Interview mit Michael Plank "Gutes Design überdauert Generationen"

In den Skizzenblöcken von Michael Plank nehmen die meisten Entwürfe ihren Anfang. Der Industriedesigner und Betriebswirt führt das Unternehmen Plank in dritter Generation. © Luca Meneghel

Das Südtiroler Unternehmen Plank ist ­­auf Design-Sitzmöbel und ­komplementäre Tischsysteme ­spezialisiert. Ein ­Gespräch mit ­Geschäftsführer Michael Plank über Gestaltungsspielräume in der ­Hospitality-Branche, und warum Trends dabei nur eine untergeordnete Rolle ­spielen.

Herr Plank, wie würden Sie die Plank-Philosophie ­beschreiben? Was macht Ihre Produkte besonders?

Michael Plank: Plank-Sitzmöbel und Tischsysteme bieten dem Nutzer einen hohen Mehrwert, der in der Funktion und Ergonomie liegt, vor allem aber in der hohen Verarbeitungsqualität und zeitlosen Form, die keinen Trends unterworfen ist. Das führt zu langlebigen Produkten, die sogar Generationen überdauern.

Speziell für welche Hotelbereiche sind Ihre ­Pro­dukte prädestiniert?

Unsere Produkte finden Sie im Restaurant, an der Bar, im Konferenzraum, auf der Terrasse, im Hotelzimmer und in der Lounge. Wir sind Spezialist für alle Bereiche, in denen Gastfreundschaft und sozialer Austausch stattfinden.

Es sind nicht viele Produkte, die Sie jährlich neu in Ihr Programm aufnehmen. Was muss einen ­Entwurf auszeichnen, um es zu schaffen?

Unser Anspruch sind herausragende, ikonische Möbel jenseits der Massenproduktion. Wir nehmen uns viel Zeit, sie möglichst zur Perfektion zu entwickeln. Unser bestehendes Angebot optimieren wir permanent weiter. Das fokussierte Sortiment schärft unser Profil und steigert den Wert der einzelnen Produktlinien. Wir haben es geschafft, unsere Marke durch Wiedererkennbarkeit zu positionieren. Unser beliebtestes und bekanntestes Produkt ist der "Miura Stool" von Designer Konstantin Grcic. Der Barhocker war bei seiner Einführung 2005 typologisch und formal eine Innovation. Er ist zeitlos und heute ein Klassiker. Außerdem hören wir stets sehr intensiv in den Markt hinein. Problemlösung und Vereinfachung sind uns wichtig, was beispielsweise in Schnellmontage-Systemen zum Ausdruck kommt oder darin, dass sich Stühle und Tische platzsparend stapeln lassen.


Über Plank

Die Wurzeln von Plank reichen bis 1893 zurück, als Karl Plank eine Tischlerei in Bozen gründete. Ein Großauftrag von 150 Stühlen führte 1953 zum Fokus auf diese Produktgruppe. Anfangs auf traditionelle Sitzmöbel aus heimischem Holz spezialisiert, begann Plank Ende der 90er-Jahre mit modernen Formen und innovativen Materialien zu experimentieren und startete die Zusammenarbeit mit internationalen Designern wie Konstantin Grcic, Naoto Fukasawa, Björn Dahlström und dem Design-Duo Biagio Cisotti und Sandra Laube. Heute umfasst das Sortiment Stühle, (Lounge-)Sessel, Barhocker und Tischsysteme – auch für den Outdoor-Einsatz. Die Produkte erhielten zahlreiche Auszeichnungen. Auch sind sie weltweit in Museen zu finden, darunter im Museum of Modern Art in New York.


 

Trotz aller Langlebigkeit und Zeitlosigkeit – welchen Trends folgen Sie dennoch?

Auch ein Klassiker kann eine neue Farbe oder ein anderes Material erhalten. Wir arbeiten derzeit an einer neuen Farbkollektion, unter anderem für unsere Modelle Miura Stool, Myto Chair und Monza Armchair. Auch in der Farbwahl agieren wir vorausschauend und wählen möglichst jene Töne, die lange Gefallen finden werden.

Wie bestimmt das Thema Nachhaltigkeit Ihre künftige Materialwahl?

Wir suchen stets das intelligenteste Material für die jeweilige Umsetzung. Holz ist unser ständiger Begleiter, mit dem wir die größte Erfahrung haben. Es limitiert jedoch gestalterisch. Kunststoff ist, wenn er richtig eingesetzt wird, auch weiterhin für die Möbelwelt interessant. Die Elemente unserer Produkte sind austauschbar und können über Jahre nachbestellt werden. Alle Materialien lassen sich darüber hinaus in den Recycling-Kreislauf zurückführen. Nachhaltigkeit und Kunststoffe schließen sich also nicht aus.

Sie sind selbst Reisender. Welche Gestaltungs­potenziale sehen Sie in der Hotellerie?

Design und Einrichtung in der Hotellerie unterliegen vielfach einem zu schnelllebigen Wechsel, was nicht nachhaltig ist. Als Bauherr eines Hotels würde ich sowohl bei Architektur als auch Einrichtung immer auf Zeitlosigkeit und hohe Qualität der Materialien achten. Ein positives Beispiel ist für mich das 1973 eröffnete Seehotel Ambach am Kalterer See. Es wurde wie unsere eigene Firmenzentrale vom Architekten Othmar Barth geplant. Er gilt als wegweisend für moderne Architektur in Südtirol. Die meisten Möbel für das Seehotel zeichnete er selbst, ließ sie lokal anfertigen. Weitere Lampen, Sitzgarnituren und Kleinmöbel wählte er aus der Designschule der italienischen Moderne. All das hat noch heute Bestand. Die jetzigen Betreiber haben das Haus im Wohnkomfort an aktuelle Bedürfnisse angepasst und gleichzeitig die Vergangenheit bewahrt. Teppiche, Polster, Stoffe wurden in originaler Farbgebung ausgetauscht. Das zeigt: wertvolle (Innen-)Architektur ist zeitlos und ein echtes Differenzierungsmerkmal. Der für mich wichtigste Gestaltungsanspruch an die Hotellerie lautet jedoch, dass sich Gäste schnell wie zu Hause fühlen, ankommen – sowohl beim Check-in als auch im Zimmer und egal, in welcher Preisklasse. Aus meiner Sicht gibt es hier in allen Segmenten noch Potenzial nach oben.

Was sind für Sie momentan die spannendsten ­Design-Trends mit Bezug zur Hotellerie?

In Zeiten der Wiederverwendung ist es spannend, wenn Mobiliar aus Design-Antiquariaten und von entsprechenden Märkten professionell aufgefrischt wiedereingesetzt wird. Zum Beispiel in Boutiquehotels, in denen nicht jedes Zimmer gleich eingerichtet wird. Somit entsteht ein sehr kunstvolles Ganzes. Ein Beispiel ist das Hotel Greif der Familie Staffler in Bozen in einem 500 Jahre alten Gebäude, das nach Plänen des Architekten Boris Podrecca renoviert wurde. Jedes der Zimmer wurde von einem anderen Künstler gestaltet.
Eine starke Entwicklung ist zudem, dass sich Outdoormöbel visuell kaum noch von jenen in Innenräumen unterscheiden und ebenso wohnlich sind. Da hat sich viel getan in puncto Materialität und Stoffe. Das Segment ist auch bei uns deutlich wachsend.

Interview: Stefanie Hütz