FCSI-Freitagsgespräch Aerosolforscher Gerhard Scheuch gibt Tipps für mehr Sicherheit in Innenräumen

Der Aerosolforscher Gerhard Scheuch war zu Gast beim Freitagsgespräch des FSCI. © FSCI

Die Hospitality-Branche stemmt den Restart nach dem Lockdown. Doch was ist nötig, um Innenräume sicher vor Ansteckungen mit Corona zu machen? Der Aerosolforscher Dr. Gerhard Scheuch ist überzeugt: Nur möglichst reine Luft kann Menschen vor einer Infektion schützen. Beim Freitagsgespräch des FCSI Deutschland-Österreich erklärte er, mit welchen Maßnahmen das am besten gelingt.
Die Freitagsgespräche des FCSI Deutschland-Österreich finden seit Beginn der Pandemie regelmäßig als virtuelles Treffen für Mitglieder und interessierte Gäste statt. Diskutiert werden unterschiedliche Themen, die den Verband, seine Mitglieder und deren Kunden aus der Hospitality Branche während der Coronakrise beschäftigen.
In der vergangenen Woche war mit dem Biophysiker Dr. Gerhard Scheuch ein international anerkannter Wissenschaftler zu Gast, wie FCSI mitteilte. Er berate seit Beginn der Covid 19-Pandemie zahlreiche Institutionen, darunter auch das Robert Koch Institut (RKI). Im Rahmen des Freitagsgespräch erläuterte er, welche Auswirkungen Aerosole auf die menschliche Gesundheit haben, wie sie sich in Räumen verteilen und mit welchen Mitteln sich ihre Ausbreitung verhindern lässt.

Sechs Maßnahmen der Gesellschaft für Aerosolforschung 

Scheuch nannte sechs von der Gesellschaft für Aerosolforschung ausgearbeitete Maßnahmen, mit denen eine riskante Konzentration von möglicherweise virenbelasteten Aerosolen in Innenräumen effektiv vermieden werden kann:  

  1. Reduktion der Personenzahl. "Eine der wichtigsten Entscheidungen zu Beginn der Pandemie war das Verbot von Großveranstaltungen in Innenräumen", sagte Scheuch. Grund: "Je mehr Menschen zusammenkommen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person darunter ist und die anderen ansteckt."
  1. Verkürzung von Zusammenkünften. Scheuch: "Der Faktor Zeit ist entscheidend! Je länger ein möglicherweise ansteckender Mensch sich in einem Raum aufhält, desto höher die Virenlast, die er an die Luft abgibt. Halten Sie Treffen deshalb möglichst kurz!"
  1. Die Größe des Raumes. "Das ist eine einfache Rechnung", erklärte Scheuch. "Je größer der Raum, desto geringer die Virenkonzentration in der Luft. Noch besser ist es allerdings, die Veranstaltung nach draußen zu verlegen!"
  1. Lüften, lüften, lüften! Statt der AHA-Regel sei vielmehr eine ALA-Regel – Abstand, Lüften, Alltagsmaske – sinnvoll: "Es handelt sich um eine Aerosol-Übertragung, also müssen wir die Aerosole bekämpfen. Je mehr Frischluft wir in einen Raum lassen, umso besser!"
  1. Raumluftfilter: "Insbesondere in Alten- und Pflegeheimen, in denen Menschen zusammen unter einem Dach leben, ohne dass die Fenster ständig geöffnet sind, spielen Raumluftfilter eine extrem wichtige Rolle", betonte Scheuch. Entscheidend für die Wirksamkeit von Luftfiltern sei die Umwälzrate, sprich: wie oft die Luft im Raum pro Stunde ausgetauscht wird.
  1. Wirksame Masken tragen. "Masken senken das Infektionsrisiko in Innenräumen um 14 Prozent", berichtete Scheuch. Aber: "Draußen Masken zu tragen, ist absolut unnötig!"

Es reiche, in Gaststätten und bei Veranstaltungen zwei bis drei dieser Maßnahmen konsequent zu kombinieren, um das Risiko für eine SARS-CoV-2-Übertragung deutlich zu minimieren, so Scheuch.

Was passiert im Herbst?

Einer erneuten Schließung der Gastronomie und Hotellerie im Falle einer möglichen "Vierten Welle" im Herbst erteilte Scheuch laut FCSI eine deutliche Absage: "Ich hätte die Gastronomie zu keinem Zeitpunkt geschlossen. Was wir brauchen, sind Hygienekonzepte aus den oben genannten Maßnahmen, die bereits in vielen Restaurants und Hotels längst im Einsatz sind. Diese müssen kontrolliert sowie zertifiziert werden. Somit kann die Gastronomie geöffnet bleiben, denn eines ist klar: Dort herrscht ein deutlich geringeres Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren als in jedem privaten Wohnzimmer, da hier die meisten Ansteckungen passieren."