Als „Tal der Finsternis“ bezeichnet Berater Albrecht von Bonin (von Bonin & Partner Personalberatung) die aktuelle Coronakrise. Was Spitzenmanager von „Sonntagskapitänen“ unterscheidet, was sich beim Thema Vergütung ändern wird und warum die Krise eine Vitaminspritze für den Arbeitsmarkt werden kann, erklärt von Bonin im Interview. Darüber hinaus hat die Personalberatung eine kostenfreie "CORONA Telefon Hotline" eingerichtet, um im Unternehmer-Dialog Hilfestellung zu geben.
Tophotel: Herr von Bonin, von der extremen wirtschaftlichen Lage des Gastgewerbes ist auch der Arbeitsmarkt betroffen. Welche Auswirkung hat dies für die Branche?
Albrecht von Bonin: Auch wenn Personalkosten den höchsten prozentualen Anteil der Hotellerie ausmachen, schicken weitsichtige Unternehmen ihre Mitarbeiter eher in Kurzarbeit und lassen Urlaube, Überstunden abbauen als sie sofort zu kündigen. Denn irgendwann wird die Krise vorüber sein. Dann gute Leute zu finden, wird nicht leichter als vor der Krise. Denn nach Corona werden alle Unternehmen versuchen, sich die Besten der besten zu angeln, um schnell aus dem Tal der Finsternis herauszukommen. Der Arbeitsmarkt wird dann wieder zum Haifischbecken. Für Manager bedeutet das übrigens: Die Anforderungen an sie werden steigen.
Welche Führungsqualitäten müssen Hotelmanager in dieser Zeit an den Tag legen?
Starke Nerven, Empathie im Umgang mit Mitarbeitern und Lieferanten, Zuversicht, Mut, Resilienz, analytische Entscheidungskompetenz, besonnenes Kommunikationsverhalten, Sachlichkeit und Pragmatismus. „Bei stürmischer See zeigt sich der wahre Kapitän“, weiß man in Reedereigeschäft. Spätestens in der Coronakrise beweist sich, ob Manager wirklich mit der notwendigen Leadership Kompetenz ausgestattet sind oder nur „Sonntagskapitäne“ sind. Unternehmen werden jetzt besonders kritisch hinschauen, ob ihr Management-Kader krisenfest aufgestellt ist - und daraus später Konsequenzen ziehen.
Müssen Hotelmanager ihre eigene Karriereplanung vorerst auf Eis legen?
Ich kann nicht feststellen, dass derzeit gute Führungskräfte weniger über ihre Karriere nachdenken oder den Schritt auf den Bewerbermarkt wagen. Einerseits nutzen sie die Schockstarre im Markt, sich in Ruhe Gedanken zu machen, ob ihr derzeitiger Arbeitgeber morgen noch existieren wird oder in welche Richtung sie ihren Berufsweg jetzt neu ausrichten sollten. Wir verzeichnen gerade jetzt einen Anstieg an Initiativbewerbern, die die Zeit nutzen, jetzt den Dialog mit Arbeitgebern und Personalberatern suchen. Auch der Bedarf an grundsätzlicher Orientierung für den weiteren Lebensweg wird deutlich an der wachsenden Nachfrage nach Management Coachings. Spitzenkräfte betrachten das gerade jetzt als willkommene Gelegenheit, in ihre Zukunft zu investieren.
Welche Dynamik wird der Arbeitsmarkt nach Ende der Krise bekommen?
Ein Trost für Arbeitgeber: So hart es klingt, aber Corona werden viele Hotels zum Opfer fallen, deren Liquidität schon vorher mit heißer Nadel gestrickt war. Und die werden in der Krise Fachkräfte freisetzen müssen. Die wiederum stehen dann den "überlebenden" Arbeitgebern zur Verfügung. Also eine Vitaminspritze für den Arbeitsmarkt - aber keine Heilung des Fachkräftemangels.
Wird es beim Thema Vergütung zu Veränderungen kommen?
Unsere Studien belegen, dass Festgehälter von Direktoren langsamer gestiegen sind als noch vor fünf Jahren. Dafür sind Bonusanteile gestiegen. Doch eine Faustregel ist gleichgeblieben: Lange Betriebszugehörigkeit ist leider kontraproduktiv für die Gehaltsentwicklung. Neueinsteiger werden i. d. R. immer noch besser bezahlt. Damit werden Loyalität und Beständigkeit bestraft und häufige Jobwechsel gefördert. Das kann jedoch ein nachhaltig orientiertes Unternehmen nicht wollen. Es ist aber auch ein Indiz dafür, dass Betriebe beim internen Vergütungsmanagement leider viel zu selten eine regelmäßige Anpassung an das Marktniveau vornehmen. Wenn es die Branche schafft, endlich Gehälter von Führungskräften nach der Dimension ihrer Ergebnisverantwortung zu justieren, würde der eine oder andere zugeben müssen, dass er im Vergleich zu vergleichbaren Positionen in fremden Branchen keinen Anlass zur Klage hat. Fair wäre es auch, wenn für die Neuen gilt: Erst leisten, dann fordern. Wir sehen, dass die bisher tradierte Form der Vergütung mit Fixgehalt und persönlichem Performance Management System sich langsam auflösen wird. In Zeiten des raschen Wandels, in denen Erfolg oder Misserfolg nicht allein von einem "Kapitän auf der Brücke" abhängt, sondern von erfolgreichen Teams, wird es eine Veränderung hin zu Bonus Systemen geben, von denen alle Mitarbeiter profitieren - nicht nur der Mensch an der Spitze. Das wird höhere Fixgehälter nach sich ziehen und geringere persönliche Boni. Sie sind in der Regel ohnehin von Egoismen, Misstrauen und Kontrolle geprägt.
Service:
VON BONIN UNTERNEHMER DIALOG
Kostenfreies Expertenwissen rund um Corona
Neben allen täglichen Herausforderungen durch Corona läuft es immer auf zwei wichtige Fragen hinaus: Wie komme ich klug und besonnen durch das „Tal der Finsternis“? Und wie mache ich aus der Niederlage einen Sieg? Erstmals in der über 40-jährigen Firmengeschichte bietet die von Bonin & Partner Personalberatung Rat und Hilfestellung in einer kostenfreien CORONA Telefon Hotline zum „Unternehmer-Dialog“ an.
- Was ist bei Betriebsschließung zu beachten?
- Welche öffentlichen Zuschüsse kann ich als Unternehmer beantragen – und wo?
- Wir haben vor der Krise eine dringend benötigte Führungskraft gesucht. Sollen wir jetzt alle Bewerberkontakte abbrechen?
- Sollten wir einen vor Corona abgeschlossenen Arbeitsvertrag mit einer Führungskraft wg. Betriebsschließung vor Arbeitsantritt wieder kündigen?
- Wie sollen wir bei Betriebsschließung mit zugesagten Bonuszahlungen, geleisteten Überstunden etc. umgehen?
Diese und weitere Fragen werden von den Experten beantwortet. Ansprechpartner sind: Albrecht von Bonin, Mario Pick und Clemens Buchauer.
Für die Vereinbarung eines Telefontermins nutzen Sie den Code "Unternehmer-Dialog" unter Tel. 06051-48280.