Der wirtschaftliche Erfolg von Outdoor-Bereichen hängt von vielen Faktoren ab. Neben einem gelungenem Design geht es vor allem darum, Locals zu gewinnen und um die Verbindung mit dem Indoorbereich, damit Gäste auch in die dortigen Outlets gezogen werden.
Für die Hotellerie ist der wirtschaftliche Erfolg des Outdoor-Bereichs während der Sommermonate zentral. „Die Außengastronomie gewährleistet unseren Restaurant-Umsatz beziehungsweise steigert ihn sogar, und als Stadthotel müssen wir jeden Euro mitnehmen“, erläutert Frank Hörl die Notwendigkeit eines attraktiven Außen-Angebots. Als Regional Director verantwortet er für Azure Hotels am Berliner Alexanderplatz mehrere Häuser. Um der immer stärker werdenden Konkurrenz dort zu begegnen, lässt er im Dreijahresturnus den Outdoor-Bereich umgestalten. Dabei lässt er sich von Dienstleistern inspirieren und beraten. Neben der langen Verweildauer als „Evergreen“ wird in der Gestaltung für ihn die Sicherheit der Gäste immer relevanter. Sein Ziel: Die Gäste sollen sich im Outdoorbereich wohl und geschützt fühlen, daher setzt Frank Hörl in dieser Saison auf Trennwände.
Seine Zielgruppe für den Außenbereich sind nicht nur Hotelgäste, sondern auch Stadtbesucher und Locals. Mit der Gestaltung des Außenbereichs will er erreichen, dass diese das gesamte gastronomische Angebot über den Tag verteilt nutzen. Sie sollen zum Beispiel nach dem vormittäglichen Kaffee auf der Terrasse auch das kulinarische Mittagsangebot im Restaurant innerhalb des Hotels in Anspruch nehmen. Wichtig sei daher, diese Bereiche spürbar für die Gäste zu verknüpfen, sodass sie intuitiv den Weg von der Terrasse in die übrigen gastronomischen Bereiche finden und umgekehrt. Die Gestaltung dieser Räume geht vor diesem Hintergrund entsprechend über designtechnisch ansprechende Tische und Stühle hinaus.
Inside-out: Robust und ästhetisch
So stellt es auch das Zukunftsinstitut in einer Online-Veröffentlichung fest: „In Gärten, auf Terrassen oder selbst auf kleinen Balkonen können wir beobachten, wie sich das Leben im Freien weg von ein paar wackeligen, gebeizten Teakstühlen und -tischen entwickelt hat. Die Außenräume sind inzwischen so hochwertig und bis ins Detail gestaltet, dass sie längst mit dem Interior-Design konkurrieren.“ Passé seien Stapelstühle und -tische aus Kunststoff, aber auch Sonnenschirme mit Werbeaufdruck. Dieser Inside-out-Trend ist unter anderem neuen Hightech-Materialien geschuldet, die robust und ästhetisch sind, folgert das in Frankfurt ansässige Institut.
Wie ein moderner attraktiver Outdoor-Bereich, der zum Hotel passt, entsteht, erläutert Architekt Robin Heather vom Design- und Architekturstudio Aberja: „Wichtig ist, dass es sich um ein stimmiges Gesamtkonzept handelt. Es sollten alle kompositorischen Mittel im übergeordneten Zusammenhang gesehen werden, von Design, Materialien, Farben, Licht, Akustik bis Raumgefühl. Es gibt keine Einzelheiten, auf die besonders Wert gelegt werden sollte.“ So reiche es nicht aus, dass die Designermöbel hochwertig und stylish sind, aber die übrigen angesprochenen Bereiche in der Konzeptionierung des Designs zu wenig berücksichtigt werden. Ziel sei nichts weniger, als für die Gäste eine Oase zu schaffen.
Hafen-Lokalkolorit im Lindley Lindenberg
Für das im Sommer 2019 im Frankfurter Ostend eröffnete Hotel Lindley Lindenberg hat Robin Heather gemeinsam mit seinem Team und Architektin Juliane Maier das Interior-Design für die Lindenberg Gruppe entwickelt. Unterstützt wurden sie dabei vom Büro Kubus Freiraumplanung mit Sitz in Wetzlar und Berlin. Zum Konzept gehörte auch der Außenbereich des 100 Zimmer umfassenden Mixed-Use-Hauses mit Langzeit- und Kurzzeitübernachtungsgästen.
Bei der Wahl der Materialien für den Outdoor-Bereich habe sich das Designteam vom Ort inspirieren lassen. „Da wir in der übergeordneten Architektur-Idee darauf eingegangen sind, dass das Lindley Lindenberg im Osthafen-Viertel Frankfurts liegt, haben wir die Idee des natürlich rostenden Gusseisens aufgegriffen, das typisch ist für ein Hafenareal“, so Heather. Bei der Wahl der Pflanzen auf der Terrasse sei wiederum die lokale Ausrichtung des gastronomischen Konzepts des Restaurants „Leuchtendrotter“ entscheidend gewesen. „Daher haben wir heimische Pflanzen gewählt wie Wilderdbeeren und Holundersträucher sowie Birnen-, Apfel- und Quittenbäume.“ Die Bereiche wurden miteinander verknüpft: So sei die Dachterrasse auch über Bar und Gemeinschaftsküche erreichbar. Eine aus Blauregen gewachsene Pflanzendecke verwandelt die Terrasse in eine Oase unter freiem Himmel, bei der es scheint, als erobere die Natur die Stadt zurück.
„Heute geht es in der Architektur und im Interior-Design um echte und wertige Materialien. Menschen verlangen nach Natürlichkeit und Authentizität. Das muss nicht immer nur Holz sein, sondern auch Naturstein, Gusseisen und Pflanzen“, betont Heather. Bei Aberja arbeiten die Designer und Architekten besonders gern mit Kontrasten, wie sie sich zum Beispiel aus der Verbindung von feinen mit gröberen Strukturen ergeben würden. Farben spielen bei der Gestaltung wieder eine starke Rolle. Beim Lindley Lindenberg lässt sich das bereits an der straßenseitigen Fassade ablesen: Jedes Stockwerk leuchtet in einem anderen Ton.
7 Fragen für das Outdoor-Konzept
- Welche gesetzlichen Vorgaben müssen bei der Gestaltung unbedingt
berücksichtigt werden? - Welche gestalterischen Anknüpfungspunkte für Stil, Farben und Materialien
ergeben sich aus Branding, Ort und Architektur? - Wie lässt sich das Outdoor- mit dem Indoor-Angebot gestalterisch verknüpfen?
- Ist das Licht je nach Situation passend und angenehm für die Gäste?
- Laden Akustik und Raumgefühl zum Verweilen ein?
- Ist der Outdoor-Bereich so konzipiert, dass die Abläufe für das Personal effizient, technologisch optimiert und sicher sind?
- Sind Sicherheitsaspekte und -empfinden seitens der Gäste bei der Gestaltung des Outdoor-Bereichs relevant?