Biorhythmus-Beleuchtung für Hotelzimmer Licht-Lösung für Lerchen und Eulen

Das Lichtmodul weckt die Gäste morgens mit hellem weißem Licht und unterstützt abends mit sanftem rötlichem Licht die Melatoninproduktion im Körper. © Christoph Sokol

Viele Menschen kommen nicht nur im Winter morgens schwer aus dem Bett. Dabei könnte ihnen die richtige Lichtstimmung den Start in den Tag erleichtern. Das Wiener Unternehmen Zeitgeber verspricht mit einem Lichtmodul zufriedene Hotelgäste und darüber mehr Umsatz.

Die Erfolgsstory seines Unternehmens begann mit einer persönlichen Geschichte. Marian Stoschitzky, Geschäftsführer des Wiener Start-ups Zeitgeber, litt während seines Studiums der medizinischen Informatik an der Technischen Universität Wien darunter, morgens nicht aus dem Bett zu kommen. Über seinen Zugang zu medizinischer Expertise und wissenschaftlichen Daten verfügte er über das nötige Handwerkszeug, Lösungsmöglichkeiten zu recherchieren und wurde in der Lichttherapie fündig.

Gemeinsam mit seinem Team aus sieben Mitarbeitenden, Partnern aus der Lichtindustrie und Experten aus dem Gesundheitssystem entwickelte er ein Lichtmodul, dessen Programm sich anerkannter Methoden der Lichttherapie bedient. Stoschitzky selbst war bei der Implementierung der Software federführend. Tipps für die Entwicklung des Moduls erhielt das Start-up-Team unter anderem vom bekannten Schlafforscher Jamie Zeitzer von der Standford University in Kalifornien.

Zudem wurde die Erfindung gemeinsam mit Sonja Kickmaier, Ärztin im Vivea Hotel Bad Vöslau und medizinische Beraterin der österreichischen Gesundheitshotel-Gruppe Vivea, erprobt. "Die Innere Uhr des Menschen steuert neben den Schlaf- und Wachphasen auch Herzfrequenz, Blutdruck und Stimmung. Jede Zelle und jedes Organ haben einen eigenen Rhythmus, der regelmäßig mit der Außenwelt synchronisiert werden muss. Der Mensch orientiert sich dazu vor allem an der Helligkeit des Tages und der Dunkelheit der Nacht", sagt sie. Licht und Dunkelheit hätten somit einen großen Einfluss auf den gesamten Biorhythmus. "Mit Licht im Rhythmus der Natur als entscheidendem Faktor für Gesundheit und Wohlbefinden, wie es Zeitgeber ermöglicht, können wir unseren Gästen das bieten, was wir versprechen: Einen angenehmen, erholsamen und energie­bringenden Aufenthalt", ergänzt die Ärztin.

Simulation von Morgen- und Abendstimmung

Das Modul kann Licht sowohl nach oben in Richtung Decke als auch nach unten zum Bett abgeben. Helles weißes, der Sonne angepasstes Licht weckt die Gäste am Morgen, stimuliert ihren Cortisolspiegel und lässt sie so in der gewünschten Geschwindigkeit wach werden. Sanftes rötliches Licht versetzt das Zimmer in Abendstimmung und begünstigt die Melatoninproduktion im Körper, macht ihn somit müde.

"Die Dämmerung durch unser Modul ist so akkurat wie kein anderes Produkt am Markt", ist Stoschitzky überzeugt. Und Jonas Goos, Head of Sales & Partnerships für Zeitgeber, erläutert: "Wir schlagen mit unserem Modul erfolgreich die Brücke zwischen Health-Tech und De­signobjekt, um aus gewohnten Hoteldesign-Mustern auszubrechen." Wobei das flache, optisch eher neutral gehaltene Biorhythmus-Modul von Zeitgeber mit jedem Zimmertyp kombiniert werden kann.

Die Leuchte wird über ein intuitives Display gesteuert, womit die Gäste einfach und ganz individuell die optimale Einstellung finden. Ein komplizierter Onboarding-Prozess ist dafür nicht nötig. So lässt sich beispielsweise die Einschlaf- oder Weckzeit einstellen, aber auch, welche Klänge hierbei jeweils begleiten sollen. "Der eine steht eher auf Vogelgezwitscher, der andere auf Heavy-Metal-Musik zum Aufwachen. Viele Menschen können besser einschlafen, wenn sie dazu Regengeräusche hören", erläutert der Mitentwickler und zählt verschiedene Situationen auf, in denen Gäste sehr begeistert über die Biorhythmus-Lampe sein dürften: Business-Gäste mit oder ohne Jetlag in Stadthotels, in denen wegen der Lichtverschmutzung von außen nachts immer eine Verdunkelung im Zimmer nötig sei, aber auch zum Beispiel Wintersportler, die als erste auf der Skipiste sein wollen.

Über das Display können die Gäste unkompliziert selbst ihre bevorzugten Einstellungen vornehmen. © Zeitgeber

Die Einführung des Moduls in fünf Hotelzimmern in Niederösterreich war so überzeugend, dass es die Vivea-Gruppe nun in jeweils zehn Zimmern ihrer insgesamt zehn Hotels implementieren will. Auch mit weiteren Hotels und B2B-Kunden führt Zeitgeber bereits konkrete Gespräche. "Mit dem Biorhythmus-Zimmer investieren wir nicht nur in zufriedene Gäste, sondern auch in Qualität." Das Pilotprojekt zeige auf gesundheitlicher wie auf Komfortebene, dass in der Zukunft neue und wirksame Methoden zur Behandlung von Schlafstörungen und anderen zircadianen, sprich den Biorhythmus betreffenden Problemen entwickelt werden können. "Die Gäste sollen sich bei uns wohlfühlen und maximalen Komfort auf allen Ebenen haben. Das ist der Anspruch, den wir an uns bei Vivea stellen. Das Biorhythmus-Zimmer und die Technologie von Zeitgeber ist dazu eine wertvolle Ergänzung unseres Leistungsangebots", sagt Engelberg Künig, Geschäftsführer der Vivea Gesundheits­hotels.

Berechnungsgrundlagen für Hotels

Die neue Technologie soll dabei nicht nur den Gästen, sondern auch den Hoteliers helfen. "Es bietet die Möglichkeit, eine ganze Branche positiv zu beeinflussen", zeigt sich Goos überzeugt und präsentiert dazu die passende Case-Study: Stattet ein Hotel zehn Zimmer mit den Modulen aus und hat dabei eine durchschnittliche Auslastung von 60 Prozent, erziele es bei einem Aufpreis von zehn Euro für die Biorhythmus-Zimmer einen jährlichen Zusatzgewinn von 17.520 Euro. Und dies, obwohl der Fixpreis für ein Modul inklusive Tablet und Software bei 1.800 Euro liegt und der Hersteller während der Nutzungsdauer eine Abgabe von zwei Euro pro vermietetem Zimmer erwartet.

Dem Hotelier bleiben von seinem Aufschlag acht Euro. Gestalte ein Hotel 80 Zimmer als Biorhythmus-Zimmer, erhöhe danach seinen Zimmerpreis um 15 Euro und steigere die Auslastung auf 80 Prozent, betrage der Zusatzgewinn abzüglich des Profit-Sharing-Agreements 245.280 Euro im Jahr.

"Unser System ist skalierbar und leicht ausrollbar, und die Investition amortisiert sich für den Hotelier in der konservativsten Rechnung spätestens innerhalb von zwei Jahren", betont Head of Sales Goos und ergänzt: "Wir bieten ein Business-Modell, das auch für Hotelinvestoren, -berater und -vertragsgestalter interessant ist. Und nicht nur für Neubauten, sondern auch für die Repositionierung von Hotels, deren Ertragsmodell sich dadurch positiv verändert."

Das Zeitgeber-Management ist sich bewusst, dass schlechter Schlaf auch durch Lärm, schlechte Luft oder minderwertige Matratzen beeinflusst wird. "Es gibt Hotels, wie das Benjamin Royal Sonesta in New York City, die sich ­vollkommen auf das Schlaferlebnis konzentrieren und an verschiedenen Hebeln ansetzen. Das dortige Rest-&-Renew-Sleep-Program reicht bis hin zum Schlaf-Coach", sagt Marian Stoschitzky. Doch dieses umfassende ­Programm sei sehr teuer und nicht so einfach multiplizierbar wie die Lichtmodule.

Die Technische Universität Wien und das Wirtschaftsförderungsprogramm Inkubator Austria unterstützen Zeitgeber mit Bürofläche und Fördermitteln. Die offizielle Markteinführung des Biorhythmus-Moduls ist für September auf dem Ausstellungsgelände Ka Spaces von Kampmann Hospitality in Garching geplant.

Susanne Stauß