Mit dem Bau ihres zehnten Hauses verfeinern die Explorer Hotels weiter ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Welche Rolle Fischernetze und Schafwolle dabei spielen, können die Gäste ab Herbst im Explorer Hotel Garmisch erleben.
Noch verzögern Lieferengpässe und Materialknappheit die Eröffnung des Explorer Hotels Garmisch in Farchant. Doch wenn das Haus schließlich im Herbst – anstatt wie geplant im August – an den Start geht, wird es sich noch nachhaltiger präsentieren als seine neun Marken-Vorgänger im deutschsprachigen Alpenraum.
Wie alle Explorer-Häuser wird auch das Hotel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in zertifizierter nachhaltiger Passivhausbauweise errichtet und im Betrieb klimaneutral sein. Es verfügt über 100 Zimmer und 199 Betten, Tagungsräumlichkeiten, Sportsbar, Sauna und eine Infrarotkabine. Die Bruttogeschossfläche des Explorer-Hauses beträgt 4.400 Quadratmeter, die Zimmergröße liegt bei 21 Quadratmetern. Die Gesamtinvestition beläuft sich auf 12,35 Millionen Euro.
Bauweise mit niedrigem Flächenverbrauch
„Mit unserem neuen Hotel im Landkreis Garmisch-Partenkirchen setzen wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie konsequent fort“, sagt Katja Leveringhaus, Geschäftsführerin der Explorer Hotels Entwicklungs GmbH mit Sitz in Fischen (Oberallgäu). „Besonders bei Familien nimmt das Thema einen wichtigen Stellenwert ein, und wir möchten zeigen, dass ein nachhaltiges, trendiges Hotel mit allen Annehmlichkeiten für den Gast nicht teuer sein muss.“
Warme Farben und natürliche Materialien prägen das Interior der Explorer Hotels. Im neuen Haus in Farchant wird diesmal ausschließlich Holz aus der Region verwendet.
Noch im Bau: Das Explorer Hotel Garmisch entsteht vor herrlicher Bergkulisse.
Klare Linien, poppige Akzente und viel Stauraum zeichnen die Hotelzimmer aus.
Einladend: Die Lounge mit bequemen Sitzgelegenheiten und Holztischen.
Hotelbar statt Restaurant: So will Explorer die Wertschöpfung vor Ort unterstützen.
Im Markenkonzept der vor zwölf Jahren gegründeten Hotelmarke ist die Nachhaltigkeit fest verankert. Aufgrund der besonderen Bauweise und Ausstattung der Häuser sind Flächen- und Energieverbrauch sehr niedrig. So bestehen die Außenwände der Hotels aus einer 26 Zentimeter dicken Mineralwolldämmung, an die sich das ebenfalls 26 Zentimeter dicke Mauerwerk anschließt. Die Energie in den Häusern wird über Biogas-Brennwertthermen, Geothermie und Photovoltaik gewonnen. Die Photovoltaikzellen befinden sich auf den Dächern sowie vor den Häusern. Außerdem setzt Explorer auf Strom aus Flusswasserkraft, moderne Lüftungstechnik sorgt wiederum für angenehmes Raumklima. Selbst die Wärmeabgabe der Gäste wirkt sich noch positiv auf die Energiebilanz der Hotels aus.
Hohes Einsparpotenzial bei Energie und Einkauf
„Während ein normales Hotel in unserer Größenordnung 1,5 Tonnen CO₂ pro Zimmer ausstößt, emittieren wir kein CO₂“, betont Jürnjakob Reisigl, Mitbegründer und Geschäftsführer der Explorer Hotels, in einem Video zum Thema Nachhaltigkeit, welches die Gruppe auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Im Vergleich zu anderen Hotels gleicher Größe spare das Unternehmen bis zu 70 Prozent Gesamtenergie, bis zu 85 Prozent Heizenergie und bis zu 60 Prozent Strom durch die Photovoltaikanlage, so Reisigl. 100 Prozent des nicht selbst erzeugten Stroms seien CO₂-neutral.
Das ökologische Hotelkonzept von Explorer umfasst Maßnahmen der Energie-Ersparnis, ebenso wie eine nachhaltige Einkaufspolitik vor Ort, die auf regionale Produkte und umweltzertifizierte Lieferanten setzt. Auf Restaurants in den Hotels wird bewusst verzichtet, um die Wertschöpfung vor Ort zu fördern. Beim Bau neuer Häuser werden primär Dienstleister aus der Region engagiert und auch bei Sport- und Freizeitangeboten kooperiert die Hotelgruppe mit regionalen Partnern.
Bei Bau und Ausstattung des Explorer Hotels Garmisch hat das Unternehmen bei seinem jüngsten Projekt noch mehr als bisher auf die Materialien geachtet. So wird zum Beispiel ausschließlich Holz aus der Region verwendet, Baustoffe und Wandfarben wiederum sind öko-zertifiziert. Die Teppiche werden aus alten Plastikflaschen und Fischernetzen gefertigt, und die Polster der Panoramasitzbänke und Bettrücken – bisher aus Kunstleder – sind neuerdings aus Loden, hergestellt aus der Schurwolle österreichischer Schafe. In den Badezimmern wird auf Kunststoffarmaturen verzichtet. Der Einsatz der neuen Materialien sei auf jeden Fall teurer, doch die Geschäftsführung ist überzeugt, dass sich der Mehraufwand letztlich durch eine höhere Gästezufriedenheit ausgleichen wird.
Kontinuierliche Weiterentwicklung der Marke
Eine aktive und innovative Weiterentwicklung der Hotelmarke ist fest in der Unternehmenskultur von Explorer verankert. Vor jedem Neubau überlegt das Team, welche Optimierungsmöglichkeiten es gegenüber den bestehenden Häusern geben könnte. Das betrifft auch die Abläufe. Methodisch wird der kontinuierliche Verbesserungsprozess mittels des vierphasigen sogenannten PCDA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) umgesetzt, der einst vom US-amerikanischen Physiker Walter Andrew Shewhart entwickelt wurde.
Im künftigen Explorer Hotel Garmisch sieht das Ergebnis dann beispielsweise so aus: Der Tagungsraum wurde aus dem zweiten und dritten Stock ins Erdgeschoss verlegt, dafür kommen in den Kopfbau der beiden Stockwerke die Zimmer mit dem besten Ausblick. Außerdem wurden diesmal mehr Mitarbeiter-Zimmer und -Wohnungen eingeplant.
Von Susanne Stauß