Die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand hat ihren Jahresmittelstandsbericht 2021 veröffentlicht. Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl fordern die zusammengeschlossenen Verbände eine Rückkehr von "situativer Corona-Bekämpfung" zu einer "zukunftsorientierten Standortpolitik". Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und zum Bürokratieabbau müssten unter anderem im Vordergrund stehen.
Im Rahmen des Jahresmittelstandsberichts 2021 analysieren die in der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand (AG Mittelstand) zusammengeschlossenen Verbände unter dem Titel "Die richtigen Lehren aus der Pandemie ziehen" die Lage des Mittelstands in Deutschland. Gleichzeitig benennen sie Handlungsfelder und legen einen Forderungskatalog an die kommende Bundesregierung vor. "Um den Aufhol- und Wiederaufbauprozess in Gang zu setzen, braucht es jetzt eine Politik, die kleine und mittlere Betriebe mit ihren qualifizierten Beschäftigten als Wohlstandsmotor und Wettbewerbsvorteil begreift", erklärt die AG Mittelstand.
Über die kurzfristigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung hinaus erwarte der Mittelstand, dass notwendige strukturelle und ordnungspolitische Reformen entschlossen angepackt werden. So heißt es in dem Bericht: "Neben der Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung müssen auch der Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft ganz oben auf der politischen Agenda stehen."
Nötig sei eine Politik, die Menschen zur Selbstständigkeit ermutigt, unternehmerisches Handeln fördert, Freiräume für Betriebe und Beschäftigte schafft und dem Mittelstand mit Vertrauen und Wertschätzung begegnet. Im Vordergrund der politischen Anstrengungen müssten ambitionierte Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, entschlossener Bürokratieabbau, stabile Sozialversicherungsbeiträge sowie eine mittelstands- und investitionsfördernde Steuerpolitik stehen.
Zukunftsorientierte Standortpolitik
Eine zukunftsorientierte Standortpolitik habe zudem die Themen Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum, starke Regionen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit fest im Blick, so der Bericht. Dabei dürften ökologische und soziale Ziele die Wirtschaftlichkeit und Arbeitsplätze im Mittelstand nicht gefährden. Die Unternehmen seien auch in der Energie- und Klimapolitik auf verlässliche Rahmenbedingungen und ein Belastungsmoratorium für neue Gesetze angewiesen. Zudem gelte es, das wirtschaftliche Potenzial ländlicher Räume zu nutzen - insbesondere durch mehr Investitionen in eine leistungsfähige digitale Infrastruktur und eine moderne Verkehrspolitik.
"Betriebe und Beschäftigte in Deutschland benötigen einen verlässlichen marktwirtschaftlichen Rahmen, innerhalb dessen sie mit ihrem unternehmerischen Handeln unser Land voranbringen können. Nach 15 Monaten im Krisenmodus müssen die politisch Verantwortlichen von situativer Corona-Bekämpfung zurückkehren zu einer zukunftsorientierten Standortpolitik für unser Land", fordern die Verbände.
Mittelstand ist größter Arbeitgeber
Der Mittelstand sei trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin größter Ausbilder und Arbeitgeber in Deutschland. Zusammen beschäftigen die in der AG Mittelstand repräsentierten rund 3,5 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen aus Handel, Handwerk, dem Dienstleistungssektor, Gastronomie und Hotellerie, den Freien Berufen, der genossenschaftlich orientierten Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Industrie – sowie die Sparkassen und Genossenschaftsbanken als wichtigste Finanzierungspartner der kleinen und mittleren Unternehmen – mehr als 17 Millionen Menschen und bilden vier von fünf der insgesamt mehr als 1,2 Millionen Auszubildenden aus.