NFTs Was Hoteliers darüber wissen müssen

Das Crypto-Hotel der Gruppe Unycu-Hotels dient Johannes Fritz Groebler vor allem zum Lernen und für Aufmerksamkeit in der Presse. © Unycu Hotels

Die Preise für digitale Kunst schießen in die Höhe, seit es das Zertifizierungssystem NFT gibt. Es macht digitale Dateien einzigartig und somit knapp. Aber die Technologie kann noch viel mehr leisten. Auch für Hotels.

Lesen Sie in den Schlagzeilen immer häufiger den Begriff Non fungible Token oder die Kurzform NFT? Das Prinzip dahinter ist schnell erklärt. Es handelt sich um eine Technologie, die für eine digitale Datei ein Zertifikat speichert. Dieses Zertifikat bescheinigt, wem genau diese eine digitale Datei gehört. Es mag zwar – wie bei digitalen Dateien üblich – Kopien der Datei geben, aber es gibt nur einen rechtmäßigen Besitzer. Vergleichen Sie es mit einem Katasteramt fürs Digitale.

Aber es gibt nicht das eine Amt, es gibt unendlich viele. Das Zertifikat wird in der Blockchain gespeichert und die wiederum ist dezentral aufgebaut, sodass jeder Teilnehmer, der zum Beispiel mit Bitcoins handelt, Rechenleistung zu diesem System beisteuert. Würde man versuchen, die Blockchain zu fälschen, fiele das ziemlich schnell auf.

Woher kommt der Hype?

NFTs sind derzeit in aller Munde, weil sie auf Auktionen schier unglaubliche Preise erzielen. Das einzelne Kunstwerk eines Künstlers namens Beeple kostet zweistellige Millionenbeträge, die digitale Version einer Krone von Dolce & Gabana wurde für 14,5 Millionen Dollar verkauft.

Hintergrund des aktuellen Hypes ist die Hoffnung auf Wertsteigerung. Wer früh Apple-Aktien oder Bitcoins gekauft hat, braucht heute nicht mehr zu arbeiten. Viele NFT-Käufer spekulieren auf eine Wiederholung. Zwei weitere Motive tragen zur aktuellen Überhitzung des Marktes bei. Es gibt Sammler, die zu viel Kleingeld haben und gern den allerersten Tweet des Twitter-Gründers Jack Dorsey ihr Eigen nennen. Und es gibt Nerds, die mit NFTs ihre Zugehörigkeit zur digitalen Avantgarde öffentlich zeigen wollen.

Die Keimzelle dieses Trends ist das Item-Selling. Das ist der Verkauf digitaler Güter, der vor allem in der Spielebranche zur Monetarisierung eingesetzt wird. Erst haben die Spieleentwickler selbst schärfere Schwerter oder schnellere Pferde angeboten, die es dem Spieler einfacher machen, im Spiel zu bestehen. Dann haben Marken dieses Phänomen für sich entdeckt: Was, wenn der Laufschuh von Nike dafür sorgt, dass der Spieler schneller ist? Aktuell sehen die Marken zwei Weiterentwicklungen dieser Idee. Man kann Produkte zeigen, die es noch gar nicht gibt. Ferrari stellte letztes Jahr das Modell 296 GTB vor. Das kommt erst dieser Tage auf die Straßen.

Die digitale Version dient auch der Promotion des Produkt-Launches. Viele Brands haben erkannt, dass das Darstellen von Luxus und Lifestyle auch im Digitalen relevant ist. Besonders dann, wenn die User mit einem Avatar in einer 3D-Welt unterwegs sind. Die Standard-Avatare der Spiele sind dröge, das käufliche Upgrade für das Erscheinungsbild (Skin) ist eben cool. Samsung offeriert zu neuen Galaxy-Smartphones solche Skins für das Spiel Fortnite.

Das NFT aus der Marriott-Kollektion „Power of Travel“ wurde vom Digitalkünstler Tarek Mustapha alias @TXREK kreiert. © Marriott Bonvoy

NFTs und Hotels

Von hier ist es nicht mehr weit, unterschiedliche Nutzungsszenarien für NFTs in der Hotellerie zu finden.

  1. Das digitale Kunstwerk – Der Klassiker: Hotels, die in grafische Gestaltung investieren, können das erzeugte Material auf digitalem Weg zweitvermarkten. Natürlich muss das Werkstück etwas sein, was Nachfrage generiert. Das könnte die (digitalisierte) erste Skizze vom Architekten sein oder die von einem Künstler erstellte Vorlage für einen einzigartigen Wandschmuck. Es geht aber auch umgekehrt: Das Hotel The Dream in Hollywood kauft digitale Kunst und stellt sie in der eigenen NFT-Galerie aus. Ein Pilgerziel für Nerds.
  2. Das digitale Grundstück – Ein digitaler Zwilling des eigenen Hauses könnte aus einem oder mehreren NFTs bestehen. Das Crypto-Hotel der Mannheimer Unyco Group ist so gedacht. Man soll Teile des digitalen Hotels einfach kaufen können.
  3. Das Crowdfunding – Die Labs Group nutzte das System NFT für ein Crowdfunding für eine Anlage in Indonesien, die es noch gar nicht gab. Das Kunang Kunang Resort soll demnächst eröffnet werden. Die Kampagne spülte nach Aussage der Veranstalter 3,65 Millionen Dollar in die Kasse. Die Meistbietenden ersteigerten sich unter anderem lebenslanges Urlaubsrecht.
  4. Die Sonderbehandlung – Im Thema "Berechtigung" steckt vermutlich der spannendste Aspekt für Hotels. NFTs sind nicht nur der Beleg für den Erwerb eines Rechts, sie sind auch Jahre danach noch die Erinnerung an ein unvergleichliches Erlebnis. Das in Venedig neu eröffnete Ca di Dio versteigerte die Nacht vor der Eröffnung als NFT. Und zwar nur an einen Gewinner. Das Pärchen hatte das exklusive Hotel ganz für sich.
  5. Der Club – Und natürlich kann eine Clubmitgliedschaft an einem NFT hängen und ebenfalls mit Services verknüpft werden. Wenig überraschend haben die Kundenbindungsexperten von Marriott das Thema für sich aufgenommen. Seit Dezember 2021 gibt es die exklusive Kollektion Power of Travel, inklusive 200.000 Punkten im Bonvoy-Kundenbindungsprogramm.

Nun mag man an die Idee des Metaverse glauben oder nicht – Fakt ist, dass bereits Hunderte Millionen von Spielern sich täglich in virtuellen 3D-Umgebungen tummeln. Und sie spielen nicht nur, sie verbringen dort ein fach Zeit.

Frank Puscher