Virtual Reality erlaubt virtuelle Rundgänge, die so realistisch sind, dass Nutzer das Gefühl haben, vor Ort zu sein. Das kann auch die Hospitality für sich nutzen. Wie, erklärt Experte Rolf Illenberger.
In der Reisebranche geht eine latente Sorge vor Virtual Reality (VR) um. "Manche Reiseveranstalter befürchten, dass sie durch VR ersetzt werden könnten", sagt Dr. Rolf Illenberger, Managing Director und Geschäftsführer der VRdirect GmbH. Das Softwareunternehmen ist auf Virtual Reality und Enterprise-Lösungen für ganze Bereiche und über verschiedene Anwendungsfälle hinweg spezialisiert und weiß um die Vorbehalte, mit denen Branchenplayer der Technologie begegnen. Illenberger sieht durchaus das Potenzial, dass vor allem junge, online-affine Menschen für kurze Bildungsreisen künftig lieber VR nutzen, und sich so den Reisestress und -kosten sparen.
Komplett ersetzen aber werde die Technologie das Reisen nie. Zwar ist ein virtueller Rundgang mit VR-Brille sehr realistisch und ein immersives Erlebnis, ganz so wie tatsächliches Reisen ist das technologische Erlebnis aber nicht. VR ist laut Illenberger deshalb keine Konkurrenz, sondern viel mehr eine Erweiterung des Angebots: Anstatt, dass Hotelbetreiber und Tourismusverbände auf ihrer Website bloß passive Inhalte wie Fotos oder Videos präsentieren, können sie Gäste mit dem aktiven Medium VR besser von sich überzeugen.
Virtueller Rundgang durchs Hotel
Denn VR ermöglicht es den Nutzer, mit dem angebotenen Inhalt zu interagieren, anstatt ihn bloß anzuschauen. Der Nutzer bewegt sich selbstständig in dem virtuellen Rundgang durchs Hotel und kann dabei zum Beispiel den Kamin in der Lobby entfachen, die Tür zur Suite öffnen oder an der Bar einen Drink ordern. "Solche Inhalte sind selbst in ihrer einfachsten Form fesselnd", sagt Illenberger und meint damit, dass Reiseveranstalter oder Hoteliers auf ihrer Website 360°-Ansichten einbetten können. Durch die bewegen sich die Nutzer dann mittels Maus- oder Gestensteuerung. "Zwar erleben Nutzer nur mit einem VR-Headset wahre Immersion, aber es braucht das Headset nicht zwingend", ist Illenberger überzeugt.
Um das Potenzial von VR zu nutzen, sei kein großer Aufwand nötig. Es gibt Softwareangebote, mit denen interne Teams einfache VR-Projekte in kurzer Zeit selbst erstellen können. "Die Einstiegshürden sind bei passenden Lösungen tatsächlich gering", so Illenberger. VR-Projekte könnten mit einer intuitiv bedienbaren Software inzwischen so einfach wie PowerPoint-Präsentationen erstellt werden, Videos und Bilder können auch in 8K-Auflösung hochgeladen und verarbeitet werden. "Einmal erstellt, kann mittels Cloud-Plattform jedes Device weltweit und optimal angesteuert werden", erklärt Illenberger.
Virtuelle Rundgänge durch das Louis Hotel
Schon vor der Anreise genau wissen, wo man den Urlaub verbringt – das ermöglicht zum Beispiel das Louis Hotel im Münchner Stadtzentrum. Das Hotel hat mit der Plattform von VRdirect einen virtuellen Rundgang durch das Hotel und die nähere Umgebung erstellt. Vorbei an den Mitarbeiterinnen an der Rezeption, können sich Interessierte einige Zimmer anschauen und sich das für sie passende aussuchen.
Zur Autorin
Julia Kowal hat an der Ruhr-Universität Bochum Germanistik, Erziehungswissenschaften und Medienwissenschaften studiert. Sie ist gelernte Redakteurin und hat ihr Volontariat im Medienhaus Lensing abgeschlossen. Im Anschluss arbeitete sie einige Jahre in der Online-Redaktion eines mittelständischen Herstellers für Sicherheitstechnik. Nun schreibt sie als freiberufliche Redakteurin.