Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat gestern bekanntgegeben, dass ab sofort verschärfte Sicherheitshinweise für die Einreise in die Türkei gelten. Hintergrund ist die Festnahme des Menschenrechtlers Peter Steudtner. Wenngleich es sich nicht um die höchste Eskalationsstufe – eine Reisewarnung – handelt, wird der Vorstoß der Hotellerie in der Türkei voraussichtlich weiter zusetzen.
Bereits vergangenes Jahr hat das Marktforschungsunternehmen GfK einen massiven Rückgang der Türkei-Buchungen von Seiten der deutschen Bürger festgestellt. Im Vergleich zum eh schon schlechten Jahr 2016 haben sich die im Reisebüro erzielten Sommer-Umsätze 2017 noch einmal mehr als halbiert. Laut dpa reisten nach der jüngsten Statistik des Tourismusministeriums in Ankara 2017 bis einschließlich Mai knapp 864.000 Deutsche in die Türkei. In den ersten fünf Monaten 2016 waren es noch 1,16 Millionen gewesen, im selben Zeitraum 2015 sogar 1,55 Millionen. Und das, obwohl bisher von den offiziellen Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes nur Geschäftsreisende betroffen waren.
Durch die nun auf Privatpersonen ausgeweiteten Reisehinweise dürfte sich die wirtschaftliche Lage in der Tourismus-Branche noch einmal verschlimmern. Wie Cem Simsek (33), Betreiber eines Zwölf-Zimmer-Familienhotels in Alanya, gegenüber der dpa sagt, sei der Profit seit der Krise bereits um 80 Prozent eingebrochen. Und das noch vor dem neuerlichen politischen Vorstoß. Manche Hotels in der Touristen-Region hätten schon schließen müssen, berichtet Simsek. Davor fürchtet sich auch die gebürtige Münchnerin Erendiz Hamamcioglu, die mit dem Spiegel über ihre Situation sprach. Die 66-Jährige leitet bereits seit 1986 ein Hotel in Antalya. Sie beherbergte bislang vornehmlich deutsche Gäste. Doch: „Wenn die weiterhin ausbleiben, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als das Hotel zu verkaufen.“ Nicht einmal die Stammgäste würden ihr noch die Treue halten. „Von 36 Zimmern sind momentan drei belegt.“
Und auch große deutsche Hotelgesellschaften betreiben Häuser in der Türkei, darunter Kempinski, die Deutsche Hospitality und Maritim. Noch will man von deren Seite aber keine konkrete Einschätzung zur aktuellen Situation und über etwaige Reaktionen abgeben. Auf Tophotel-Nachfrage antwortet Aimée DuBrule (Director of Corporate Communications) von Kempinski, man überprüfe die Sicherheits-Abläufe generell regelmäßig. Wenn es nötig sei, würde man diese anpassen. Christopher Holschier, Director Corporate Communications der Deutsche Hospitality teilt mit, dass alle türkischen Hotels der Gesellschaft auf Franchise-Basis liefen. „Selbstverständlich führen wir mit unseren Franchise-Partnern Gespräche über die Marktsituation und über die Sicherheitslage.“ Generell sei der Hotelmarkt in Istanbul, wo die Hotelgesellschaft vertreten ist, in den vergangenen Monaten bereits sehr anspruchsvoll geworden.