Ponys und Pferden.

Immenhof-Filme als Werbung

Die Filmszene, bei der Cousin Edelbert das verletzte Pony-Fohlen Schneewittchen durch den strömenden Gewitter-Regen trägt und sich damit das Herz von Dick erobert, ist gewiss allen Immenhof-Fans in Erinnerung. Und unterstreicht: In Schleswig-Holstein kann es gelegentlich sehr nass werden. Doch selbst dann ist das Hotel Gut Immenhof eine Reise wert. Dafür sorgen hochwertig ausgestattete, gemütliche Zimmer und Suiten, ein kleiner, aber feiner Wellness- und Fitnessbereich, drei Restaurants mit exquisiter Küche, verschiedene Hofläden, das Immenhof-Museum sowie eine Bar. Gäste, welche die nicht überdachten Wege zwischen den verschiedenen Gebäudeteilen mit Gepäck zurücklegen müssen, erhalten für den Transport einen Bollerwagen. „Die Tatsache, dass die Gebäude nicht miteinander verbunden sind, teilt unser Hotel mit anderen Häusern, die aus historischen Hofanlagen entstanden“, erläutert Hoteldirektor Thilo Mühl (45). „Unsere Gäste stört das nicht, es hat ja auch einen gewissen Charme.“ Zielgruppe des renovierten Gutshofs mit heute 50 Zimmern und Suiten sowie sechs Ferienwohnungen sind Familien, Natur- und Genussliebhaber sowie Aktivurlauber. Einen wichtigen Bestandteil der Marketing-Strategie bilden aber nach wie vor auch die Immenhof-Filme und mit ihnen Ponys und Pferde. Die kleinsten davon sind direkt im Hofgut untergebracht und üben dort eine große Anziehungskraft auf die Gäste aus, allen voran der scheckige Ratz, der besonders gern aus dem offenen Stallfenster über den Hof blickt und sich seiner Wirkung sehr bewusst zu sein scheint. Die größeren Ponys und Pferde sind im etwa 300 Meter entfernten neuen Reitstall mit Reitplatz, Halle, Reiterstübchen und direktem Zugang zum weitläufigen Gelände rund um den See untergebracht. Manche Pferdebesitzer bringen ihre eigenen Rösser zum Urlaub auf Gut Immenhof mit, es können aber auch unkompliziert Ausritte und Reitstunden auf gut aus­gebildeten Pferden und Ponys vor Ort gebucht werden.

Aufwendiger Umbau

Neun Jahre lang baute der Investor von Gut Immenhof, Carl-Joachim Deilmann, Gesellschafter und Verwaltungsratsmitglied der C. Deilmann-Gruppe aus Bad Bentheim, an der Verwirklichung des Traums aller Immenhof-Freunde. Die Investition war aus verschiedenen Gründen sehr aufwendig. Zum einen stand jedes der insgesamt zwölf Gebäude aus dem 14. Jahrhundert unter Denkmalschutz und die gesamte Anlage unter Ensembleschutz, zum anderen mussten mehrere Gebäude neue Fundamente erhalten, weil sich früher direkt unter ihnen ein Flussbett befand und sich die Häuser dadurch gesenkt hatten. Im Herrenhaus standen 80 Zentimeter Wasser im Keller. Es wurde komplett entkernt und neu abgestützt. Der einzige Neubau auf dem Gelände ist das Rezeptionsgebäude mit angeschlossenen Büros und einem Hotelshop, der Souvenirs, Textilien, Gummistiefel und Reitzubehör für Kinder im Angebot hat.

Historie

Das Hotel entstand aus dem 180 Hektar großen ehemaligen Gut Rothensande, das in seiner bewegten Geschichte mehrfach den Besitzer wechselte. In den frühen 1950erJahren wurde das Gut zur Kulisse für drei der insgesamt fünf Immenhof-Filme (Die Mädels vom Immenhof (1955), Hochzeit auf Immenhof (1956), Ferien auf Immenhof (1957). Sie zeigten die Abenteuer der Schwestern Dick (Angelika Meissner-Voelkner), Dalli (Heidi Brühl) und Angela (Christiane König).
  Mit viel Liebe zum authentischen Stil Schleswig-Holsteiner Gutshöfe und unter Einsatz nachhaltiger Materialien entstand der malerische Gesamtkomplex aus den weiß gestrichenen, durch ihre Eleganz hervorstechenden Gebäuden Herrenhaus und Vogtshaus – das ehemalige Verwaltergebäude – sowie den weiteren in gedeckten Farben gehaltenen oder verklinkerten Gebäudeteilen. Für das Interior Design wurde das Stuttgarter Büro für Innenarchitektur Geplan Design engagiert, das auch für die Verwandlung der ehemaligen Longierhalle in den Wellness- und Fitnessbereich mit direktem Zugang zum See verantwortlich zeichnet. Den Schwerpunkt legten die Innenarchitekten im gesamten Komplex auf eine lässige, zeitgemäße Landhaus-Atmosphäre. So wurden zum Beispiel Bodenbeläge und Fliesen gewählt, die eine feine Rustikalität ausstrahlen. Im Herrenhaus sind zwölf Zimmer sowie das Gourmetrestaurant „Rodesand“ untergebracht, außerdem befinden sich hier ein gut ausgestatteter Weinkeller sowie „Jantzens Bar“, die Kreationen mit heimischen Produkten und Kräutern im Repertoire hat. Der Cocktail „Immenhof 57“ von Barchef Daniel Eeten beispielsweise besteht aus Champagner Blanc de Blanc von Pascal Doquet, 10 ml Blutorangengeist von Spiritus Rex aus Malente, 5 ml Eisweinessig von Umathum sowie 10 ml Gomme Sirup aus eigener Herstellung. Die Zutaten – bis auf den Champagner – werden geshaked, auf Eis in ein Champagnerglas gegeben, mit Champagner aufgefüllt und mit getrockneten Blüten garniert. Sechs weitere Hotel-Zimmer liegen im Vogtshaus, die restlichen Zimmer und Suiten verteilen sich über Remise, Torhaus, Kutscherhaus und Peerstall. Die familiengerechten Hofsuiten erstrecken sich teilweise über zwei Etagen. Diese bieten dann eine offene Küche mit Eckbank, einen großzügigen Wohnbereich mit Terrasse und Zugang zum Garten sowie eine Abstellkammer. Im Obergeschoss befinden sich zwei Schlafzimmer mit viel Stauraum sowie ein Bad mit Dusche, WC und Badewanne. Die Übernachtung im Doppelzimmer ist ab 188 Euro buchbar.

Bib Gourmand fürs Restaurant

Im „Melkhus“, dem ehemaligen Kuhstall mit Terrasse zum Kellersee, erwartet die Gäste eine authentische, frische Landhaus-Küche. Für sein kulinarisches Konzept wie auch das des Hotels zeichnet Küchendirektor Florian Ohlmann verantwortlich, der nach Stationen in Bremen und Hamburg vier Jahre für Alain Ducasse in Paris gearbeitet hat und Küchendirektor für die Lido-Restaurants in Düsseldorf war. Seine Referenzen zeigen bereits Wirkung: So nahm der Guide Michelin Deutschland das „Melkhus“ bereits in der diesjährigen Ausgabe als neues Bib-Gourmand-Restaurant auf. Im Dachgeschoss des Lokals befindet sich ein großer Veranstaltungssaal mit Bühne und Bestuhlung für bis zu 350 Personen. Hier können sowohl Tagungen als auch Konzerte, Theaterstücke oder Bankette veranstaltet werden. Schon jetzt ist das Melkhus eine beliebte Location für Hochzeiten.

Zu 80 Prozent ausgelastet

Seit Beginn der Bauarbeiten, in die überwiegend regionale Handwerker eingebunden waren, pflegt das Hotel eine enge Verbindung zur Nachbarschaft. „Auch die meisten unserer 85 festangestellten Mitarbeiter stammen aus den umliegenden Städten Eutin oder Malente“, sagt Thilo Mühl. Das ganzjährig geöffnete Hotel sei ein offenes Haus sowohl für Touristen, die die Gastronomie besuchen oder in den Hofläden einkaufen, als auch für Einheimische. Viele von diesen hielten dort auch gern Familienfeiern ab. Das Umsatzverhältnis Logis zu F&B beziffert Mühl nicht zuletzt deshalb mit 45 zu 55 Prozent. In den ersten Betriebsmonaten kam das Gros der Gäste aus den Großräumen Berlin und Hamburg sowie aus dem Ballungsgebiet Nordrhein-Westfalen und der Gegend um Hannover. „Seit April sind wir sehr gut ausgelastet – und das bis Oktober. Im Juli/August werden wir eine Zimmerauslastung von 80 Prozent oder mehr erreichen“, so Mühl. Auch in puncto Nachhaltigkeit geht der Immenhof mit eigenen Initiativen voran: Aus den drei Brunnen auf dem Hof wird eigenes Wasser entnommen. Zwei der Brunnen ­dienen der Bewässerung des Außenbereichs, das Wasser des dritten Brunnens wird zu Trinkwasser aufbereitet. Geheizt wird über das eigene Blockheizkraftwerk, das künftig auch für die Stromversorgung eingesetzt werden soll.

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