Architekten und Innenarchitekten haben stets den Finger am Puls der Zeit und kennen die neuesten Bau- und Design-Entwicklungen. Wohin die Reise 2023 geht, sagen Cord und Rolf Glantz von Geplan Design in Stuttgart im Gespräch mit Tophotel.
Welche Trends werden Hotels 2023 prägen?
Cord und Rolf Glantz: Es geht 2023 wie auch 2022 einmal mehr um ernsthafte Nachhaltigkeit. Das Ernüchternde daran: Wir konnten das alles schon einmal – allerdings vor tausenden von Jahren. Dann haben uns die moderne Industrieproduktion und das Streben nach Wachstum den Blick dafür verstellt.
Immer kurzlebigere, billigere Produkte werden „konsumiert“ und führen uns in eine Sackgasse. Deshalb: Wir müssen wieder Möbel produzieren, die einen Wert haben, ästhetisch und funktional sind. Wie so etwas aussieht, lässt sich zum Beispiel im Wohnhaus von Goethe im Weimar entdecken.
"Wir müssen wieder Möbel produzieren, die einen Wert haben"
Heute werden in der Hotellerie zu viele „Möbel“ aus sichtstoffbelegten Plattenwerkstoffen hergestellt. Mangelnde Anmutung und Reparaturfähigkeit führen zum schnellen Austausch. Langlebigkeit dagegen ist aktive Nachhaltigkeit. Klingt hart, aber „gute Möbel werden vererbt, nur der Pöbel richtet sich zweimal ein“ – die Richtung stimmt.
Wie lautet Ihr gestalterisches Credo?
Uns geht es um eine bedürfnisorientierte Planung, die sowohl Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit wie auch den ästhetischen Anspruch, den Menschen zu berühren, in den Mittelpunkt stellt.
Wie beeinflussen Corona-Pandemie, Ukrainekrieg und Klimakrise die Architektur und das Interior Design?
Diese Krisen führen automatisch zur Abkehr von kurzlebigen Trends, gerade auch in der Innenarchitektur. Es geht darum, die menschlichen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Und diese haben sich gar nicht so sehr verändert: Ergonomie, Bequemlichkeit, guter Sitz- und Liegekomfort, gepaart mit guter Qualität, sind notwendig, um eine sinnvolle und lange Nutzungsdauer zu erreichen. Das ist nachhaltig und wirtschaftlich zugleich.
Wir verfolgen deshalb bewusst keine kurzlebigen Trends oder Moden. Zeitlos und wertstabil – das ist unser Ziel. Mindestens zehn bis 15 Jahre – und damit eigentlich viel zu kurz – werden Hoteleinrichtungen genutzt. Warum? Weil natürlich auch Trends verfolgt werden.
"Pandemie, Krieg und Klimakrise haben gezeigt, wie alternativlos Nachhaltigkeit ist"
Eine bedürfnisorientierte Architektur, geprägt von den örtlichen Gegebenheiten, nicht unnötig mit „aufgesetztem“ Storytelling verkünstelt, hat dagegen das Zeug zum Klassiker. Das hat Bestand und hält viel länger.
Pandemie, Krieg und Klimakrise haben letztlich nur gezeigt, wie wichtig und alternativlos Nachhaltigkeit ist. Das gilt auch für den Verbrauch von Flächen. Eine durchdachte Planung erfordert geringe Flächen und nutzt je nach Tageszeit und Funktion Flächen doppelt. Auch das ist wiederum nachhaltig und wirtschaftlich zugleich.
Worauf sollten Hoteliers bei der Planung oder Gestaltung mehr Wert legen?
Hoteliers sollten auf Partner mit großer Erfahrung setzen. Eine gute, durchdachte Planung spart am Ende ein Vielfaches des Geldes, welches sie gekostet hat.
Ihre drei Schlagworte für Hotelarchitektur und -interior 2023?
Nachhaltigkeit, Bedürfnisse und Funktionalität
Brit Glocke
Dieser Beitrag könnte Sie auch interessieren:

Matteo Thun: “Avantgardistische Energie-Strategien sind ein Muss“
Architekten und Innenarchitekten haben stets den Finger am Puls der Zeit und kennen die neuesten Bau- und Design-Entwicklungen. Wohin die Reise 2023 geht, sagt Matteo Thun von Matteo Thun & Partners, Milano, im Gespräch mit Tophotel.
Jetzt lesen!