Den erholsamen Schlaf der Gäste zu fördern ist eines der Kernanliegen der Hotellerie. So kommt der Bettwäsche eine entscheidende Rolle zu. Mittlerweile geht es den Gästen neben Haptik und Optik auch um Nachhaltigkeit, bei der Herstellung der Produkte wie bei der Pflege.
Bettwäsche mit Seele? Das gibt es im Viersterne-Superior-Hotel Sensoria Dolomites in Seis am Schlern. Personalisiert und prägnant schmückt ein aufgesticktes blaues „S“ mit einem kleinen Punkt und Umrandung die ansonsten weißen Kissenbezüge aus hochwertiger ägyptischer Baumwolle. Das „S“ steht für Sensoria, der Punkt repräsentiert den Seelenpunkt. Schließlich lauten der Slogan und die Philosophie des Refugiums: „Luxury for the Soul“.
„Die Sinne anzusprechen ist Teil unserer Positionierung. Entsprechend spielen die haptische Wahrnehmung und das Empfinden auch bei unserer Bettwäsche eine wichtige Rolle. Diese fällt nicht nur optisch ins Auge, sondern hat direkten Körperkontakt. Wenn man hier nicht auf höchste Qualitätsstandards setzt, spart man definitiv an der falschen Stelle“, ist Geschäftsführerin Lea Oberhofer überzeugt. Qualität, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit lauten neben dem zeitlos-zurückhaltenden, gleichzeitig besonderen Design sowie dem weichen Griff ihre wichtigsten Auswahlkriterien.
"Die Bettwäsche fällt nicht nur optisch ins Auge, sondern hat direkten Körperkontakt. Wenn man hier nicht auf höchste Qualitätsstandards setzt, spart man definitiv an der falschen Stelle."
Lea Oberhofer, Geschäftsführerin im Sensoria Dolomites
Das Südtiroler Hotel mit 47 Zimmern, das im vergangenen Jahr im Rahmen des Generationswechsels komplett neu ausgerichtet wurde, agiert bei der Bettwäsche zweigleisig. Ein Teil wurde bei einem renommierten italienischen Traditionsbetrieb erworben, mit dem das Hotel bereits seit den 1990er-Jahren zusammenarbeitet, und wird inhouse gepflegt. Beginnend mit dem Re-Opening kam ergänzend Mietwäsche hinzu, die zweimal in der Woche ausgetauscht wird. „Alles inhouse abzuwickeln, wäre – was Manpower und technische Ausstattung unserer Wäscherei angeht – eine zu große Herausforderung für unser Housekeeping-Team“, erkannte Lea Oberhofer. Und das, obwohl zwischen 6.30 Uhr und 21.00 Uhr in drei Schichten die Wäscherei durchgängig besetzt ist.
Hypoallergen, antibakteriell, atmungsaktiv
Ob die eigene oder Leihwäsche: Nachhaltigkeit spielt im Hotel Sensoria Dolomites eine wichtige Rolle, sowohl für die Bettwäsche an sich, die in beiden Fällen zertifiziert ist – teils mit Oeko-Tex-Zertifizierungen, GOTS (Global Organic Textile Standard) und/oder Fairtrade International –, als auch für die Reinigung inhouse oder extern. Der in Südtirol ansässige Partner wäscht ressourcenschonend, unter anderem mit Wasser aus einem eigenen Brunnen, und nutzt dabei Wärmerückgewinnungssysteme. Im Rahmen des Hygienemanagementsystems wird unter anderem stündlich der pH-Wert kontrolliert, um die Hautverträglichkeit zu garantieren. „Wir selbst arbeiten größtenteils mit EU-Eco-Label-zertifizierten Reinigungsprodukten mit biologisch abbaubaren Rohstoffen und einem Eco-Laundry-System“, betont Lea Oberhofer und ergänzt: „Ich hatte selbst bereits zweimal eine allergische Reaktion in einem Hotel aufgrund des dort verwendeten Waschmittels. Unsere Reinigungs-Devise lautet deshalb: So gründlich wie nötig und so schonend wie möglich für Mensch und Umwelt.“
Bei der Hotelkette Scandic, die seit den 1990er-Jahren mit Nachhaltigkeits-Engagement von sich reden macht, werden aktuell die deutschen Standorte auf nachhaltige weiße Bettwäsche umgestellt, die das staatliche Siegel „Grüner Knopf“ trägt. Hersteller ist Dibella. Konkret handelt es sich bei der Mietwäsche – in Berlin ist zum Beispiel Fliegel Textilservice der Partner – um ein Mischgewebe aus 80 Prozent Baumwolle und 20 Prozent Polyester.
Weniger Verpackungsmüll, mehr Kompensationsprogramme
„Diese Mischgewebe setzen sich seit einiger Zeit im Hotelbereich immer mehr durch“, so Robert Bertsch jun., Geschäftsführer von Bertsch Hotelwäsche. Seine Erklärung: „Die Bettwäsche weist gegenüber reiner Baumwolle eine längere Haltbarkeit auf, läuft einfacher über die Mangel und trocknet schneller. Die Gäste kommen bei unserem Produkt zudem nicht mit dem Polyester in direkten Hautkontakt, da sich der Anteil nur im Schussgarn befindet und mit Baumwolle umsponnen ist.“ Als weitere Nachhaltigkeits-Alternative bietet Bertsch Hotelwäsche Artikel aus 100 Prozent Bio-Baumwolle an, die nach GOTS zertifiziert sind.
Das Start-up Twentythree schickt Produkte aus Tencel ins Rennen. Der sogenannten Lyocellfaser liegt der schnell nachwachsende Rohstoff Eukalyptus zugrunde, der laut der Gründer Julian Reick und Mikael Tas ein wahres Allround-Talent ist: Supersoft in der Haptik, hypoallergen, antibakteriell und atmungsaktiv. Zudem würden gegenüber Baumwolle im Produktionsprozess erheblich weniger Wasser und Energie benötigt. Die Bettwäsche wird nach Oeko-Tex Standard 100 in Portugal gefertigt.
Grün gewinnt, heißt es auch beim Mietwäsche-Spezialisten Greif: „Der Wunsch unserer Kunden nach nachhaltigen Angeboten spielt eine immer größere Rolle“, so Marketingleiterin Julia Reiter. Greif deckt den Bedarf nicht nur durch einen möglichst hohen Anteil an Produkten europäischer Herstellung. „Wir liefern auch mit so wenig Verpackungsmüll wie möglich aus und bieten die Buchungsoption ‚klimaneutrale Wäsche‘ an, die auf sehr positive Resonanz stößt. Wir berechnen in diesen Fällen die CO2-Bilanz je Kundenauftrag und kompensieren die Emissionen in Zusammenarbeit mit My Climate im Rahmen speziell ausgewählter Kompensationsprojekte in Uganda und Deutschland.“
Angesichts wirtschaftlich und personell anspruchsvoller Zeiten verwundert es nicht, dass neben den Erwartungen in puncto Nachhaltigkeit jene an Pflegeleichtigkeit und Effizienz hoch sind. Wie zum Beispiel bei der bügelfreien Seersucker-Bettwäsche. „Wir verzeichnen bei dieser Qualität aktuell eine erhöhte Nachfrage“, meldet Robert Bertsch junior.
Funktionierender Standard versus mehr Individualität
Richard Thiele, Sales Manager des Produzenten Admiral, der einen großen Teil seiner Bettwäsche in Deutschland produziert und in der DACH-Region Mietwäschedienstleistungen anbietet, bestätigt den Aufwärtstrend: „Unsere Satin-Seersucker-Linie hat nichts mehr mit der herkömmlichen, festen und rauen Wäsche früherer Jahre gemeinsam. Sie ist genauso weich wie unsere edlen Mako-Satins.
Was das Design betrifft, stellt Richard Thiele zwei Strömungen im Markt fest: „Es gibt zum einen den Wunsch nach einem funktionierenden, stets (nach-)lieferbaren Standard ab Lager und zum anderen die Nachfrage nach mehr Individualität, also beispielsweise farblichen Akzentuierungen oder ungewöhnlichen Mustern, die andere Hotels nicht haben. Wir fertigen daher große Mengen an Standardbettwäsche im Voraus und setzen parallel dazu Spezialitäten um. Für unsere Luxuslinien haben wir beispielsweise hochwertige Zierstickereien entwickelt, mit denen wir Kissen- und Bettbezüge sowie passend dazu auch Frottee-Sets schmücken können.“ Dem Trend zu anspruchsvoller Gestaltung folgend werden bei Bertsch Hotelwäsche nicht zuletzt auch „Bettläufer und Dekokissen immer mehr nachgefragt.